Investor Relations als Informationspflicht werden ausschließlich als die Erfüllung der regulatorischen Vorgaben verstanden. Finanzkommunikation ist reaktiv und orientiert sich an den Mindestanforderungen. Investor Relations als Marketingfunktion dienen der Vermarktung der Aktie. Ziel ist die Maximierung des Aktienkurses und ein positives Image des Unternehmens. Davon zu unterscheiden ist die Vermarktung der Equity Story eines Unternehmens und der Einsatz von Marketing-Techniken bei der Investorenansprache. IR sind ein Unterpunkt von Kommunikation. Es gibt andere, die sagen, IR gehöre eher in den Strategiebereich oder stärker ins Accounting. Ich finde für die Außenwirkung sehr, sehr wichtig, wenn eine One-Voice-Policy stattfindet. Und das sollte man zentral steuern.“ (IR-Leiter DAX)

Die altbekannten Widersacher: Kommunikation vs. Finanzen
Der IR-Manager ist analog des Verständnisses von IR als Kommunikationsfunktion insbesondere der Botschafter des Unternehmens im Kapitalmarkt. Anders beim Typus Finanzfunktion: „Wir sind keine Kommunikatoren, wir sind Finanzexperten.“ (IR-Leiter DAX) Investor Relations werden als Unterstützungsleistung der Finanzfunktion im Unternehmen verstanden. Dem IR-Manager kommt insbesondere die Rolle als Informationslieferant und als Erklärer der Zahlen des Unternehmens zu.

IR plus: die integrierte Funktion
IR sind eine eigenständige Funktionseinheit im Unternehmen, das sowohl die Finanz- und Kommunikationsfunktion als auch die Themenbereiche Strategie, M&A, Corporate Governance, Sustainability oder Unternehmensentwicklung verbindet. Sie haben eine ausgeprägte interne Dimension. IR werden aufgrund dessen als adäquater Ansprechpartner seitens der verschiedenen (professionellen) Kapitalmarktakteure wahrgenommen: „Ich glaube nicht, dass IR nur die Funktion haben, der verlängerte Arm des CFO zu sein und Zahlen zu schieben. […] Ich mache auch Corporate Communications, […] Business Development, […] Strategie […].Man kann dem Management nur den Rücken frei halten, wenn man ein bisschen mehr kann als Zahlen drehen oder die GuV rauf‐ und runter zu jodeln.“ (IR‐Leiter DAX)

Fazit: Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?
Die Typen sind natürlich nicht ganz trennscharf. Sie entsprechen jedoch aktuell als auch in historischer Perspektive anzutreffenden Ausprägungen. Vor diesem Hintergrund lässt sich schwerlich von einem einheitlichen Berufsverständnis sprechen.

Dr. Kristin Köhler ist Geschäftsführerin des Center for Corporate Reporting (CCR) in Zürich.

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