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Die Evotec (DE0005664809)-Aktionäre haben auch im Börsenjahr 2025 wenig Spaß mit ihrem Investment. Seit Jahresbeginn hat der im TecDAX und SDAX gelistete Titel rund ein Drittel an Wert verloren. Die überraschend schwachen Zahlen im dritten Geschäftsquartal überschatten den am Tag zuvor bekannt gegebenen Verkauf einer der beiden Produktionsanlagen für biologische Wirkstoffe. Von Stefan Riedel
Schwache Neunmonatszahlen belasten
Die auf die Wirkstoffsuche für Kooperationspartner aus der Pharma- und Biotechbranche spezialisierte Hamburger Biotechfirma Evotec hat enttäuschende Neunmonatszahlen abgeliefert. Der Gesamtumsatz verringerte sich um 7,1% auf 535,1 Mio. EUR. Besonders schlecht entwickelte sich das Geschäft in der größten Sparte D&PD mit der präklinischen Auftragsforschung: Hier sackten die Erlöse um 12,3% auf 392,1 Mio. EUR. Deutlich besser läuft es im Segment JEB mit der Produktion von biologischen Substanzen. Hier kletterten die Erlöse um 11,3% auf 143,4 Mio. EUR.
Operative Verluste trotz Sparmaßnahmen
Die Unterauslastung und die anhaltend hohen Fixkosten sorgten dafür, dass die Einsparungen die sinkenden Einnahmen aus dem operativen Geschäft nicht kompensieren konnten. Die Folge: Sogar die Bruttomarge rutschte in den negativen Bereich. Der bereinigte operative Verlust vergrößerte sich von 6 auf 16 Mio. EUR. Dank der Sparmaßnahmen verringerte sich immerhin der Konzernverlust von 155 auf 118 Mio. EUR.

Prognose 2025 bestätigt
Seine Jahresprognose für 2025 hat Evotec bestätigt. Zwischen 760 und 800 Mio. EUR, das entspricht im besten Fall einem leichten Zuwachs gegenüber den 797 Mio. EUR vom Vorjahr, soll der Umsatz herauskommen. Beim bereinigten EBITDA peilt das Unternehmen 30 bis 50 Mio. EUR an. Das ist ein deutlicher Zuwachs gegenüber den 22,6 Mio. EUR aus 2024.
Ambitionierte mittelfristige Ziele
Die mittelfristigen Ziele bleiben ambitioniert: Bis 2028 erwartet Evotec eine jährliche Wachstumsrate von 8% bis 12% beim Umsatz und eine EBITDA-Marge von über 20%. Hält man sich das satte Umsatzminus in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres vor Augen, muss Evotec in den nächsten Jahren einen gewaltigen Umsatz- und Ertragssprung hinlegen.
Verkauf der Produktionsanlage an Sandoz
Um die Produktionskosten zu verringern, verkauft Evotec die Produktionsanlage für biologische Substanzen an den Kooperationspartner Sandoz. Völlig überraschend kommt die Ankündigung am Abend vor Bekanntgabe des Quartalsergebnisses nicht, denn im Juli hatten beide Seiten bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet. 300 Mio. USD an Einnahmen aus dem Verkauf, dazu weitere 50 Mio. USD für die Technologielizenz, fließen in die Kasse von Evotec. Der Deal basiert auf einem Unternehmenswert von 225 Mio. EUR für die Produktionsstätte.
Meilensteinzahlungen und Biosimilar-Geschäft
Den Veräußerungsgewinn aus der Transaktion beziffert Evotec auf einen im „voraussichtlich niedrigen einstelligen Millionenbereich.“ Dazu kommen bis zu 300 Mio. USD an erfolgsbasierten Meilensteinzahlungen. Die Vereinbarung umfasst insgesamt zehn Biosimilars, also Kopien von Arzneien aus biologischen Substanzen, deren Patentschutz abgelaufen ist.
Ausblick: Fokus auf Partnerschaften und Effizienz
Mit der zweiten Produktionsanlage in den USA will Evotec in Zukunft weiter steigende Umsätze generieren. Um das Wachstum wieder anzuschieben, müssen die Einnahmen mit der Wirkstoffsuche und präklinischen Entwicklung zusammen mit Vertragspartnern wieder ins Laufen kommen. „Wir fokussieren uns auf das, was Evotec einzigartig macht – wissenschaftliche Exzellenz, skalierbare Technologie und starke Partnerschaften“, gibt Vorstandschef Christian Wojczewski die Richtung vor. Um die enttäuschten Investoren wiederzugewinnen, reicht es nicht aus, die Einsparungen für 2025 um 30 auf 60 Mio. EUR zu verdoppeln. Evotec muss wieder mehr liefern – insbesondere Einnahmen aus Forschungskooperationen wie mit Bristol-Myers Squibb, die bereits über 120 Mio. USD an erfolgsabhängigen Meilensteinzahlungen in die Kasse gespült haben.
Fazit
Der heutige Kursrutsch drückt den Börsenwert von Evotec auf knapp über eine Mrd. EUR. Damit sind die negativen Entwicklungen im operativen Geschäft für 2025 eingepreist. Ob der Verkauf der Produktionsanlage für Biologika in Toulouse der von Evotec-Vorstandschef Wojczewski angekündigte „strategische Befreiungsschlag“ ist, muss sich allerdings noch zeigen. Zugleich verstärkt sich der Fokus auf Partnerschaften wie mit dem Pharmakonzern Bristol-Myers-Squibb. Der Aufbau von ersten spekulativen Positonen drängt sich erst dann auf, wenn Evotec wieder steigende Umsätze und Margen verzeichnet.
Autor/Autorin

Stefan Riedel
Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.





