Bildnachweis: Ebenbuild.

Das Software-Start-up Ebenbuild aus dem Health-Tech-Bereich hat eine Seed-Finanzierungsrunde im siebenstelligen Bereich abgeschlossen. Neben dem High-Tech Gründerfonds und Bayern Kapital als Lead-Investoren beteiligten sich mehrere Business Angels am Münchner Start-up. Insgesamt umfasst die Finanzierung 2,5 Mio. EUR. Ebenbuild entwickelt auf Basis von Patientendaten personalisierte Simulationsmodelle von Lungen, sogenannte digitale Zwillinge, um die Behandlungsergebnisse bei künstlicher Beatmung von Intensivpatienten mit akutem Atemnotsyndrom (ARDS) zu verbessern.

Ebenbuild: ARDS wird weltweit noch immer zu selten erkannt und unterbehandelt

Das akute Atemnotsyndrom, kurz ARDS („Acute Respiratory Distress Syndrome“), ist eine schwere und oft tödlich verlaufende Komplikation der Lunge, die in der Regel als Folge anderer Erkrankungen auftritt. Jeder zehnte Intensivpatient und rund 23% aller Beatmungspatienten sind betroffen – weltweit pro Jahr mehr als drei Mio. Menschen. Trotz der Fortschritte in Diagnose sowie intensiver medizinischer Behandlung versterben auch heute noch rund 40% der erkrankten Personen an Lungenversagen. Seit Beginn der Coronapandemie sind die Zahlen sogar noch gestiegen: Mehr als 80% aller Sterbefälle nach einer Corona-Infektion lassen sich auf akutes Lungenversagen zurückführen. Das große Problem: ARDS wird weltweit noch immer zu selten erkannt und unterbehandelt. Im Falle einer Erkrankung sind adäquate Behandlungsmethoden entscheidend.

Ebenbuild wurde im April 2019 von Dr. Kei Müller, Dr. Jonas Biehler, Prof. Wolfgang Wall und Dr. Karl-Robert Wichmann nach langjähriger Forschung an der Technischen Universität München gegründet. Das Unternehmen schickt sich mit seinem Produkt an, die künstliche Beatmung von Intensivpatienten mit akutem Atemnotsyndrom von Grund auf zu verbessern und die Behandlungsergebnisse dauerhaft und deutlich zu verbessern. Dafür entwickelt das Unternehmen auf Grundlage von Patientendaten wie medizinischen Bildern personalisierte Simulationsmodelle der Patientenlungen. Diese „digitalen Zwillinge“ sollen die Suche nach der optimalen Therapielösung für den Erkrankten erheblich erleichtern. Die virtuellen Modelle von Ebenbuild sind in der Lage, Luftströme, einwirkende Kräfte und Gewebedehnungen innerhalb der Lunge vorherzusagen und daraus digitale Biomarker zu berechnen. Das soll Ärzten helfen, die Auswirkungen der Beatmung auf den einzelnen Patienten genau abzuwägen und fundierte Behandlungsentscheidungen zu treffen.

„Wir sind überzeugt, dass wir nun mit unserem Produkt nach jahrelanger Vorbereitung und mehr als 15 Jahren internationaler Spitzenforschung den klinischen Einsatz ins Auge fassen können“, sagt Ebenbuild-Geschäftsführer und CEO Dr. Kei Müller. Jetzt gelte es, mit den neuen finanziellen Mitteln die Weiterentwicklung des Prototypen voranzutreiben, um schließlich die Marktreife und Zulassung als Medizinprodukt zu erhalten.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.