Bildnachweis: BIO CITY LEIPZIG.
Leipzig hat sich zu einem der spannendsten Life-Sciences-Standorte Deutschlands entwickelt – mit Fokus auf Frühphasenunternehmen, durchdachter Förderung und wachsender Infrastruktur. Die leap:up GmbH ist als zentraler Enabler am Standort aktiv. Mit Services, Netzwerk und Raum für Wachstum begleitet sie Start-ups von der Idee bis zur Marktreife. Von Urs Moesenfechtel
Plattform Life Sciences: Herr Hofmann, was macht Leipzig für Investoren besonders attraktiv?
Hofmann: Leipzig hat sich als dynamisches Zentrum für Life Sciences etabliert – von klassischer Biotechnologie und Biopharma über Medizintechnik bis Digital Health. Anders als in gesättigten Clustern gibt es hier viele noch Chancen. Noch sind weniger Investoren hier als andernorts, doch gerade deshalb sind vielversprechende Projekte leichter zu identifizieren. Vor allem kleine und junge Unternehmen finden hier ein Umfeld, das aktiv mitträgt: Stadtverwaltung, Technologiezentren, Fördermittelgeber und Stiftungen ziehen an einem Strang. Die Stadt Leipzig hat Life Sciences als einen von drei strategischen Schwerpunktbereichen definiert – mit dem stärksten Rückhalt im Portfolio. Das schafft Verlässlichkeit und Perspektive für Investoren.
Welche Rolle spielt leap:up in diesem Ökosystem?
Wir sind ein „One-Stop-Service-Partner“. Wer in der Life-Sciences-Branche hier ein Unternehmen aufbaut, findet bei uns Unterstützung auf allen Ebenen – von der Fachkräfteentwicklung über regulatorische Begleitung (MDR, IVDR) bis hin zu Marktzugang und Pilotierungen in der Versorgung. Wir wollen nicht nur beraten, sondern aktiv mitarbeiten.
Ein Beispiel?
Die MEDICAL FORGE Leipzig ist unser zwölfmonatiges Accelerator-Programm für Medtechs. Es unterstützt Unternehmen auf dem Weg in den Markt – von der Zertifizierung über die Erstattungsfähigkeit bis zur Einführung ins Versorgungssystem. Die Teilnehmer erhalten Zugang zu hochmodernen Laboren und Werkstätten sowie intensives Coaching. Seit dem Start 2022 haben wir 30 Firmen begleitet – darunter 18 ausländische. Aus mehreren entstanden dauerhafte Ansiedlungen in der Region. Das stärkt den Standort und erhöht seine Attraktivität für Investoren.
Welche Finanzierungsmöglichkeiten stehen Gründern zur Verfügung?
Ein zentrales Instrument ist das Programm BioInnovate Saxony, das die Universität Leipzig mit der Sächsischen Beteiligungsgesellschaft und uns betreibt. Es stellt jährlich bis zu drei Start-ups jeweils 300.000 EUR Startkapital bereit – besonders wertvoll für frühe Phasen. Hinzu kommt GOLDTRACK Ventures, ein neu entstehender VC-Fonds mit Leipziger Wurzeln, der künftig europäische Life-Sciences-Start-ups unterstützt. Das erste Closing steht kurz bevor. Dass ein Cluster-Initiator wie wir aktiv an der Entstehung eines solchen Fonds mitwirkt, ist bundesweit eher die Ausnahme. Ganz neu an den Start geht demnächst unser Company Builder ignite medical ventures. Mit ihm können wir ungenutztes IP aus Forschungseinrichtungen und Unternehmen auch dann zu kommerzialisieren helfen, wenn sich darin niemand findet, der als Gründer die Idee zum Produkt machen möchte.
Wie unterstützt die Stadt Leipzig darüber hinaus?
Neben einem Mittelstandsförderprogramm, das gezielt Life-Sciences-Projekte stärkt, verfolgt die Stadt eine klare Sichtbarkeitsstrategie. Wissenschaftliche Exzellenz soll besser wahrgenommen werden. Deshalb holen wir Veranstaltungen wie die SACHS Konferenz „1st Annual European Biopharma Obesity Innovation Forum“ oder den „GoingPublic Media Finance Day“ nach Leipzig. Gleichzeitig zeigen wir Präsenz auf nationalen Branchenevents. Ziel ist, die Szene nach Leipzig einzuladen – und Leipzig zur anerkannten Bühne für Innovation und Investition zu machen.
Wie bewerten Sie die Perspektiven des Standorts?
Sehr positiv, denn es gibt ein starkes politisches Commitment. Viele Unterstützungsangebote sind mittlerweile unabhängig von staatlicher Förderung tragfähig. Selbst bei wirtschaftlichen Herausforderungen werden die Life Sciences Priorität behalten. Auch Wachstum ist adressiert: In vielen Regionen fehlen Laborflächen; ein echtes Hindernis für Skalierung. Leipzig hat früh reagiert: Bis 2026 entstehen rund 60.000 m² neue Büro- und Laborflächen speziell für die Life Sciences. Weitere Projekte sind in Planung. Damit wird die Infrastruktur kein Flaschenhals sein – denn wir schaffen Raum für Ideen, Unternehmen und Investitionen.
Herr Hofmann, vielen Dank für das interessante Gespräch.
Das Interview führte Urs Moesenfechtel.
Autor/Autorin
Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.