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Das Aachener Start-up PL BioScience will mit humanen Thrombozyten eine neue biologische Basis für Zelltherapien etablieren. Von Stefan Riedel

 

Humanes Plättchenlysat (HPL) ist die biologische Substanz, die PL BioScience in Zukunft Millionenumsätze bescheren soll. Das 2015 als Spin-off der RWTH Aachen gegründete Unternehmen setzt darauf, dass der rapide wachsende Bedarf an Nährlösungen für Zelltherapien in der Stammzellenforschung und in der regenerativen Medizin den HPL-basierten Produkten zum kommerziellen Durchbruch verhilft. Das in den Produkten von PL BioScience verwendete HPL wird in einem biologischen Recyclingprozess aus Blutspenden gewonnen, die bereits zu lange lagern und deshalb nicht mehr für Menschen geeignet sind.

Plattformtechnologie als Basis

Die Plattformtechnologie ELAREM ist die Basis für die Produktgruppen von PL BioScience. Neben den drei erteilten Patenten zum Produktionsprozess bei Zellkulturmedien steht ein weiteres aus, das den neuartigen Prozess für das Gewinnen von Lysaten aus Thrombozyteneinheiten beschreibt. Vorstandschef Dr. Hatim Hemeda, promovierter Molekularbiologie, und Finanzvorstand Christian Wilkes, der vor der Gründung von PL BioScience Geschäftsführer in einem Dienstleistungslabor für Life-Sciences-Unternehmen war, sehen neben den ethischen Gesichtspunkten vielerlei Vorteile der HPL-Lösungen gegenüber dem bislang verwendeten fötalen Kälberserum (FBS), das aus dem Blut von ungeborenen Föten aus Kühen gewonnen wird. Da die molekulare Zusammensetzung von HPL die physiologischen Strukturen im menschlichen Organismus besser widerspiegele, seien die Forschungsergebnisse besser zu verifizieren und lieferten bessere Daten hinsichtlich des Zellwachstums. Darüber hinaus ist fötales Kälberserum für viele Anwendungen in der Zelltherapie aufgrund von Sicherheitsrisiken wie der Übertragung von tierischen Viruserkrankungen nicht nutzbar.

Dr. Hatim Hemeda, PL BioScience.

Angesichts des Wettbewerbsumfelds mit vier Herstellern in den USA und einem in Asien will sich das Unternehmen erst einmal in Europa etablieren. Nachdem es die ersten Kunden aus dem akademischen Umfeld gewonnen hat, erweitert PL BioScience nun stetig die Kundenbasis bei den auf Zelltherapien spezialisierten biopharmazeutischen Firmen. „Der Bedarf unserer Bestandskunden nach unseren Plättchenlysatprodukten steigt kontinuierlich“, erläutert Finanzchef Wilkes. Die Einsatzbereiche für HPL sind vielseitig: Die ästhetische Medizin zählt ebenso dazu wie die Gelenkknorpelregeneration und pharmazeutische Unternehmen, die in präklinischen Tests stammzellbasierte Produkte für verschiedene Krebstherapien wie Leukämie oder gegen Diabetes entwickeln.

PL BioScience sieht sich bis 2023 durchfinanziert. Nach einer vierjährigen Bootstrapping-Phase aus Eigenmitteln der Gründungsgesellschafter sicherte sich das Start-up 2020 die erste Fremdfinanzierung in Höhe von 3,8 Mio. EUR, an der sich drei institutionelle Investoren (TechVision Fonds Aachen, Zukunftsfonds Heilbronn, Brightlands Venture Partners) sowie einzelne Business Angels beteiligten. Der nächste Schritt soll 2023 eine Series-A-Finanzierungsrunde sein, mit der PL BioScience von VC-Gesellschaften mehr als 6 Mio. EUR einwerben möchte.

Christian Wilkes, PL BioScience.

Auf der Suche nach strategischen Partnern

Die aktuell größte Herausforderung im operativen Geschäft sieht das Management darin, Skaleneffekte zu erzielen. Noch sind HPL-basierte Produkte teurer als fötales Kälberserum. „In die bestehenden Produktionsprozesse von größeren Unternehmen zu gelangen ist für kleinere Firmen anfänglich schwierig. Deshalb sind wir auf der Suche nach strategischen Partnern, die schon als CMO-Zulieferer für Big Pharma unterwegs sind“, erläutert Vorstand Wilkes. Um die Lieferfähigkeit in Zukunft zu gewährleisten, müssten deshalb jetzt die Produktionsprozesse in einer Entwicklungsphase optimiert werden, in der die Volumina noch überschaubar seien.

 

KURZPROFIL PL BioScience GmbH

Gründung: 2015

Unternehmenssitz: Aachen

Sektor: Pharmazie

Anzahl der Mitarbeiter: 15

Internet: www.pl-bioscience.com