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GrOwnValve ist ein Spin-off des Deutschen Herzzentrums Berlin und der Charité. Das Unternehmen wurde im Jahr 2019 gegründet und entwickelt patientenindividuelle, körpereigene Herzklappen. Dabei fokussiert sich GrOwnValve auf den Bereich Pädiatrie, die Betreuung von Kindern und Jugendlichen. 

Mithilfe der GrOwnValve können Kinder durch eine „maßgeschneiderte“ Herzklappe geheilt werden. Der Gewebespender ist der Patient selbst. Dementsprechend wächst die Herzklappe im Körper mit und wird nicht von ihm abgestoßen. Zugleich entfällt die Notwendigkeit einer Dauermedikation.

Neue Herzklappe aus eigenem Körpergewebe

Ein Großteil der heute erhältlichen Herzklappenprothesen wird aus tierischem Material hergestellt. Sie haben den Nachteil, dass die Klappen degenerieren, was nach einigen Jahren zu einer Verengung oder einer Undichtigkeit führen kann, sodass eine Wiederholungsoperation nötig wird. „Die GrOwnValve wird mithilfe einer 3D-Formgebung für die Patienten individuell während einer einmaligen, minimalinvasiven Intervention hergestellt“, erklärt Co-Founder Jasper Emeis. „Dazu liefern wir ein sogenanntes Procedure Pack, in dem alle benötigten Medizinprodukte inkl. eines Stents sowie eines Katheters zur minimalinvasiven Einbringung enthalten sind, um die Patienten mit einer körpereigenen Herzklappe zu versorgen.“ Vor allem das Kriterium des körpereigenen Materials der Herzklappe mache die Technologie einzigartig und besonders wertvoll für wachsende Patienten, so Emeis, da im Gegensatz zu herkömmlichen Ersatzherzklappen keine Folgeoperationen benötigt werden.

An den Herausforderungen wachsen

Ein eigenes Unternehmen zu gründen war für Emeis kein besonderes Wagnis. „Tatsächlich komme ich aus einem Start-up-Umfeld und habe mich früh für das Projekt engagiert, sodass ich es jetzt begleiten darf, nachdem es aus der Uni ausgegründet wurde und die Brücke in die freie Wirtschaft zu schlagen ist.“ Zugegeben – für die Kollegen aus der Klinik bzw. aus der Universität verändert sich einiges. Doch man wachse an den täglichen Herausforderungen eines Start-up-Teams und lerne gemeinsam den Industriesprech der Medientechnikbranche. „Mit der GrOwnValve-Technologie können alle im menschlichen Körper befindlichen Klappen ersetzt werden. Wir bearbeiten also einen Millardenmarkt.“, unterstreicht Emeis. Allein in der EU und den USA spreche man von deutlich über 10 Mrd. EUR. „Unser erstes Produkt richtet sich an ein spezifischeres Segment dieses Markts: die Pulmonalklappe in jungen Patienten. Hier warten mehrere Tausend Patienten allein in Deutschland auf eine Lösung“, so Emeis.

Investoren willkommen!

Bisher finanziert sich GrOwnValve hauptsächlich über Innovations- und KMU-Forderungen. So hat das Unternehmen im vergangen Jahr einen Zuschuss in Höhe von 2,5 Mio. EUR sowie eine Beteiligung über 5,3 Mio. EUR durch den EIC Accelerator erhalten, ein Programm des Europäischen Innovationsrats. „Darüber hinaus haben wir jeweils obligatorischen Eigenkapitalanteil mithilfe von Business Angeles aufgebracht. Eine weitere Finanzierungsrunde ist für Ende 2022, Anfang 2023 geplant“, erklärt Emeis. Er weiß: In der Medizintechnik vergehen manchmal Jahre, bis ein Produkt auf den hoch regulierten Markt kommt. Investoren müssen also bereit sein, längere Entwicklungszyklen mitzugehen. Das mag eine besondere Herausforderung sein, etwa gegenüber Softwareentwicklern, die ihre Produkte in kürzeren Zeiträumen auf den Markt bringen und sogleich am Kunden oder Patienten testen können. Der nächste große Meilenstein wird somit sein, erste Daten aus einer klinischen Studie an der Charité zu erlangen. „Dieser Meilenstein wird uns deutlich voranbringen und die anstehende Finanzierungsrunde unterstützen“, ist sich der Co-Founder sicher.

KURZPROFIl GROWNVALVE GMBH

Gründung: 2019

Unternehmenssitz: Berlin

Branche: Medizintechnik/Herzklappen für Pädiatrie

Internet: www.grownvalve.com

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.