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Bei den Aktionären der Biofrontera AG wurden gerade in den letzten 15 Monaten die Nerven auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Umfassende strukturelle Neuerungen in der Firmenstruktur, ein mehrfacher Vorstandswechsel, ein Übernahmeversuch durch die Deutsche-Balaton-Gruppe und dazu ein Aktienkurs, der nach dem großen Einbruch im Verlauf des Jahres 2022 unter großen Schwankungen mehrere Erholungsversuche unternahm – die Liste der Turbulenzen ist lang.

Biofrontera: Schwarze Zahlen in 2023 angepeilt

Wirft man dagegen einen Blick auf das operative Geschäft, sind die Chancen gut, dass die Biofrontera AG ihr seit Jahren erklärtes Ziel, dauerhaft schwarze Zahlen zu schreiben, im Geschäftsjahr 2023 realisieren wird. Mit der im Januar beschlossenen Kapitalerhöhung um nominal und real rund sieben Millionen Euro scheint die Gefahr von finanziellen Engpässen aus dem Weg geräumt. Zugleich kann die Entkonsolidierung der ehemaligen US-Tochter Biofrontera Inc. im Verbund mit den letzten Quartalsergebnissen den Weg in eine profitable Zukunft und eine höhere Börsenbewertung ebnen.

9-Monats-Zahlen: 21,9 Mio. EUR Umsatz

In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2022 erzielte die Biofrontera-Gruppe einen Gesamtumsatz von 21,9 Millionen Euro. Gegenüber den fast 18,8 Millionen Euro aus dem Vorjahr ist das eine Steigerung um gut 19 Prozent. Davon entfallen fast 15,3 Millionen Euro auf die Lizenzerlöse der US-Tochter Biofrontera Inc. Die europäischen Märkte, in denen die Biofrontera AG unterwegs ist, steuerten 2,8 Millionen Euro und damit 27 Prozent mehr als vor einem Jahr zum Gesamtumsatz bei. Im dritten Quartal hat das Wachstum des Gesamtumsatzes mit einem Plus von 27 Prozent auf mehr als 6,8 Millionen Euro weiter an Fahrt gewonnen.

Positive Trendwende fortgesetzt

Beim operativen Ergebnis auf EBIT-Basis setzte sich die positive Trendwende der Vorquartale fort: fast 1,5 Millionen Euro im dritten Quartal und mehr als 4,4 Millionen Euro im Zeitraum Januar bis September wurden hier verbucht. Aufgrund der Entkonsolidierung der Biofrontera Inc. ist ein direkter Vergleich der Gewinn- und Verlustrechnung mit dem Vorjahr nicht aussagekräftig, da in den Vorjahreszahlen die Zahlen der Biofrontera Inc. enthalten sind.

Positives EBITDA erwartet

Für das Geschäftsjahr 2022, dessen Zahlen die Gesellschaft am 20. April präsentieren will, erwartet die Biofrontera AG einen Umsatz von 24 bis 27 Millionen Euro und ein positives EBITDA im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Um das bei den Investoren verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen, muss das neue Managementteam um Finanzvorständin Pilar de la Huerta das Marktpotenzial von Ameluz allerdings deutlich besser als in der Vergangenheit ausschöpfen. Die Corona-Pandemie ist überwunden und auch ein Preisdekret im spanischen Markt, das zu deutlichen Umsatzverschiebungen führte, gehört der Vergangenheit an. Damit scheinen die Hürden genommen, die den Absatz von Ameluz in den vergangenen Jahren erheblich beeinträchtigt hatten.

Das 2012 innerhalb der EU und seit 2016 in den USA zugelassene Medikament Ameluz behandelt mittels photodynamischer Therapie Aktinische Keratose an sonnenexponierten Körperregionen wie Kopf, Rumpf und Extremitäten. Die Hautwucherungen, die durch intensive übermäßige Sonneneinstrahlung entstehen, sind eine Vorstufe von Hautkrebs. Bei der photodynamischen Therapie wird Ameluz als wirkstoffhaltiges Gel auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen. Vor allem Hautzellen mit hoher Stoffwechselaktivität wie Tumorzellen wandeln diesen Wirkstoff in seine lichtaktivierbare Form um. Durch eine nachgelagerte Belichtung mit Rotlichtlampen oder Tageslicht lassen sich diese Zellen dann gezielt zerstören.

Breit angelegte Patentstrategie

Um Ameluz langfristig im Markt gegenüber der Generikakonkurrenz zu schützen, verfolgt Biofrontera eine breit angelegte Patentstrategie, die mehrere Ansatzpunkte mit Innovationscharakter bündelt. Dieser Schutz wird weltweit betrieben, um eine regionale Ausweitung der Kommerzialisierung von Ameluz durch potenzielle neue Vertriebspartner für die Zukunft zu ermöglichen. Im Einzelnen handelt es sich um Patente rund um die Nanoemulsionstechnologie, neuartige Belichtungsprotokolle der neuen RhodoLED XL Lampe sowie innovative Behandlungsansätze für die photodynamische Therapie.

Klinische Entwicklung und Zulassungsantrag

Auch in der klinischen Entwicklung ist Biofrontera für die erweiterte Kommerzialisierung von Ameluz breit aufgestellt. Zurzeit betreut das Unternehmen vier klinische Studien zur Indikationserweiterung von Ameluz. Für Ende 2023 ist geplant, einen Zulassungsantrag in den USA für die großflächige Behandlung mit drei Tuben Ameluz einzureichen.

In naher Zukunft will die Biofrontera AG nach eigenen Angaben von vier Faktoren profitieren: der Rücknahme des Preisdekrets in Spanien, der beschleunigten Markteinführung in Skandinavien sowie steigenden Umsätzen in Großbritannien und auf dem Heimatmarkt Deutschland. Dort beginnt sich die Lage zu entspannen, nachdem das Deutschlandgeschäft durch den Abverkauf der Reimportware gedrückt wurde und alle reimportierten verbilligten Tuben jetzt abverkauft sind.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.