Die unaufhaltsamen Antriebskräfte der Globalisierung prägen weiterhin sämtliche Aspekte unserer Gesellschaft, der Wirtschaft und auch des unternehmerischen Handelns.
Nehmen Sie beispielsweise Tesla Motors, dessen Bewertung die von General Motors überholt hat. Tesla hat hunderte Mio. USD investiert, um sich in der Automobilbranche zu etablieren. Ein Goldesel ist das Unternehmen deswegen noch nicht – Bloomberg meldete, dass Tesla seit seiner Gründung 2003 lediglich zwei profitable Quartale vorweisen kann. Dennoch halten Anleger Tesla für wertvoller als General Motors, einen der etabliertesten Automobilhersteller der Welt mit einem weitreichenden Distributionsnetz, enormer Größe, globalem Goodwill und weltweiter Markenbekanntheit.

Fortschritt durch technologische Neuerungen?

Globalisierung bildet den Kern dieser offensichtlichen Anomalie: Teslas Daseinsberechtigung begründet sich in Innovation, Technologie und Konnektivität. Elon Musk, CEO und Mitbegründer des US-Unternehmens, treibt nicht der Wunsch an, Tesla zum weltweit größten Automobilhersteller zu machen. Musk verfolgt ein bedeutsameres Ziel: Er will die Art und Weise des Reisens sowie die ausgewählten Reiseziele wie (und wohin) wir reisen verändern.
Die Automobilindustrie ist ein bildhaftes Beispiel dafür, wie die Globalisierung heute unternehmerische Entscheidungen prägt. Zwar mag protektionistische Rhetorik die Sendungen von TV- und Radiokanälen füllen; die CEOs der OEMs blicken auf ihrer Suche nach Innovation jedoch über nationale Grenzen hinaus – zum Nutzen ihrer Unternehmen und Kunden.
Die Entscheidung von General Motors, die Marke Opel zu verkaufen, ist ein Beweis dafür, dass dieser traditionsreiche Branchenriese die Notwendigkeit erkannt hat, beweglicher zu werden sowie Mobilität und damit globale Trends für sich zu nutzen.
Wenngleich die Gegenkräfte der Globalisierung sicherlich zum Nachdenken anregen, eröffnen sich in vielen Fällen durch diese Denkpause auch Chancen. Die Märkte stützen nach wie vor aussagekräftige Bewertungen, und viele Unternehmen haben in den letzten Jahren erfolgreich ihre Bilanzen gefestigt. Dies bedeutet, dass die strategischen Treiber und die Rahmenbedingungen für M&A-Aktivitäten weiterhin positiv bleiben.

Ausblick

Bedenken zur globalen Sicherheit beschäftigen CEOs weiterhin und bleiben ein maßgeblicher Faktor bei Transaktionen. Allerdings zeigen sich Vorstände nach wie vor optimistisch: Ihrer Meinung nach, wird sich keine Unruhe breit machen und die Kräfte der Globalisierung werden von diesem Thema unberührt bleiben. Trotz der kurzfristigen Eintrübung durch Populismus, Nationalismus und geopolitischer Unbeständigkeit ist für uns klar: Der in den letzten 20 Jahren prägende Einfluss der Globalisierung auf das M&A-Geschehen wird uns auch in den nächsten zehn Jahren erhalten bleiben.

William J. Curtin, III ist Partner und Global Head of Mergers & Acquisitions bei der internationalen Anwaltskanzlei Hogan Lovells in London, New York und Washington, D.C. Dr. Nikolas Zirngibl ist Partner bei Hogan Lovells mit Sitzund sitzt in München.

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