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Im Geschäftsjahr 2020 erzielte die Gruppe mit einem Umsatzwachstum von 38 %, das durch die hohe Nachfrage nach SARS-CoV-2-Tests und organisches Wachstum unterstützt wurde, ein bereinigtes EBITDA-Wachstum von 71 % auf 679 Mio. EUR und steigerte das bereinigte Betriebsergebnis um 99 % auf 504 Mio. EUR. Der freie Cashflow (vor Finanzierungskosten) verbesserte sich auf 272 Mio. EUR.

Mittelfristig erwartet SYNLAB ein jährliches Umsatzwachstum von rund 10 %, wobei hier der Bereich des organischen Wachstums von nach Unternehmensangaben rund 3 % unterschieden werden muss vom Wachstum durch M&A-Aktivitäten. Durch die hohen operativen Skaleneffekte wird voraussichtlich eine bereinigte EBITDA-Marge von rund 23 % erreicht. Bei einer Cash Conversion Rate von 45-50 % wird außerdem ein hoher freier Cashflow erwartet – der eine wichtige Grundlage der M&A-Aktivitäten ist.

Die Gruppe strebt derzeit eine Dividendenausschüttungsquote von 20-30 % des bereinigten Nettoergebnisses an. Die erste Dividendenzahlung wird 2022 erwartet.

Für 2021 prognostiziert SYNLAB einen Konzernumsatz von mehr als 3 Mrd. EUR. Dies entspricht einem erwarteten Anstieg des Gesamtumsatzes um 17 %, davon ca. 10 % organisch (ohne den erwarteten Effekt aus der COVID-19-Pandemie). Die Gruppe geht davon aus, dass das organische Wachstum durch den kürzlich erfolgten operativen Start der auf 15 Jahre vereinbarten Partnerschaft mit dem Guy’s and St Thomas‘ NHS Foundation Trust und dem King’s College Hospital NHS Foundation Trust im Südosten Londons stark unterstützt wird. Der freie Cashflow (vor Finanzierungskosten und M&A-Aktivitäten) soll sich auf 300-350 Mio. EUR belaufen.

Die Gruppe will mit dem Nettoerlös aus dem Verkauf der neu ausgegebenen Aktien im Rahmen des IPO bestimmte ausstehende Finanzverbindlichkeiten zurückzahlen. Dadurch soll der Verschuldungsgrad (Nettofinanzverbindlichkeiten/bereinigtes EBITDA) mittelfristig weiter auf unter 3,0x sinken.

Wie es nun zu den guten Gepflogenheiten immer mehr gehört, veröffentlichte auch SYNLAB den ersten ESG-Bericht, der einen Überblick über die ESG-Aktivitäten und mittelfristigen Verpflichtungen des Unternehmens bietet sowie die im Jahr 2020 erzielten Fortschritte vorstellt.

Beteiligte Banken

Goldman Sachs und J.P. Morgan begleiten den geplanten Börsengang als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners. BofA Securities, Deutsche Bank, Barclays, BNP PARIBAS, HSBC, Jefferies und UniCredit Bank AG wurden als Joint Bookrunners mandatiert. Crédit Agricole CIB und Natixis handeln als Co-Lead Managers. Lilja & Co. ist der unabhängige Berater der Gesellschafter und von SYNLAB.

Die Gesellschaft und die Hauptaktionäre, zu denen die institutionellen Aktionäre sowie der Gründer von SYNLAB Dr. Bartl Wimmer gehören, haben zu marktüblichen Bedingungen eine Lock-up-Periode von 180 Tagen ab dem ersten Handelstag der Aktien der Gesellschaft vereinbart. Der Vorstand hat der Einhaltung einer gestaffelten Lock-up-Periode zwischen einem Jahr und drei Jahren zugestimmt.

Für den geplanten Börsengang wurde die SYNLAB AG als neue Holdinggesellschaft der SYNLAB-Gruppe gegründet. Vor der Erstnotierung der Aktien der Gesellschaft werden die Altaktionäre von SYNLAB ihre Anteile an der derzeitigen Holdinggesellschaft SYNLAB Ltd. in die SYNLAB AG einbringen und dafür Aktien der SYNLAB AG erhalten.

Prof. Dr. David Ebsworth wird Aufsichtsratsvorsitzender der SYNLAB AG

Anlässlich der Änderung der Rechtsform in eine deutsche Aktiengesellschaft (AG) hat die Gesellschaft einen Aufsichtsrat eingerichtet. Den Vorsitz führt Prof. Dr. David Ebsworth. Prof. Ebsworth verfügt über mehr als 40 Jahre Erfahrung in der Gesundheitsbranche. Er war CEO der Galenica AG und der Vifor Pharma AG und leitete als Global Head den Bereich Pharma der Bayer AG. Prof. Ebsworth war Verwaltungsratsvorsitzender zahlreicher börsennotierter und nicht-börsennotierter Unternehmen in der Gesundheitsbranche und fungierte in verschiedenen Aufsichtsgremien als Vorsitzender des Prüfungs-, Vergütungs-, Nominierungs- oder Governance-Ausschusses. Marc Welters, Gewerkschaftssekretär der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), ist der designierte stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende.

Der neue Aufsichtsrat wird aus zwölf Mitgliedern bestehen, davon sechs Aktionärs- und sechs Arbeitnehmervertreter. Neben Prof. David Ebsworth zählen Barbara Lambert, Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Börse und der Banque Pictet & Cie SA; Dr. Bartl Wimmer, Gründer von SYNLAB; Peter Catterall, Partner bei Cinven; Anastasya Molodykh, Principal bei Cinven; und Christian Salling, Senior Partner bei Novo Holdings A/S zu den vorgesehenen Aktionärsvertretern. Neben Marc Welters wurden Karin Bierstedt, Dr. Stefan Graf, Dr. Ute Hasholzner und Rene Schmidt-Ferroud von SYNLAB als Arbeitnehmervertreter bestellt. Sie werden zudem ergänzt durch Iris Schopper von der IG BCE.

Blick auf die Konkurrenz

Als einer der größter Konkurrenten im Geschäftsfeld kann die Eurofins Gruppe betrachtet werden, die auch in den Corona-Test-Medienberichten immer wieder auftaucht. Die französische Gruppe verfolgt auch mit dem in der Vergangenheit dynamischen Zukauf diverser Labordienstleister eine ähnliche Strategie wie SYNLAB. Eurofins berichtet in den letzten Jahren ein Umsatzwachstum von ca. 20% (2019: 4,5 Mrd EUR; 2020: 5,4 Mrd EUR),  zudem nach nahezu gleichbleibendem Nettoerlös in den Jahren 2018 auf 2019 (ca. 200 Mio. EUR) von einem sprunghaften Anstieg auf nun rund 540 Mio EUR im Corona-Jahr 2020 (+ 120%) und liefert damit ähnliche Steigerungsraten wie SYNLAB. Der Aktienkurs der Franzosen hat sich innerhalb eines Jahres auf rund 88 EUR (Stand heute) nahezu verdoppelt.

Fazit

Mit Synlab geht ein Unternehmen der medizinischen Grundversorgung an die Börse, dessen Geschäftsstrategie der letzten Jahre aufzugehen scheint. Durch viele größere und kleinere Zukäufe ist ein in entsprechenden Wachstumsregionen breit aufgestellter und mit der Ärzte- sowie Wissenschaft bestens vernetzter Dienstleister entstanden, der zu den Topanbietern von diagnostischen Tests gehört. Die weitere Wachstumsstrategie ist unter Coronabedingungen mit besonderen Glaskugel-Fähigkeiten nur seriös vorherzusagen, da niemand die weiteren Entwicklungen und Auswirkungen der Pandemie abzuschätzen vermag. Gleichzeitig kann sich eine Verstärkung oder Verlängerung diverser Test-Notwendigkeiten – oder auch die plötzliche Überflüssigkeit all dieser Tests – in die eine oder andere Richtung in die Geschäftsentwicklung dieses Unternehmens stärker auswirken, wenn man auch berücksichtigen sollte, dass die Sars-CoV2-Testung nur ein Teil der Unternehmensaktivität ist.

Zur Berücksichtigung bei einer Kaufentscheidung sei auf die (positive) Entwicklung auch konkurrierender Unternehmen in mehreren zurückliegenden Jahren hingewiesen.

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