Andera Partners ist ein führender europäischer Life-Sciences-Investor im Bereich. Mit Sitz in Paris und Standorten u.a. in München hat Andera Partners über 4,3 Mrd. EUR under Management und ist mit der BioDiscovery-Fondsreihe seit mehr als 25 Jahren aktiv. Von Urs Moesenfechtel

Plattform Life Sciences: Dr. Litzka, mit BioDiscovery 6 haben Sie 2021 einen der größten europäischen Life-Sciences-Fonds aufgelegt. Wie geht es nun weiter?

Dr. Olivier Litzka, Partner, Andera Partners, www.anderapartners.com

Dr. Litzka: BioDiscovery 6 ist fast ausinvestiert; ein, zwei Investments können noch das Portfolio komplettieren, während wir BioDiscovery 7 vorbereiten. An unserer grundsätzlichen Strategie halten wir aber fest: Rund zwei Drittel unserer Investments fließen in Biotech, ein Drittel in Medizintechnik. Entscheidend ist für uns nach wie vor, dass Projekte innovativ sind und ungelöste medizinische Probleme adressieren.

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Wie spiegelt sich diese Strategie im Portfolio wider?

In der Medizintechnik konzentrieren wir uns in der Kardiologie z.B. auf Herzklappendfirmen wie JenaValve, HighLife Medical und TRiCares. In Italien unterstützen wir Medical Microinstruments (robotergestützte Mikrochirurgie) und im Bereich Neurostimulation hatten wir eine interessante Portfoliofirma in renaler Denervation, SoniVie, bevor sie vor Kurzem von Boston Scientific gekauft wurde. Im Biotechbereich hatten wir mit Amolyt Pharma einen Exit an AstraZeneca und haben in Deutschland z.B. in Tubulis, SciRhom und Ariceum
investiert. Unser Fokus liegt auf Vielfalt in Modalitäten, Indikationen und Phasen. Etwa 70% unserer Investments tätigen wir in Europa, rund ein Drittel in den USA. Wir investieren in frühe, mittlere und späte Phasen, um ein ausgewogenes Portfolio mit verschiedenen Risikoprofilen zu schaffen. Der Erfolg unseres letzten Fonds gibt uns recht: vier Börsengänge und zwei Trade Sales in einem anspruchsvollen Marktumfeld.

Wie trägt Ihre Strategie auch in einem schwierigen Marktumfeld?

Das Marktumfeld ist herausfordernder geworden. IPOs sind kaum realisierbar, und auch Finanzierungsrunden gestalten sich schwieriger. Gleichzeitig bleibt der Innovationsdruck hoch: Die Pharmaindustrie braucht weiterhin neue Produkte – und 70% bis 80% davon kommen heute initial aus der Biotech, nicht mehr aus der Pharma selbst. Deshalb bleiben wir unserer grundsätzlichen Strategie treu, passen sie aber gezielt an. Ein Beispiel dafür ist unser erstes Investment im Bereich AI: Bioptimus in Frankreich. Die Firma nutzt AI zur Optimierung pharmazeutischer Prozesse. Für uns ist AI allerdings keine eigene Kategorie, sondern eine Technologie, die viele unserer Unternehmen als Werkzeug nutzen. Unser Fokus bleibt auf Medikamenten und Medizintechnikprodukten – keine Digitalmedizin, keine Diagnostik. Geografisch beobachten wir verstärkt, was sich in China tut. Dort entstehen zunehmend wirklich innovative Wirkstoffe und Plattformen; nicht mehr nur Nachahmerprodukte. Dennoch: Europa bleibt unser Zentrum und die USA strategisch wichtig – nicht zuletzt wegen der Kapitalmärkte und der Relevanz der Nasdaq für mögliche Exits.

Dieser Artikel ist in der aktuellen Plattform Life Sciences-Ausgabe 1/25 „Investoren in Life Sciences“ erschienen, die sie hier als E-Magazin downloaden können.


Wie sehen Sie Europas Stellung als
VC-Standort im Vergleich zu den USA?

Europa hat in den vergangenen zehn Jahren deutlich aufgeholt. Es gibt mittlerweile mehrere große Fonds mit internationaler Ausstrahlung – auch wir gehören dazu. Die Zusammenarbeit in der Branche funktioniert gut, das Vertrauen ist gewachsen. Zudem leisten öffentliche Akteure wie der High-Tech Gründerfonds oder KfW Capital samt Wachstumsfonds einen wichtigen Beitrag. Aber: Bei Börsengängen führt für wachstumsstarke Biotechs meist kein Weg an der Nasdaq vorbei – allein schon wegen der Marktliquidität und der spezialisierten Investorenbasis.

Im Dezember 2024 haben Sie eine strategische Partnerschaft mit Candriam und New York Life Investments begonnen. Wie entwickelt sie sich?

Der Vertrieb über unsere Partner hat begonnen, die ersten institutionellen Kontakte sind geknüpft. Ziel ist es, unser Wachstum strategisch abzusichern – im Sinne unserer Investoren, aber vor allem für die Unternehmen, die wir begleiten. Wenn wir starke Ergebnisse liefern – wie zuletzt bei Amolyt, SoniVie oder Tubulis –, bleiben unsere Investoren an Bord. Und das ist entscheidend: Denn nur mit einer stabilen Kapitalbasis können wir Innovation ermöglichen, Risiken steuern und echten medizinischen Fortschritt mitgestalten.

Herr Dr. Litzka, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.

Das Interview führte Urs Moesenfechtel.

Autor/Autorin

Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at  | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.