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Am Donnerstag (28.08.2025) ist die Aktie des Biotechnologie-Unternehmens Heidelberg Pharma (DE000A11QVV0) schwer unter die Räder gekommen. Der Titel brach in der Spitze um rund 30 % ein und notierte zeitweise bei 3,20 EUR. Am folgenden Tag gab es eine leichte Erholung, Freitagmittag kostete die Aktie rund 3,70 EUR. Der Börsenwert des in Ladenburg (Baden-Württemberg) sitzenden Unternehmens lag zu dem Zeitpunkt bei rund 171 Mio. EUR. Was steckt hinter dem drastischen Kurssturz – und wie geht es für Anleger weiter? Von Gian Hessami

Heidelberg Pharma entwickelt neuartige Krebstherapien. Der Hauptfokus liegt auf der sogenannten Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (ADCs). Das sind Medikamente, die die Präzision von Antikörpern mit der Wirksamkeit von Toxinen verbinden. Die Antikörper sind so konzipiert, dass sie gezielt an Krebszellen andocken und das Toxin direkt in die Zelle transportieren, um sie zu zerstören.

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Aktienkurs Heidelberg Pharma. Stand: 29.8.25, 12:56 Uhr. Copyright: stock3.com
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US-Zulassungsbehörde lehnt Antrag auf Medikamentenzulassung ab

Auslöser für das Kursbeben: Die US-Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat den Antrag des australischen Partners von Heidelberg Pharma, Telix Pharmaceuticals, auf Marktzulassung für das radiopharmazeutische Nierenkrebs-Diagnostik-Produkt Zircaix verweigert und fordert weitere Daten. Hintergrund: Heidelberg Pharma hat in der Vergangenheit die Lizenzrechte für ein Diagnostikum namens TLX250-CDx an das australische Biopharma-Unternehmen Telix Pharmaceuticals vergeben.
Statt der erwarteten Zulassung hat die FDA einen „Complete Response Letter“ geschickt, in dem sie zusätzliche Daten zur Herstellung und Qualitätskontrolle fordert. Konkret will die FDA zusätzliche Daten zum CMC-Paket (Chemistry, Manufacturing and Controls). Die Ablehnung ist ein massiver Rückschlag für Heidelberg Pharma. Denn die Zulassung war an eine wichtige Zahlung gekoppelt: Eine Meilensteinzahlung in Höhe von 70 Mio. USD von einem Finanzierungspartner namens HealthCare Royalty.

Unverzügliche Überarbeitung der Einreichung

In einer Pressemitteilung erklärte Telix, dass man der Ansicht sei, die Bedenken der FDA seien leicht zu beheben. Das Unternehmen kündigte an, unverzüglich mit der Überarbeitung der Einreichung zu beginnen. Telix wolle so bald wie möglich ein Treffen mit der FDA beantragen, um die Mängel zu beheben und einen geeigneten Zeitrahmen für die erneute Einreichung festzulegen. „Wir glauben, dass die noch offenen Fragen lösbar sind und dass wir die verbleibenden Anforderungen der FDA innerhalb eines angemessenen Zeitraums erfüllen können“, sagte Telix-CEO Christian Behrenbruch.

Aktienkurs Heidelberg Pharma August 2025. Stand: 29.8.25, 12:59 Uhr. Copyright: stock3.com
Aktienkurs Heidelberg Pharma August 2025. Stand: 29.8.25, 12:59 Uhr. Copyright: stock3.com

Existenziell für Heidelberg Pharma

Für Heidelberg Pharma könnte die Ablehnung der US-Zulassungsbehörde dramatische Folgen haben. Das Unternehmen ist derzeit nicht profitabel. 2024 gab es einen Nettoverlust von rund 19 Mio. EUR, für 2025 wird ein Minus von 33 Mio. EUR erwartet. Da die Zulassung nun auf unbestimmte Zeit verschoben ist, wird auch die Zahlung nicht fließen. In einer Ad-hoc-Mitteilung teilte das Unternehmen mit, dass die aktuelle Liquidität ohne die Einnahmen nur noch bis ins erste Quartal 2026 reicht. Die Geschäftsleitung diskutiere zudem derzeit gemeinsam mit dem Aufsichtsrat über alternative Finanzierungen sowie Maßnahmen zur Kosteneinsparung.

Spekulatives Investment

Die Unsicherheit über die zukünftige Finanzierung des Unternehmens hat letztlich auch für den massiven Kurseinbruch bei Heidelberg Pharma geführt. Für Anleger ist ein Investment aus heutiger Sicht sehr spekulativ. Sollten die Bedenken der FDA tatsächlich aus dem Weg geräumt und die Marktzulassung erreicht werden, dürfte die Aktie postwendend steil nach oben ausschlagen. Das mittlere Kursziel der Analysten lag vor dem Absturz am Donnerstag bei 10,70 EUR. Aktuell notiert Heidelberg Pharma bei 3,70 EUR. Das Anlagerisiko ist entsprechend hoch: Scheitert die Marktzulassung, ist das Überleben von Heidelberg Pharma ernsthaft gefährdet.

Autor/Autorin

Gian Hessami
Finanzjournalist at  | Website

Gian Hessami ist freiberuflicher Finanzjournalist und schreibt für GoingPublic Beiträge rund um Aktien und den Kapitalmarkt. Dabei stehen die Perspektive des Anlegers sowie die Chancen und Risiken der Investments im Vordergrund. Mit den Finanzmärkten beschäftigt sich der gelernte Zeitungsredakteur bereits seit 2004. Bei Investments fokussiert er sich auf Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffe. Darüber hinaus hat er sich auf Derivate wie Zertifikate und Hebelprodukte spezialisiert. Hessami Corporate Publishing