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Das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2022 zurück. „Im zweiten Halbjahr 2022 konnten wir gleich vier neue Unternehmen im IZB begrüßen, was unser Netzwerk aus erstklassigen Wissenschaftlern und Branchenexperten weiter bereichert und den interdisziplinären Austausch zusätzlich beflügelt“, sagt Dr. Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer des Innovations- und Gründerzentrums Biotechnologie. „Besonders freut mich, dass diese Spitzenforschung auf enormes Interesse bei Life-Science-Investoren stößt, die die Unternehmen im Jahr 2022 mit Finanzierungen von gut 220 Mio. Euro unterstützt haben.“

Gelungenes zweites Halbjahr bei Finanzierungen von IZB-Start-ups

Nach einem erfolgreichen ersten Halbjahr 2022 mit Finanzierungen von über 170 Mio. EUR sicherten sich die Entrepreneure im IZB auch im zweiten Halbjahr Deals in Höhe von 52,5 Mio. EUR.

Im Oktober gab adivo, Spezialist in der Erforschung speziesspezifischer therapeutischer Antikörper für Haustiere, einen Zuschuss des European Innovation Council (EIC) Accelerator in Höhe von 2,5 Mio. EUR bekannt. Die Förderung soll zur Beschleunigung der Entwicklung des firmeneigenen Antikörperprogramms verwendet werden, das den wachsenden Bedarf an neuartigen Therapieoptionen für Hunde mit entzündlichen Darmerkrankungen adressiert.

CatalYm, Pionier für GDF-15-Targeting in der Immunonkologie, hat im November den Abschluss einer Serie-C-Finanzierungsrunde in Höhe von 50 Mio. EUR bekanntgegeben. Die Runde wurde von den neuen Investoren Brandon Capital und Jeito Capital angeführt, unter Beteiligung der bestehenden Investoren Forbion, Novartis Venture Fund, Vesalius Biocapital III, Bayern Kapital, BioGeneration Ventures und Coparion. Die Finanzierung soll die weitere klinische Entwicklung des Hauptkandidaten Visugromab voranbringen. Der monoklonale Antikörper wird momentan in einer Phase II-Studie bei Patienten mit soliden Tumoren untersucht.

Darüber hinaus sicherte sich IZB-Alumnus Immunic Therapeutics, ein biopharmazeutisches Unternehmen mit einer Pipeline von selektiven, oral verfügbaren Immunologie-Therapien zur Behandlung chronischer Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen, im Oktober 2022 eine sogenannte PIPE-Finanzierung (private investment in public equity) in Höhe von 60 Mio. USD (ca. 55,7 Mio. EUR). Die Finanzierung soll die laufende klinische Entwicklung der drei führenden Produktkandidaten des Unternehmens sichern.

Nicht nur Start-ups ziehen ins IZB

Im zweiten Halbjahr 2022 konnte das IZB einige neue Unternehmen auf dem Campus begrüßen. So eröffneten im Oktober gleich zwei Unternehmen Büros im Gründerzentrum. Das Life-Sciences-Team von VC-Investor Andera Partners hat damit nun neben Paris einen weiteren Standort. Bisher hat Andera über seine BioDiscovery-Fondsfamilie mehr als 1,1 Mrd. EUR aufgebracht und in mehr als 75 europäische und US-amerikanische Biotech- und Medtech-Unternehmen investiert.

Des Weiteren eröffnete auch das nordeuropäische Beratungsunternehmen KLIFO ein Satellitenbüro im IZB. KLIFO bietet strategische Beratung und operative Dienstleistungen in allen Bereichen der Arzneimittel- und Medizinproduktentwicklung an.

Mit Atriva Therapeutics zog im November ein weiteres Unternehmen ins IZB. Atriva verfolgt einen neuartigen Ansatz bei der Bekämpfung von bekannten und neu auftretenden viralen Infektionskrankheiten der Atemwege wie COVID-19 und Influenza, bei denen nicht das Virus, sondern vielmehr Wirtszellproteine als Angriffspunkte für die Therapie genutzt werden. Das Hauptprodukt von Atriva, Zapnometinib (ATR-002), ist ein first-in-class Wirkstoff, der in Signalwege in der Wirtszelle eingreift und so die Virusreplikation hemmt und die Immunreaktion des Körpers auf RNA-Viren günstig beeinflusst. Atriva hat weitere Standorte in Tübingen und Frankfurt am Main.

Kurz vor Jahresende konnte das IZB mit T-CURX noch ein Start-up begrüßen. Die Biotech-Ausgründung der Universität Würzburg entwickelt personalisierte Immuntherapien auf Basis von CAR-T Zellen der nächsten Generation für Krebsindikationen mit hohem medizinischen Bedarf. Im Mittelpunkt der CAR-T-Technologien von T-CURX steht eine Sleeping Beauty (SB) Transposon-Gentransfertechnologie. Der Hauptsitz des Unternehmens ist im Innovations- und Gründerzentrum Würzburg.

Mit AMSilk, einem weltweit führenden Anbieter von biobasierten Hochleistungsseidenmaterialien, ist 2022 auch ein Unternehmen dem IZB entwachsen. Mit dem Umzug in speziell angefertigte, größere Büroräume auf dem kürzlich errichteten Campus Neuried in München leitete AMSilk im Oktober die nächste Etappe auf seinem Weg ein, biotechnologisch hergestellte Seidenmaterialien weltweit anzubieten. Mit mehr als 2.000 m2 sind die neuen Büroräume dreimal so groß wie der bisherige Sitz am IZB. Innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre soll die Produktion auf mehrere tausend Tonnen pro Jahr gesteigert werden.

Strategische Investments und neue Forschungskooperationen

Insempra (ehemals Origin.Bio), ein biologiegestütztes Unternehmen, das es Unternehmen ermöglicht, in Partnerschaft mit der Natur überlegene Produkte herzustellen, hat im Juli die Gründung von Solena Materials mit einem strategischen Investment unterstützt. Das Start-up, eine Ausgründung des Imperial College London, entwickelt synthetische Proteine für Hochleistungs-Bekleidungsfasern. Solena soll künftig ein wichtiger Bestandteil der Plattform von Insempra sein, um leistungsstarke, von Natur aus nachhaltige Inhaltsstoffe für eine breite Palette von Branchen zu liefern.

Ebenfalls im Juli gab adivo die Erweiterung einer globalen Forschungskooperation mit einem führenden Unternehmen für Tiermedizin bekannt. Die bestehende Kooperation zur Behandlung schwerer Krankheiten bei Hunden wurde durch die Vereinbarung um die gemeinsame Forschung und Entwicklung von therapeutischen monoklonalen Antikörpern für Katzen erweitert. Gleichzeitig erfolgte die Markteinführung von adivos katzen-spezifischer Antikörperbibliothek FELIX, der ersten vollsynthetischen Quelle für therapeutische Antikörper auf dem Markt. Der Partner will demnach Forschungsprojekte auf Basis von FELIX durchführen, wofür adivo Forschungsgelder, erfolgsabhängige Meilensteine und Tantiemen auf vermarktete Produkte erhält.

Das Biotechnologieunternehmen Eisbach Bio ist Mitglied im Nukleinsäurechemie-Cluster C-NATM, das zu den sieben Gewinnern des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Wettbewerbs Clusters4Future gehört. Das C-NATM-Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, innovative Therapeutika auf Nukleinsäurebasis für die Onkologie zu entwickeln. Zusammen mit Roche hat sich Eisbach verpflichtet, das Netzwerk über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren mit seiner Forschungs- und Entwicklungsexpertise zu unterstützen.

Klinische Fortschritte und regulatorische Meilensteine

Im September veröffentliche CatalYm ermutigende Daten zur klinischen Wirksamkeit und Verträglichkeit seines GDF-Inhibitors zur klinischen Wirksamkeit und Verträglichkeit seines GDF-Inhibitors auf dem Onkologie-Kongress ESMO 2022. In der first-in-human Phase I-Studie wurden Tumorpatienten, die alle vorherigen Therapieoptionen ausgeschöpft hatten, mit dem GDF-15-neutralisierenden Antikörper Visugromab in Kombination mit einer Anti-PD-1-Therapie behandelt. Derzeit läuft eine Phase II-Studie mit Visugromab in verschiedenen Tumorindikationen, um die klinische Wirksamkeit sowie die Sicherheit, Pharmakokinetik und Pharmakodynamik weiter zu untersuchen, einschließlich umfassender Biomarker-Bewertungen.

Das am weitesten fortgeschrittene firmeneigene Onkologie-Programm von adivo erhielt im Dezember die eingeschränkte Marktzulassung von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Der Krebsantikörper für Hunde, der auf adivos CAESAR-Plattform basiert, könnte nun von einem beschleunigten Zulassungsverfahren in einem spezifischen Onkologie-Subsegment profitieren.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.