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Die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Atriva Therapeutics GmbH haben einen Finanzierungsvertrag über 24 Mio. EUR abgeschlossen. Atriva erhält das EIB-Darlehen in drei Tranchen nach Erreichen vereinbarter Meilensteine. Mit den Mitteln will Atriva die Entwicklung und klinische Prüfung eines neuartigen Medikaments zur Behandlung schwerer Atemwegsinfektionen mit RNA(Ribonukleinsäure)-Viren finanzieren. RNA-Viren verursachen Krankheiten wie Influenza, SARS und Covid-19. ATR-002, ein kleines, oral verabreichtes Molekül, hat in präklinischen Studien gezeigt, dass es die Vermehrung von SARS-CoV-2-Viren blockieren kann. Damit bietet das Medikament eine Behandlungsoption für Patienten mit mittelschweren bis schweren Covid-19-Symptomen.

Atriva Therapeutics: Ein einziger Wirkstoff gegen Grippe und Covid-19

„Vergleiche von Covid-19 mit der Grippe hinken manchmal, richtig ist jedoch, dass sich die Infektionsmechanismen beider Krankheiten überlappen“, sagte Ambroise Fayolle, EIB-Vize-Präsident mit Aufsicht über das Deutschlandgeschäft und den Bereich Innovation. „Wenn, wie die Forschung von Atriva zeigt, ein einziger Wirkstoff gegen beide Krankheiten hilft, wäre dies eine ausgezeichnete Nachricht – nicht nur für Millionen von Menschen, die jedes Jahr an Grippe erkranken, sondern auch für all jene, die mit dem Coronavirus kämpfen“, so Fayolle.

Dr. Rainer Lichtenberger, Mitgründer und Geschäftsführer von Atriva: „Mit der Finanzierung der EIB können wir nun die nächsten Entwicklungsschritte angehen und eine Phase II-Studie mit Patienten mit mittelschweren bis schweren Covid-19-Infektionen starten. Im Anschluss folgt die weitere klinische Entwicklung gegen Influenza.“ Langfristiges Ziel sei, so Lichtenberger, ein antivirales Breitspektrum-Medikament zu entwickeln, das auch gegen künftige Virusausbrüche hilft.

ATR-002: Behandlung viraler Atemwegserkrankungen

ATR-002 wurde speziell zur Behandlung viraler Atemwegserkrankungen entwickelt. Das Medikament hemmt MEK, einen Faktor in der menschlichen Wirtszelle, der für die Replikation verschiedener RNA-Viren erforderlich ist, auch für das Influenzavirus und SARS-CoV-2. Atrivas präklinische Studien an den Universitäten Tübingen und Münster haben gezeigt, dass die MEK-Hemmung durch ATR-002 auch die Vermehrung von SARS-CoV-2 verhindert.

Verringerung der entzündungsfördernden Zytokin- und Chemokin-Expression

Neben dieser antiviralen Wirksamkeit besitzt ATR-002 eine zweite positive Wirkung: Der MEK-Inhibitor verringert signifikant die entzündungsfördernde Zytokin- und Chemokin-Expression in Zellen. Zytokine und Chemokine sind Proteine, die die Immunantwort im Körper koordinieren. Somit könnte ATR-002 bei Covid-19-Patienten einen Zytokin-Sturm verhindern und so das Fortschreiten der Krankheit zu einem lebensbedrohlichen Zustand aufhalten.

Im Jahr 2019 hat ATR-002 eine klinische Phase 1-Studie erfolgreich abgeschlossen.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.