Thorsten Boeckers
Thorsten Boeckers

Die Befragten konnten Angaben zu Ihrem Anlagehorizont machen und ob sie sich ausreichend durch K+S insgesamt und über den Übernahmevorschlag im Speziellen informiert fühlten. Des weiteren wollten wir wissen, ob das K+S-Management mit der Ablehnung des vorliegenden Vorschlags im Sinne der Privataktionäre handelte und ob sie der Aktie eine Neubewertung auch ohne Übernahmeangebot zutrauten. Zur Auswahl stand eine fünfstufige Skala, die von „Stimme voll und ganz zu“ bis zu „ Stimme überhaupt nicht zu“ reichte. Auch Enthaltungen waren möglich. Die interessanteste Frage war sicherlich die nach dem Verhalten der Investoren im Falle eines öffentlichen Angebots: Hier hatten wir weitreichendere Auswahlmöglichkeiten auf die Frage „Sollte ein Angebot zur Übernahme der K+S Aktie vorliegen, würden Sie dieses annehmen?“ angeboten. Neben „Ja, zu einem Preis von 41 EUR je Aktie“ stand auch zur Auswahl „Ja, zu einem deutlich höheren Preis“, „Nein, ich würde ein Angebot nicht annehmen“, „Ich würde die Stellungnahme des Managements abwarten“ – und auch hier konnte der Aktionär Unentschlossenheit signalisieren oder sich enthalten.

Überwältigendes Feedback
Insgesamt hatten wir rund 140.000 Privataktionäre angeschrieben. Nach Angaben der Marktforscher wären  rund 1.000 Antworten ausreichend gewesen, um die Umfrage als repräsentativ zu qualifizieren. Intern hatten wir mit rund 3.000 Antworten gerechnet. Die Wirklichkeit sah so aus: Nach drei Tagen hatten wir bereits rund 5.000 Antworten erhalten. Daraufhin erreichte uns ein fassungsloser Anruf der Marktforscher aus Berlin. Dort war die Deutsche Post nach dem Wochenende mit einem LKW vorgefahren, um 21.000 Rückbriefe abzuliefern! Letztlich waren wir bei über 40.000 Antworten angelangt, eine schier unglaublich hohe Zahl. Dies entsprach einer Rücklaufquote von fast 30%. An der Repräsentativität dieses Ergebnisses für die Gruppe der Privatinvestoren konnte kein Zweifel bestehen.

Das Ergebnis der Umfrage war ebenso deutlich:  84% unserer Privataktionäre unterstützten die Ablehnung des Vorschlags von PotashCorp durch den Vorstand und Aufsichtsrat von K+S bei einem Preis von 41 EUR je Aktie. Wäre es zu einem öffentlichen Angebot in dieser Höhe gekommen, hätten nur 4% angenommen. 43% hätten die Stellungnahme des Managements abgewartet und 28% der Privatanleger hätten gegebenenfalls ein deutlich höheres Angebot angenommen.

Fazit
Nun ist seit der Umfrage einige Zeit ins Land gegangen. Der kanadische Wettbewerber hat seinen Vorschlag Anfang Oktober zurückgezogen, danach ist unser Aktienkurs zunächst stark gesunken. Auch wenn sich so mancher aus heutiger Sicht sicherlich wünscht, PotashCorp hätte ein öffentliches Angebot unterbreitet und so den Aktionären die Entscheidung über den Vorschlag ermöglicht, gebührt unseren Aktionärinnen und Aktionären ein besonderer Dank. Wir als Unternehmen haben aus den Ergebnissen der Umfrage zahlreiche Erkenntnisse gewonnen. Eine ist, dass der Dialog mit den Privataktionären niemals vernachlässigt werden darf. Aber eines ist für mich als IR-Verantwortlicher eine besondere Erfahrung: Die Aktionärskultur in Deutschland lebt!

Glückauf! Ihr Thorsten Boeckers
Thorsten Boeckers  begann seine berufliche Laufbahn 1993 mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank in Aachen. Danach absolvierte er ein internes Traineeprogramm und wechselte 1999 in die Aktienanalyse der Deutschen Bank in Frankfurt. Von 2002 bis 2011 war er bei Deutsche Post DHL (Bonn) für die Betreuung der institutionellen Investoren und Finanzanalysten verantwortlich. Im Rahmen dieser Funktion leitete er auch das IR-Büro des Konzerns in New York.  Seit Dezember 2012 leitet Boeckers die Einheit Investor Relations in der Zentrale der K+S Aktiengesellschaft in Kassel. Zum Aufgabenbereich zählen neben der Kommunikation mit institutionellen und privaten Investoren u.a. auch die Erstellung des Finanzberichts und die Organisation der HV.

 

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