Bildnachweis: EQT Life Sciences.

Mit über 35 Jahren Erfahrung und klarem Fokus auf therapeutische Innovationen zählt EQT Life Sciences zu den etabliertesten Venture-Investoren Europas.

Plattform Life Sciences: Herr Broja, EQT Life Sciences blickt auf eine lange Geschichte zurück. Was zeichnet Sie heute aus – und worauf liegt aktuell der Fokus?

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Christoph Broja, Partner, EQT Life Sciences. https://eqtgroup.com. Copyright;: EQT Life Sciences
Christoph Broja, Partner,
EQT Life Sciences. https://eqtgroup.com. Copyright;: EQT Life Sciences

Broja: EQT Life Sciences verfolgt mehrere fokussierte Life-Sciences-Venture-Strategien – mit einem klaren Schwerpunkt auf Biotech. Unsere Wurzeln reichen 35 Jahre zurück; ursprünglich firmierten wir unter dem Namen LSP (Life Sciences Partners). Seit der Übernahme durch EQT sind wir Teil einer globalen Plattform mit sektoraler Tiefe. Innerhalb des Gesundheitsbereichs sind wir der Venture-Arm und investieren aktuell über drei Strategien: Die Core-Strategie deckt das gesamte therapeutische Spektrum ab, von Onkologie bis Kardiologie; die Medtechstrategie konzentriert sich auf Lösungen, die Versorgung verbessern und zugleich Kosten senken; die Dementia-Strategie wiederum adressiert ausschließlich neurodegenerative Erkrankungen – unter der Leitung von Prof. Philip Scheltens, einem der führenden Experten auf diesem Gebiet.

Viele Venture-Investoren differenzieren zwischen Früh- und Spätphasen. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Wir investieren mit unseren Strategien in unterschiedliche Stadien – von präklinisch bis spätere klinische Entwicklung, vereinzelt auch in kommerzielle Opportunitäten. Meist steigen wir ein, wenn größere Summen und klinische Umsetzung gefragt sind. Unsere Tickets reichen bis zu 60 Mio. EUR pro Unternehmen. Wir setzen gezielt nicht auf „Single-Asset-Strategien“, sondern präferieren Plattformen, die in mehreren Indikationen Wert generieren können.

Wie wichtig ist dabei Europa als Standort?

Sehr wichtig – 60% bis 70% unserer Investments tätigen wir in Europa. Auch wenn es Herausforderungen gibt, sehe ich für den Standort enormes Potenzial. Es braucht den politischen Willen und die richtigen Rahmenbedingungen. Wissenschaftlich und personell ist Europa hervorragend aufgestellt – und wir sehen zunehmend Gründer mit globalem Anspruch.

Können Sie konkrete Beispiele aus Ihrem Portfolio nennen?

Tubulis etwa – eine 128-Mio.-EUR-Finanzierungsrunde, die wir letztes Jahr angeführt haben, inklusive US-Co-Investoren für die spätere Kapitalmarktanbindung. Oder Ariceum Therapeutics, die wir mitgegründet und in dessen Series-A-Runde wir investiert haben. Weitere Beteiligungen waren Amolyt, Cardior oder ONWARD Medical. Cardior wurde erfolgreich an Novo Holdings verkauft und Amolyt an AstraZeneca.

Wo sehen Sie derzeit die größten Trends im Biotechinvestment?

In der Spezialisierung. Der Dementia Fund steht exemplarisch für diese Tiefe: Fünf Neurowissenschaftler konzentrieren sich ausschließlich auf neurodegenerative Erkrankungen. Auch technologisch gibt es Dynamik – etwa bei Plattformen für RNA, Antibody-Drug-Conjugates (ADCs) oder gezielte Radioligandentherapie. Gleichzeitig wird Kapitaldisziplin wichtiger – angesichts des veränderten Finanzierungsumfelds.

Wie hat sich die VC-Welt insgesamt verändert?

Die Zahl der aktiv investierenden Fonds ist geschrumpft. Große, substanzielle Runden werden derzeit von einer kleineren Anzahl von Fonds geführt. Viele Investoren sind zurückhaltender oder haben begrenzt frisches Kapital zum Investieren. Umso wichtiger ist es, sich über Plattformen wie unsere abzuheben – mit sektoraler Tiefe, starken Teams und globalem Zugang.

Was unterscheidet EQT Life Sciences in diesem Umfeld?

Unsere Einbettung in die EQT-Healthcare-Plattform ist ein großer Vorteil. Wir sind mit den anderen Teams – von Venture über Growth bis Buy-out – eng vernetzt. Über 110 Investment Professionals arbeiten bei EQT ausschließlich im Gesundheitsbereich, unterstützt von mehr als 150 erfahrenen Industrieexperten. Portfoliofirmen anderer EQT-Strategien, z.B. Parexel, können wir auch mit unseren Start-ups unverbindlich und unkompliziert verbinden. Dazu kommt unsere Infrastruktur: Bei Konferenzen wie J.P. Morgan in San Francisco oder bei Terminen in London können wir unseren Portfoliofirmen direkten Zugang zu globalen Hubs bieten.

Zuletzt ein Blick nach vorne: Wird sich an Ihrer Strategie etwas ändern?

Nein – unsere Strategie bleibt: thematisch fokussiert, europäisch verankert, global vernetzt. Wir suchen Unternehmen mit klarer wissenschaftlicher Differenzierung, klinischer Vision und Plattformpotenzial. Und wir werden auch weiterhin versuchen, die Chancen zu nutzen, die in jedem Wandel liegen.

Herr Broja, vielen Dank für das interessante Gespräch! 

Das Interview führte Urs Moesenfechtel.

Autor/Autorin

Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at  | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.