Michel Gerber, Präsident IR club Schweiz
Michel Gerber, Präsident IR club Schweiz

Zur Professionalisierung reicht es zumeist nicht, „nur“ von Best Practices zu lernen, sondern es bedarf auch einer gemeinsamen Berufskultur, geteilter Standards und einem einheitlichen Berufsbild. In Deutschland hat der DIRK diese insbesondere durch seine Aktivitäten in der Weiterbildung und Unterstützung von Forschung in dem Bereich befördert. Ist dies auch Thema bei Ihnen?

Selbstverständlich, wobei man beachten muss, dass der DIRK im grösseren (Kapital-) Markt Deutschland und mit einer Vielzahl an Mitgliedern anders agieren kann. Der CIRO als Zertifizierungskurs ist eine gute Sache, dessen Adaption wir auch in der Schweiz prüfen. Aktuell haben wir mit CIRA und DIRK bereits gemeinsam ein etabliertes Ausbildungsseminar für IR Assistenten im Angebot, welches dem Alltag der Praktiker gerecht werden soll. Es vermittelt fundiertes Basiswissen und bietet die Möglichkeit zum Netzwerk-Aufbau mit Schweizer, Deutschen und Österreichischen Kollegen und findet Anfang November statt.

Sie arbeiten eng mit Ihren deutschen und österreichischen Kollegen vom DIRK und der österreichischen C.I.R.A zusammen. Wobei kooperieren Sie ganz konkret? Wollen Sie diese Zusammenarbeit weiter stärken?

Das eben genannte Beispiel der Weiterbildung ist ein Bereich, in dem wir eng verzahnt sind mit dem DIRK wie auch der C.I.R.A . So sind alle drei Vereine zusammen Veranstalter und realisieren in der Kommunikation wie auch im Teilnehmermanagement Synergien. Zudem findet bei regelmässigen Meetings ein institutionalisierter Austausch mit den Kollegen statt. Dieser ermöglicht sowohl einen Wissenstransfer als auch Inspiration für die Aktivitäten im eigenen Verein oder eben für die Weiterentwicklung der gemeinsamen Services und Bildungsangebote.

Investor Relations in Deutschland haben sich eindeutig als Berufsfeld etabliert, auch wenn es hinsichtlich der Ausübung von IR in Unternehmen und dem Verständnis bei Professionals noch Unterschiede gibt. Wie würden Sie den Status quo in der Schweiz in Hinblick auf die IR-Funktion beschreiben?

Hier muss zwischen den grösseren Schweizer Unternehmen im Auswahlindex SMI oder SPI und kleineren kotierten bzw. nicht-kotierten Unternehmen unterschieden werden. Bei letzteren spielen IR keine Rolle; die Finanzkommunikation ist immer noch mit der Börsenkotierung und nicht der Deckung des Kapitalbedarfs im Eigen- und Fremdkapitalbereich verbunden. Bei den kotierten Firmen sieht man ebenso wie in Deutschland ein Potpourri, wobei in der Schweiz IR vor allem in den kleineren Unternehmen vermehrt von der Unternehmenskommunikation verantwortet wird. Bei den grosskapitalisierten Unternehmen rapportiert der IRO in der Regel an den CFO oder weniger häufig an den CEO. Gerade bei diesen Unternehmen ist festzustellen, dass es immer mehr IR-Leiter gibt, welche diese Stelle seit mehreren Jahren inne haben und so ein wichtiger Ansprechpartner für den CEO, CFO, die Geschäftsleitung oder auch das Board geworden ist für alle kapitalmarktrelevanten Themen.

Herr Gerber, vielen Dank für das Gespräch

Das Interview führte Dr. Kristin Köhler, vom Center for Corprate Reporting (CCR)

Über Michel Gerber

Michel Gerber ist Präsident des IR club Schweiz und seit gut 20 Jahren als Leiter von Investor Relations Abteilungen tätig. Dies zuerst bei Alusuisse-Lonza, dann ABB und derzeit bei Lafarge Holcim. Zuvor war Michel Gerber lange Jahre als Finanzanalyst bei der Credit Suisse tätig.

 

 

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