Bildnachweis: Sofinnova Partners.
Sofinnova Partners ist eine führende europäische Venture-Capital-Gesellschaft mit globaler Reichweite.
Plattform Life Sciences: Sofinnova hat kürzlich Biovelocita II, Europas größten Biotech-Acceleration-Fonds, mit 165 Mio. EUR und Unterstützung von Pharmaunternehmen wie Pfizer und Amgen aufgelegt. Welche strategischen Ziele verfolgt Sofinnova damit?

Dr. Nägler: Biovelocita II schlägt eine starke Brücke zwischen Wissenschaft und Risikokapital. Der Fonds hilft dabei, vielversprechende Forschungsergebnisse rasch in Biotech-Startups zu überführen. Diese Initiative spiegelt Sofinnovas übergeordnetes Ziel wider: Innovation zu beschleunigen, indem wir akademische Forschung mit Unternehmensgründern zusammenbringen und bahnbrechende Therapien schneller zu den Patienten bringen. Auch wenn Sofinnova europaweit aktiv ist, konzentriert sich diese Strategie derzeit auf Italien, das Vereinigte Königreich, Frankreich und Dänemark – mit dem Ziel, sich künftig breiter in Europa aufzustellen. Deutschland bleibt ein zentraler Fokus für die Sofinnova-Plattform. Wir prüfen dort aktiv Investitionsmöglichkeiten, denn wir erkennen die starke wissenschaftliche Basis und das noch unausgeschöpfte Potenzial des Biotech-Start-up-Ökosystems.
Mit dem Digital Medicine Fund in Höhe von 200 Mio. USD investiert Sofinnova in Startups an der Schnittstelle von Biologie, Daten und Informatik. Wie sehen Sie das Potenzial digitaler Medizin in Deutschland?
Unsere Digital-Medicine-Strategie unterstützt Start-ups in ganz Europa, auch in Deutschland, die mit datengetriebener Biologie konkrete Fortschritte im Gesundheitswesen erzielen. Der deutsche Markt ist bereit für digitale Innovationen: Er bietet eine starke klinische Infrastruktur und eine wachsende Nachfrage nach KI-gestützten Lösungen – trotz regulatorischer Hürden. Ein Beispiel ist unser Investment in deepc, ein Münchner Unternehmen für Radiologie-KI. Die Plattform funktioniert wie ein App Store für Radiologen, integriert sich nahtlos in klinische Arbeitsabläufe und verbessert Diagnosegenauigkeit und Effizienz – ohne Unterbrechungen. Wir sehen starke Synergien in unserem Portfolio, etwa in Diagnostik, Fernüberwachung und KI-gestützter Wirkstoffforschung.
In den letzten fünf Jahren hat Sofinnova das verwaltete Vermögen auf über 4 Mrd. EUR verdoppelt und sieben spezialisierte Investmentstrategien etabliert. Wie positioniert sich Sofinnova in einem zunehmend kompetitiven VC-Markt und welche Trends erwarten Sie für die kommenden Jahre, insbesondere in Deutschland?
Dank unserer erfolgreichen Bilanz, unserer klaren Strategie und unserem weitreichenden Netzwerk ist Sofinnova gut aufgestellt, um in Europas VC-Landschaft führend zu bleiben. In den letzten fünf Jahren haben wir unser verwaltetes Vermögen auf über 4 Mrd. EUR verdoppelt und sieben spezialisierte Investmentstrategien aufgebaut, die Innovation entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Life Sciences unterstützen. Unser Ansatz kombiniert eine starke lokale Präsenz in Schlüsselmärkten Europas mit einer globalen Perspektive – denn europäische Start-ups konkurrieren heute nicht nur mit Unternehmen in den USA, sondern zunehmend auch mit neuen Innovationszentren in Asien. Diese globale Reichweite ist entscheidend, um unsere Portfoliounternehmen beim internationalen Wachstum zu unterstützen. Deutschland verfügt über eines der robustesten und vielversprechendsten Life-Sciences-Ökosysteme Europas. Meine Präsenz hier zeigt unser Engagement, vor Ort aktiv zu sein, um frühzeitig Teams mit großem Potenzial zu identifizieren und sie mit Kapital und strategischer Beratung zu begleiten.
Sie sind seit 2024 Partner bei Sofinnova. Wie bringen Sie Ihre bisherigen Erfahrungen in die Frühphaseninvestitionsstrategie von Sofinnova ein und was sind aus Ihrer Sicht entscheidende Erfolgsfaktoren für Start-ups im Life-Sciences-Sektor?
Mein Ziel war immer, erfolgreiche Unternehmen aufzubauen, die einen klaren „unmet medical need“ adressieren. Der Weg beginnt oft mit einem differenzierten Produktkandidaten oder einer bahnbrechenden Technologie, die in der Regel von Gründern mit tiefer wissenschaftlicher Expertise entwickelt wurde. Unternehmen wie U3 Pharma, Breath Therapeutics und Seamless Therapeutics – in die ich investiert habe – sind dafür gute Beispiele. Bei Sofinnova kann ich diesen Ansatz weiterführen. Wir ergänzen starke wissenschaftliche Teams mit der nötigen Führung und strategischen Ausrichtung für ihr Wachstum und stehen ihnen mit konstruktiver Beratung zur Seite – sowohl in Erfolgsphasen als auch in unvermeidlichen schwierigen Zeiten. Wir wissen, wie Erfolg aussieht, und nutzen diese Erfahrung sowie unser globales Netzwerk, um Gründern den Weg von der Idee bis zum Exit zu ebnen.
Herr Dr. Nägler, vielen Dank für das interessante Gespräch!
Das Interview führte Urs Moesenfechtel.
Autor/Autorin
Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.