Die Wahlen zur Präsidentschaft in den USA und zum Brexit in Großbritannien haben gezeigt: Viele Wähler sind der Überzeugung, dass Globalisierung – und damit einhergehend Freihandel und Immigration – einen negativen Einfluss auf ihr Leben haben. Doch allen Ängsten zum Trotz verliert die Globalisierung wirtschaftlich gesehen bisher kaum an Kraft – wird dies auch so bleiben? Von William J. Curtin, III und Dr. Nikolas Zirngibl

William J. Curtin III, Hogan Lovells
William J. Curtin III, Hogan Lovells

Protektionismus ist weiterhin auf dem Vormarsch: Auch wenn Marine Le Pen in Frankreich nicht siegen konnte – sie stand für eine lautstarke nationalistische Bewegung. Umfragen zur in Deutschland bevorstehenden Wahl lassen erkennen, dass auch hier der Reiz einer populistischen Bewegung nicht gänzlich vernachlässigbar ist. Vor diesem Hintergrund erliegt man leicht der Täuschung, dass das Aufkeimen von Populismus und wachsender Nationalismus der Globalisierung mehr oder weniger ein Ende bereitet haben. Die Globalisierung hat jedoch nichts von ihrer ursprünglichen Kraft verloren: Sie war während der letzten 20 Jahre die vorherrschende treibende Kraft für M&A-Aktivitäten und sie wird künftig auch weiterhin weltweit Transaktionen befeuern – Anfang 2017 wurde sogar mit die stärkste M&A-Aktivität seit Beginn der Aufzeichnungen registriert. Laut Dealogic lag der Wert von M&A-Deals im ersten Quartal 2017 bei über 705 Mrd. USD – damit wurde zum ersten Mal seit zehn Jahren die Schwelle von 700 Mrd. USD überschritten. Die Zunahme wurde von Cross-Border-Transaktionen in Höhe von 317,6 Mrd. USD beflügelt.

Trend geht weiter

Warum erwarten wir, dass sich dieser Trend fortsetzen wird? Weil die technologischen und wirtschaftlichen Innovationen, welche die Globalisierung vorantreiben, mittlerweile tief verwurzelt sind. So tief, dass politischer Gegenwind nicht ausreicht, das unablässliche Voranschreiten der Globalisierung aufzuhalten.
Die Milliarden von Menschen, die von der Globalisierung in den vergangenen Jahren profitiert haben, stehen nicht an der Schwelle einer Rückbesinnung auf die falschen Überzeugungen des Nationalismus. Unser Leben hat sich durch Fortschritte bei Kommunikation, Mobilität, Gesundheitsfürsorge und Bildung zum Besseren gewandelt – das sind unglaublich überzeugende Argumente.
Die Tugenden der Globalisierung zu preisen bedeutet aber nicht, die Auswirkungen der Berufung auf Artikel 50, wie in Großbritannien geschehen, oder die Pläne für den Ausbau des Grenzwalls zwischen USA und Mexiko kleinzureden; dies sind Entscheidungen von großer Tragweite.
Derartige nationalistische Tendenzen haben Aufsichts- und Wettbewerbsinstanzen ermutigt, bestehende Mechanismen zu prüfen. Die Folge ist eine erhöhte Komplexität beim Abschluss von Deals. Es gilt nun, mehr regulatorische Hürden zu überwinden – auf keinen Fall ist dies jedoch ein Signal, den Vorhang für künftige M&A-Aktivitäten fallen zu lassen.
Diese nationalistische Stimmung kann nicht von Dauer sein; wir sind überzeugt:, sSie wird sich selbst der Vergänglichkeit überführen.