Bildnachweis: Occident – The Science Investor, www.occident.group.

OCCIDENT – The Science Investor fokussiert sich auf Deeptech und die langfristige Wertschöpfung durch wissenschaftsbasierteInnovationen. Als eigentümergeführter, unabhängiger Investor mit Standorten in München (DE) und Zug (CH) begleitet OCCIDENT visionäre Gründerteams von der Präklinik bis zur Skalierung. Von Urs Moesenfechtel

 

Plattform Life Sciences: Herr Pauer, OCCIDENT positioniert sich als „The Science Investor“. Welche speziellen Herausforderungen ergeben sich aus dieser Fokussierung?

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Michael Pauer,Chief Investment Officer, OCCIDENT – The Science Investor. Copyright: www.occident.group
Michael Pauer,
Chief Investment Officer,
OCCIDENT – The Science Investor. Copyright: www.occident.group

Pauer: Unsere Positionierung als „The Science Investor“ beruht auf unserer Faszination für innovative Technologien und bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse. Als Unternehmer sehen wir die spannende Herausforderung darin, diese wissenschaftliche Basis zu einem Produkt mit einem konkreten Mehrwert für Patient:innen bzw. Kund:innen zu führen. Gerade im Bereich Healthcare sind die Entwicklungszyklen sehr lang; im Bereich Therapeutika begleiten wir unsere Portfoliounternehmen nicht bis zum Market Entry. Durch unsere Erfahrung und unsere komplementären Kompetenzen im Team sind wir in der Lage, mögliche Risiken frühzeitig zu identifizieren und im Portfoliounternehmen zu adressieren. Inhaltlich hilfreich ist dabei der Austausch mit unserem Netzwerk, den Co-Investor:innen, verschiedenen Entwicklungspartner:innen und ein starkes Gründerteam. Schließlich ist aber das gegenseitige Vertrauen für uns immer unerlässlich, um gemeinsam an einer Vision arbeiten und alle Herausforderungen bewältigen zu können. Gerade aktuell sehen wir als Investor eine Herausforderung darin, eine gute Balance zwischen neuen Lösungsansätzen und Altbewährtem zu finden. Laufende Reflexion der eigenen Möglichkeiten ist daher wichtig.

OCCIDENT verfolgt einen unternehmerischen Ansatz. Welche strategischen Vorteile sehen Sie in dieser Praxis?

Grundsätzlich erachten wir unser Setting als sehr vorteilhaft, gerade im aktuellen Marktumfeld mit teilweise herausforderndem Fundraising für klassische Fonds. Unsere Stärke liegt in einer langfristigen, unternehmerischen Denkweise und einer konsistenten Investmentstrategie – gerade bei langen Entwicklungszyklen hilft das unseren Portfoliounternehmen und schafft Vertrauen. Als eigentümergeführter Investor können wir schnelle und pragmatische Entscheidungen treffen, was gerade in der aktuellen Situation einen großen Benefit darstellt.

Dieser Artikel ist in der aktuellen Plattform Life Sciences-Ausgabe 1/25 „Investoren in Life Sciences“ erschienen, die sie hier als E-Magazin downloaden können.

Wie gelingt es OCCIDENT – mit derzeit 19 aktiven Start-ups im Portfolio und sechs erfolgreichen Exits –, die richtige Balance zwischen langfristiger technologischer Innovation und pragmatischer Marktanpassung zu finden?

Nach der Investitionsentscheidung erachten wir das Portfoliomanagement als essenziellen Baustein des Erfolgs. Dabei gilt es für uns, abzuwägen, wo wir Mehrwert generieren können, uns involvieren müssen und wo nicht. Einerseits folgt die Entwicklung in der frühen Unternehmensphase vor allem regulatorischen Anforderungen und ist damit etwas entkoppelt vom allgemeinen Markt. Andererseits ist die langfristige strategische Positionierung eines Start-ups am Markt sehr wichtig, vor allem, nachdem erste Erfolge wie klinische Daten vorhanden sind und Themen wie Kollaborationen oder ein Trade Sale relevant werden. Hilfreich beim Portfoliomanagement ist definitiv auch die Tatsache, dass sich nicht alle unser Start-ups in der gleichen Unternehmensphase befinden. Wir haben aktuell von der Präklinik bis zur Phase II sehr viele verschiedene Entwicklungsphasen im Portfolio vertreten.

Viele Start-ups haben zunehmend Schwierigkeiten, Skalierungspotenzial zu realisieren. Wie geht OCCIDENT mit dieser Schwierigkeit um?

Ich denke, dass es aktuell sehr stark auf die Kreativität aller Beteiligten ankommt. Natürlich braucht jedes Start-up einen Plan, einen Base Case als Grundlage für jede Investitionsentscheidung. Aktuell bewähren sich insbesondere starke Gründerteams, die Unternehmensführung verstehen und damit flexibel agieren., Klar ist aber auch, dass man mittel- bis langfristig mit Kreativität allein kein Unternehmen aufbauen kann, sondern es definitiv wieder mehr Mut und Liquidität vonseiten der Investor:innen benötigt. Da kommt es auf starke Syndikate an.

Herr Pauer, vielen Dank für das interessante Gespräch. 

Das Interview führte Urs Moesenfechtel.

Autor/Autorin

Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at  | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.