Die ersten sechs Monate des Jahres zeigten sich in Sachen IPOs stärker denn je: Laut aktueller EY-Analyse sorgten positive Konjunkturaussichten und Rekordstände an den internationalen Börsen im ersten Halbjahr für einen regelrechten IPO-Boom.

Die Zahl der weltweiten Börsengänge stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 70% auf 772, das Emissionsvolumen wuchs sogar um 90% auf 83,4 Mrd. USD. Gemessen an der Zahl der Börsengänge handelte es sich um das stärkste erste Halbjahr seit 2007 – damals waren in der ersten Jahreshälfte weltweit 948 IPOs gezählt worden. Den größten IPO-Anstieg erzielte China: Insgesamt verzeichneten die chinesischen Börsen (einschließlich Hong Kong) 317 Transaktionen – nach gerade mal 100 IPOs im Vorjahreszeitraum. Demnach fanden 41% aller weltweiten IPOs in China statt. Das Emissionsvolumen an den chinesischen Börsen stieg von 10 auf rund 25 Mrd. USD.

In den USA zeigen sich ebenso erfreuliche Ergebnisse: Die Zahl der Börsengänge wuchs um 82% auf 80 – das Emissionsvolumen hat sich sogar von 7 auf 22 Mrd. USD mehr als verdreifacht.

Großbritannien schwächelt; Deutschland holt auf

Dr. Martin Steinbach, Leiter IPO and Listing Services, EY
Dr. Martin Steinbach von EY blickt optimistisch auf den deutschen IPO-Markt.

In Europa lag das Emissionsvolumen mit 17,5 Mrd. USD leicht über dem Vorjahresniveau – die Zahl der IPOs stieg um 8% auf 122, wobei sich der britische Markt relativ schwach zeigte: Hier gab es mit 33 Transaktionen genauso viele Börsengänge wie im Vorjahr, der Emissionserlös sank um 15%  auf rund 3 Mrd. USD.

In Deutschland zeigt sich der IPO-Markt zum Ende des Halbjahrs wieder lebhafter: Nach dem Börsendebüt von Vapiano gestern mit einem Gesamtemissionserlös von 185 Mio. EUR, folgen mit  Delivery Hero und Noratis noch in dieser Woche zwei neue Börsenanwärter. Das gesamte Emissionsvolumen sollte sich laut EY einschließlich dieser Kandidaten im ersten Halbjahr auf 1,4 Mrd. EUR belaufen. Insgesamt sind damit in Deutschland in den ersten sechs Monaten des Jahres fünf Börsengänge zu verzeichnen –  für den 10. Juli ist zudem der sechste Börsengang  mit dem Fintech-Unternehmen The Naga Group angesetzt.

„Alle wichtigen Märkte verzeichnen Zuwächse, die allerdings in China besonders massiv ausfallen. Dort bemühen sich die Aufsichtsbehörden derzeit, die IPO-Pipeline zügiger abzuarbeiten und Zulassungen zu beschleunigen. Aber auch der US-Markt kommt nach einer längeren Durststrecke wieder in Fahrt“, erklärt Dr. Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY

In Europa habe sich die Situation laut Steinbach in den letzten Monaten aufgehellt. Gute Konjunkturdaten würden für gute Rahmenbedingungen am IPO-Markts sorgen, so der IPO-Experte weiter.

Zehn IPOs hierzulande erwartet

In Deutschland wird es nach Steinbachs Erwartung in diesem Jahr etwa zehn Börsengänge geben: „Die Stimmung hat sich nach einem relativ verhaltenen Jahresauftakt zuletzt aufgehellt. Und dass mit Delivey Hero sogar ein sogenanntes Einhorn – also ein junges Unternehmen  mit einer Bewertung oberhalb der Milliardengrenze – aufs deutsche Börsenparkett kommt, dürfte eine starke Strahlkraft haben und kann dem Markt im zweiten Halbjahr neue Impulse geben – zumal schon einige vielversprechende Kandidaten in den Startlöchern stehen.“

Die weltweit größten Börsengänge im ersten Halbjahr waren die Erstnotiz des Instant-Messaging-Dienstes Snap im Volumen von knapp 4 Mrd. USD, gefolgt von Netmarble, einem südkoreanischen Entwickler von Online-Spielen, der 2,3 Mrd. USD einbrachte. An dritter Stelle steht der chinesische Broker Guotai Junan, der bei seinem Börsengang 2,2 Mrd. USD erlöste.

Weltweiter IPO-Markt im ersten Halbjahr (Regionen im Überblick):

Weltweit 1H 2017 1H 2016 %-Entwicklung
Emissionsvolumen (in Mrd. US-$) 83,40 43,96 90%
Zahl der IPOs 772 454 70%
Europa
Emissionsvolumen (in Mrd. US-$) 17,45 16,56 5%
Zahl der IPOs 120 111 8%
China (inkl. Hong Kong)
Emissionsvolumen (in Mrd. US-$) 25,39 10,04 153%
Zahl der IPOs 317 100 217%
USA
Emissionsvolumen (in Mrd. US-$) 22,00 6,96 216%
Zahl der IPOs 80 44 82%

Quelle: EY

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