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Bayern Kapital beteiligt sich aus Mitteln des Wachstumsfonds Bayern 2 mit einem Millionenbetrag an der Pariser TRiCares SAS, deren 100-prozentiges Tochterunternehmen, die TRiCares GmbH aus Aschheim bei München, rund 20 Mitarbeiter in Bayern beschäftigt. Das deutsch-französische Medtech-Start-up entwickelt das Medizinprodukt Topaz, ein katheterbasiertes Herzklappen-Ersatzsystem, zur besseren Behandlung von schwerer Trikuspidalinsuffizienz. Die Investition erfolgte im Zuge des Second Closings einer bereits im September bekanntgegebenen Serie-C-Finanzierungsrunde im Gesamtvolumen von 47 Mio. EUR, zu deren Investoren neben dem Lead-Investor 415 Capital auch Go Capital, Karista, Credit Mutuel Innovation, Wellington Partners, Andera Partners, Biomedinvest sowie ein Konsortium von Privatinvestoren um den Unternehmensgründer Pascal Lim gehören.

TRiCares: Vermeidung von Operationen am offenen Herzen

Herzklappenerkrankungen gehören zu den schwerwiegendsten Herzkrankheiten, von denen in Europa mehr als 12,7 Mio. Patienten und weltweit weitaus mehr betroffen sind. Zwar wurden in den vergangenen Jahren minimal-invasive katheterbasierte Lösungen für die Behandlung von Aorten- und Mitralklappenerkrankungen entwickelt, allerdings keine speziell für die Trikuspidalklappe.

Die Trikuspidalklappeninsuffizienz ist eine häufige und schwerwiegende Erkrankung, bei der die Operation am offenen Herzen und die symptomatische pharmakologische Behandlung die Standard-Behandlungsoptionen darstellen. Aufgrund des hohen Mortalitätsrisikos wird ein chirurgischer Eingriff am offenen Herzen für mehr als 99% der erkrankten Personen jedoch ausgeschlossen – die durchschnittliche Überlebenszeit für Patienten ohne chirurgische Behandlung liegt lediglich bei 2,2 Jahren.

Einen medizinischen Meilenstein in der Behandllung von Trikuspidalinsuffizienz verspricht das transfemorale Herzklappen-Ersatzsystem Topaz von TRiCares. Das Medizinprodukt wurde speziell für Patienten mit schwerer Trikuspidalinsuffizienz entwickelt, um eine riskante Operation am offenen Herzen zu vermeiden. Topaz ist das Ergebnis einer französisch-deutschen Kooperation und wird in einem risikoärmeren minimal-invasiven Verfahren von der Oberschenkelvene des Patienten aus implantiert. Es ist speziell auf die Anatomie der Trikuspidalklappe ausgelegt und ermöglicht so eine einfache Positionierung und hohe Funktionalität.

Zulassungsstudie in den USA

Die neuen finanziellen Mittel der abgeschlossenen Series-C-Runde plant das Unternehmen zunächst zur Deckung der Kosten der momentan laufenden klinischen Erstanwendungsstudie von Topaz (TRICURE FIH Studie) in Belgien, wie auch für die potenzielle Einreichung dieser in anderen europäischen Ländern zu verwenden. Vorwiegend wird das neue Kapital jedoch für die Weiterentwicklung des Produktes und zur Durchführung einer Zulassungsstudie in den USA investiert. Zu diesem Zweck initiiert TRiCares 2023 eine Early Feasibility Studie in fünf amerikanischen Zentren.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ergänzt: „Wir haben den Wachstumsfonds Bayern 2 gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) mit 165 Millionen Euro ausgestattet, um High-Tech-Start-ups in der Entwicklungsphase zu unterstützen. Zu unseren Zielen gehört dabei auch, dass solche Unternehmen weiter in Bayern bleiben und nicht aufgrund fehlender Finanzmittel abwandern müssen. Das Beispiel von TRiCares zeigt, wie dynamisch und innovativ unser bayerisches Ökosystem für Gründerinnen und Gründer ist.“

Operationen an der Trikuspidalklappe gehören zu den riskantesten kurativen Eingriffen, bei denen ein Großteil der betroffenen Patienten aufgrund der hohen Mortalitätsrate als ungeeignet eingestuft wird“, erläutert Dr. Georg Ried, Geschäftsführer von Bayern Kapital. „Mit Topaz entwickelt TRiCares ein innovatives Produkt mit exzellentem Potenzial, diese große Lücke in der Behandlung von Herzklappenerkrankungen zu schließen. Wir freuen uns sehr, TRiCares auf seinem weiteren Kurs Richtung Marktzulassung zu unterstützen.“

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.