Bildnachweis: NRW.BANK / Christian Lord Otto.

Die NRW.BANK spielt eine zentrale Rolle bei der Förderung von Innovationen und Transformation in Nordrhein-Westfalen. Von Urs Moesenfechtel

 

Plattform Life Sciences: Frau Tjaden-Schulte, Sie sind neu im Vorstand der NRW.BANK. Welche Impulse möchten Sie für Start-ups und KMU im Life-Sciences-Bereich setzen?

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Johanna Antonie Tjaden-Schulte, Vorstandsmitglied der NRW.BANK. www.nrwbank.de. Copyright Bild: NRW.BANK / Christian Lord Otto
Johanna Antonie Tjaden-Schulte, Vorstandsmitglied der NRW.BANK. www.nrwbank.de. Copyright Bild: NRW.BANK / Christian Lord Otto

Tjaden-Schulte: NRW ist ein Schwergewicht im Bereich Life Sciences. Mit einer vielfältigen Hochschullandschaft entstehen hier durch Grundlagenforschung bedeutende Entwicklungen. Städte wie Köln, Düsseldorf und Dortmund stehen gut da, ebenso Aachen und Bochum bei der Medizintechnik. Im Fokus unserer Beteiligungen standen bislang Diagnostik und Plattformen, heute auch Medikamentenentwicklung. Start-ups in diesem Bereich stehen jedoch vor langen Entwicklungszyklen und hohen Kosten. Darauf gehen wir aktiv ein, z.B., indem wir unser Team mit Expertise in Zellbiologie und Pharmazie erweitert haben. Mir ist es ein Anliegen, Innovationen im Bereich Life Sciences zu fördern und zugleich dazu beizutragen, dass NRW als Innovationscluster stärker wahrgenommen wird.

Wie gelingt es der NRW.BANK, Life-Sciences-Unternehmen entlang des gesamten Lebenszyklus zu begleiten?

Unsere Experten unterstützen Unternehmen in allen Lebensphasen – von Gründung über Wachstum bis Exit. Unser Engagement beginnt direkt in Forschungseinrichtungen wie dem Lead Discovery Center in Dortmund. Bei Gründungen werden wir frühzeitig aktiv. In Seed- und Wachstumsphasen engagieren wir uns mit Wandeldarlehen und Minderheitsbeteiligungen. Inzwischen finanzieren wir zudem zunehmend größere Tickets, gerade in der Wachstumsphase. Damit gehen wir auf die Entwicklungen am Markt ein. Die Erträge aus unseren Exits nutzen wir, um langfristig immer wieder neue Engagements eingehen zu können. Außerdem organisieren wir die win NRW.BANK Business Angels Initiative und Events wie die Private Equity-Konferenz NRW, landesweit eines der größten Treffen, um Start-ups und Investoren zusammenzubringen. Darüber hinaus finanzieren wir auch Nachfolgelösungen, die die Zukunft von Unternehmen sichern.

Transformationsförderung gilt als entscheidender Hebel für die Wettbewerbsfähigkeit. Wie unterstützen Sie die „Dreifachtransformation“ aus Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovation?

Diese Dreifachtransformation schafft nicht nur situative Wettbewerbsvorteile, sondern ist essenziell für die Zukunftssicherung. Transformation ist damit der Hebel für langfristig erfolgreiches Unternehmertum. Gleichzeitig ist es jedoch so, dass wir aktuell große Verunsicherungen bei den Unternehmen spüren und Investitionen zurückgestellt werden. Neben unseren Eigenkapitalprodukten bieten wir deshalb auch Förderdarlehen, die dazu beitragen, dass sich Investitionen in Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovation schneller rechnen. Damit sind sie auch in einem unsicheren Umfeld attraktiv. Gerade eben ist unser neues Programm NRW.BANK.Invest Zukunft gestartet, das Investitionen in Transformation mit äußerst günstigen Darlehenszinsen und Tilgungsnachlässen von bis zu 20% fördert. Gerade dieses Programm kann für Investitionen z.B. in neue Technologien oder KI genutzt werden, wodurch es auch für Life-Sciences-Unternehmen relevant ist.

Dieser Artikel ist in der aktuellen Plattform Life Sciences-Ausgabe 1/25 „Investoren in Life Sciences“ erschienen, die sie hier als E-Magazin downloaden können.

Die NRW.BANK versteht sich als aktive Ermöglicherin. Wie unterstützen Sie Innovationen im Life-Sciences-Bereich abseits der Finanzierung?

In vielen Finanzierungen agieren wir als Partnerin der Banken und Sparkassen genauso wie von anderen Kapitalgebern. Deshalb bieten wir eine anbieterunabhängige Beratung rund um alle Finanzierungsthemen. Im Ergebnis sind wir deshalb kontinuierlich mit vielen Start-ups im Gespräch. Außerdem unterstützen wir über Sponsorings weitere Austausch- und Transferplattformen wie BIO.NRW oder BioRiver.

NRW gilt als einer der stärksten Biotechnologiestandorte in Deutschland. Wo
sieht die NRW.BANK derzeit noch Handlungsbedarf? Welche Signale senden Sie an Investoren aus dem In- und Ausland?

Dank unseres erfolgreichen Track Records gilt ein Engagement der NRW.BANK unter Investoren als Gütesiegel. Start-ups erhalten mit unserer Beteiligung leichter Zugang zu weiteren Finanzierungen. Wir investieren direkt sowie wie über spezialisierte Fonds, die auch auf das Engagement internationaler Investoren zielen. So lenken wir den Blick dieser Investoren nach NRW. Zudem halten wir Kontakt zu globalen Konzernen. Dabei geht es nicht nur um Corporate Venture Capital. Kooperationen mit ihnen erleichtern Start-ups den Zugang zu internationalen Netzwerken und Vertriebskanälen. Dadurch wird nicht nur Wachstum vor Ort ermöglicht, sondern der gesamte Life-Sciences-Sektor auch über Nordrhein-Westfalen hinaus gestärkt.

Frau Tjaden-Schulte, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Urs Moesenfechtel.

Autor/Autorin

Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at  | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.