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BioNTech hat den Beginn eines eigenen Malaria-Projekts bekanntgegeben. Das Ziel des Projekts ist es, einen gut verträglichen und hochwirksamen Malaria-Impfstoff zu entwickeln sowie nachhaltige Lösungen zur Impfstoffversorgung auf dem afrikanischen Kontinent zu realisieren.

Erweiterung von BioNTechs COVID-19-Impfstoffaktivitäten

BioNTechs Malariaprojekt hat zwei wesentliche Ziele: Das erste Ziel besteht in der Entwicklung eines sicheren und hochwirksamen mRNA-Impfstoffs mit länger anhaltender Immunität zur Vorbeugung von Malaria und krankheitsbedingter Sterblichkeit. Zu diesem Zweck will das Unternehmen mehrere Impfstoffkandidaten untersuchen. Diese könnten bekannte Malaria-Zielstrukturen wie das Circumsporozoiten-Protein (CSP) nutzen, aber auch neue Antigene verwenden, die eigens in der präklinischen Forschungsphase identifiziert werden. Die vielversprechendsten mRNA-Impfstoffkandidaten sollen anschließend für die klinischen Studien ausgewählt.

Der Start der klinischen Studie mit dem vielversprechendsten Kandidaten ist für Ende 2022 geplant. Das Entwicklungsprogramm für den Malaria-Impfstoff ist eine Erweiterung von BioNTechs COVID-19-Impfstoffaktivitäten.

WHO verantwortet Bau von Technologietransferzentren

Das zweite Ziel ist der Aufbau nachhaltiger Lösungen für die Impfstoffproduktion und -versorgung auf dem afrikanischen Kontinent. Derzeit prüft BioNTech nach eigenen Angaben Möglichkeiten, wie das Unternehmen in Zusammenarbeit mit Partnern oder eigenständig hochmoderne mRNA-Produktionsanlagen aufbauen könnte. Die Anlagen sollten verschiedene zugelassene mRNA-basierte Impfstoffe herstellen können, sodass ein nachhaltiger Versorgungsbetrieb gewährleistet wäre. BioNTech würde die eigenen Produktionskapazitäten in unmittelbarer Nähe zu den afrikanischen Technologietransferzentren aufbauen.

Den Bau der Technologietransferzentren verantwortet die WHO. Dies geschieht in Übereinstimmung mit der afrikanischen Produktionsstrategie, die von der Africa CDC entwickelt wurde. Die afrikanische Produktionsstrategie zielt auf die Erweiterung der Produktionskapazitäten von Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ab, sodass moderne Impfstoffe vollständig vor Ort hergestellt werden. So soll die Produktion erhöht und der weltweite Zugang zu Impfstoffen verbessert werden.

„Die Pandemie hat gezeigt, dass Wissenschaft und Innovation das Leben von Menschen verändern können, wenn alle Involvierten auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Wir setzen uns dafür ein, unsere Innovationen dorthin zu bringen, wo sie dringend gebraucht werden“, sagte Prof. Dr. Ugur Sahin, CEO und Mitbegründer von BioNTech.

Im Jahr 2019 gab es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit schätzungsweise 229 Millionen Malariafälle. Die geschätzte Zahl der Malaria-Todesfälle lag im Jahr 2019 bei 409.000. Kinder unter 5 Jahren sind die am stärksten von Malaria gefährdete Gruppe; 2019 entfielen 67 % (274.000) aller Malaria-Todesfälle auf diese Altersgruppe. Die WHO-Region Afrika trägt einen unverhältnismäßig hohen Anteil an der globalen Malariabelastung. Im Jahr 2019 wurden 94 % der Malariaerkrankungen und damit einhergehende Todesfälle weltweit auf dem afrikanischen Kontinent gemeldet.

Klinische Studie für Tuberkulose-Impfstoffkandidaten

BioNTech hat ein umfassendes Programm zur Identifikation von Antigenen für verschiedene Impfstoffkandidaten gestartet. Seit 2019 arbeitet BioNTech mit der Bill and Melinda Gates Stiftung zusammen, um Impfstoffprogramme für das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) und Tuberkulose voranzubringen und Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Zugang zu erschwinglichen Impfstoffen zu ermöglichen. Den Start der klinischen Studie für den Tuberkulose-Impfstoffkandidaten plant BioNTech im kommenden Jahr, nur etwa zwei Jahre nach der Initiierung des Impfstoff- Entwicklungsprogramms. Die Antigen-Identifizierungsprozesse für Malaria und Tuberkulose werden von spezialisierten Teams am Hauptsitz von BioNTech in Mainz durchgeführt.

Im Jahr 2019 erkrankten weltweit schätzungsweise 10 Millionen Menschen an Tuberkulose. Insgesamt starben im Jahr 2019 1,4 Millionen Menschen an Tuberkulose (darunter 208.000 Menschen mit HIV). Weltweit ist Tuberkulose unter den Top-10-Todesursachen und die häufigste Todesursache durch einen einzelnen Infektionserreger (vor HIV/Aids). Zwei Drittel der weltweiten Todesfälle entfallen auf acht Länder, wobei Indien die meisten Todesfälle zu beklagen hat, gefolgt von Indonesien, China, den Philippinen, Pakistan, Nigeria, Bangladesch und Südafrika.

Derzeit entwickelt BioNTech mit seinen Partnern Impfstoffe gegen neun verschiedene Infektionskrankheiten und arbeitet an 15 Onkologie-Programmen im klinischen Stadium, die auf vier verschiedenen Wirkstoffklassen basieren, darunter auch mRNA.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.