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Volta Medical aus dem französischen Marseille stellt KI-Softwarelösungen bereit, die Elektrophysiologen bei Eingriffen am Herzen unterstützen sollen. Ziel ist die Verbesserung des Managements von Herzrhythmusstörungen. Eine klinische Studie dazu wird aktuell geleitet vom Deutschen Herzzentrum München. Von Holger Garbs

 

Die KI-Software VX1 ist bereits kommerziell erhältlich; in Europa trägt sie ein CE-Kennzeichen, in den USA ist sie ein von der FDA zugelassenes Medizinprodukt. Die Technologie nutzt einen Algorithmus, der potenziell relevante Areale in den Herzvorhöfen anzeigt, in denen Fehlerregungen entstehen, die das Herz aus dem Takt sowie zum Flimmern bringen und die mithilfe der sogenannten Ablation verödet werden. Mit der Technologie sollen Elektrophysiologen dabei unterstützt werden, das Phänomen der Herzrhythmusstörungen besser zu verstehen und erfolgreicher zu behandeln. Die Software nutzt Machine- sowie Deep-Learning-Algorithmen, um den Operateuren dabei zu helfen, relevante von weniger relevanten lokalen Elektrogrammen zu unterscheiden und so die besten Areale für die Ablation von Vorhofflimmern während dieser invasiven Untersuchungen zu identifizieren. Das System wertet die Elektrogramme in Echtzeit aus und identifiziert spezifische abnormale, sogenannte dispergierte Elektrogramme. VX1 kann in die meisten bereits verfügbaren Technologien und Instrumente integriert werden. Bis heute wurden weltweit über 700 Eingriffe mit VX1 unterstützt.

Volta Medical: Klinische Studie am Deutschen Herzzentrum München

Von Vorhofflimmern sind etwa 5% der über 65-Jährigen und 14% der über 85-Jährigen betroffen. Ausgehend von 33 Millionen Patienten mit Vorhofflimmern weltweit wurde der Markt für Ablationstechnologien auf 5,4 Mrd. USD im Jahr 2019 geschätzt. Bislang waren die Erregungskreise bei Vorhofflimmern nicht messbar und die Ablationsbehandlung basierte fast ausschließlich auf empirischen Werten sowie der Erfahrung des behandelnden Arztes.

 

Prof. Dr. med. Isabel Deisenhofer.

Am Deutschen Herzzentrum München (DHM) läuft derzeit eine klinische Studie, um die Ergebnisse einer VX1-geführten Verödung, die sogenannte Ablation, von Vorhofflimmern mit der konventionellen Standardablation, der Lungenvenenisolation, zu vergleichen. Die Studie wird geleitet von Prof. Dr. med. Isabel Deisenhofer, Leiterin der Elektrophysiologie am DHM. „Voltas Technologie bietet eine leistungsstarke Lösung zur Verbesserung der Ablationsergebnisse bei diesen Patienten, die einem deutlich erhöhten Risiko für einen schweren Schlaganfall ausgesetzt sind“, sagt Prof. Dr. med. Deisenhofer. „Wenn sich die positiven Eindrücke der aktuellen Studie bestätigen, bin ich überzeugt, dass VX1 eine bahnbrechende Innovation sein wird. Sie hat das Potenzial, den behandelnden Kardiologen zu besseren Ergebnissen bei der Ablation von Vorhofflimmern zu verhelfen.“ Aktuell sind rund 80 Patienten in die Studie eingeschlossen. Neben dem DHM nehmen zwei weitere deutsche Zentren, das Klinikum Coburg und das Städtische Klinikum Karlsruhe, sowie aktuell 14 weitere europäische und sieben US-Kliniken an der Studie teil. Im Januar 2021 konnte Volta Medical unter Leitung von Gilde Healthcare im Rahmen einer Finanzierungsrunde 23 Mio. EUR einnehmen.

 

Kurzprofil Volta Medical

Gründung: 2017

Unternehmenssitz: Marseille/Frankreich

Branche: Healthtech

Anzahl der Mitarbeiter: 45

Internet: www.volta-medical.com

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.