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Ärzteschaft zeigt sich abwartend

Doch wie stellen sich Ärzte und Mediziner den digitalen Herausforderungen der Zukunft? Die „eine“ Ärzteschaft gibt es indes nicht. Wie eine aktuelle Studie der Stiftung Gesundheit belegt, spaltet sich die Gruppe in so genannte „early adopter“ und schlichte „eHealth-Verweigerer“. Zwar erwartet eine breite Mehrheit unter den Ärzten künftig eine wesentliche Verbesserung der Kommunikation unter Kollegen oder gegenüber Patienten – und bedingt durch letzteres auch eine verbesserte Versorgung Erkrankter aus der Ferne. Weitere positive Einflüsse auf die Qualität oder Sicherheit der Behandlung kann sich jedoch nur jeder fünfte vorstellen. Und knapp zwei Drittel der befragten Ärzte und Mediziner sehen noch immer Probleme in der praktischen Durchsetzung von eHealth-Lösungen oder Datenschutz-Risiken. Das sich die Arbeit der Mediziner in den kommenden Jahren durch Digitalisierung fundamental ändern wird, glauben nur 20%. Das hat nicht nur mit den Erfahrungen langsamer Prozesse in der Umsetzung von Innovationen in einer staatlich geprägten medizinischen Versorgung zu tun, sondern auch mit der konsequenten Ausblendung technologischer Neuerungen und Möglichkeiten – hier ist weitere Aufklärung und Überzeugungsarbeit gefragt. Auch IT-gestützte Diagnose- und Therapieinstrumente werden überwiegend kritisch gesehen. Rund 70% der befragten Ärzte gaben an, ein hohes Risiko für Fehldiagnosen und falsche Behandlungen zu sehen – und rund zwei Drittel halten die Entwicklung sogar für gefährlich.

Krankenkassen wollen Big Data vermehrt nutzen

Als weiterer gewichtiger Player im Gesundheitssystem müssen sich die Krankenkassen mit den Möglichkeiten der Zukunft auseinandersetzen. Noch zu häufig werden notwendige Prozesse durch eine komplizierte Bürokratie behindert. Schon hofft manch ein Betroffener auf einen Generationswechsel und einer damit verbundenen „moderneren“ Sichtweise auf die Möglichkeiten und Herausforderungen von Digitalisierung & Co. Zwar haben die meisten Krankenkassen die Zeichen der Zeit erkannt, doch hapert es an der Umsetzung.

Beispiel Big Data: Zwar verfügen die Krankenkassen schon jetzt über große Datenmengen. Doch wird diese wird heute noch nicht genügend ausgeschöpft, wie eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Zentrums für internationales Management und Wissensökonomie IMW belegt. Demnach verwenden Krankenversicherungen für Big Data-Analysen fast ausschließlich strukturierte Daten, da unstrukturierte Daten häufig nicht systematisch erfasst werden können. Zwar sei die notwendige Technologie zur Durchführung von Big Data Analysen durchaus vorhanden, Hemmnisse stellen vor allen Dingen fehlende personelle Ressourcen dar. Fachkräftemangel oder Nachwuchssorgen? Die Zeit wird es zeigen. Und parallel dazu hemmt die allseits bekannte Sorge vor einer Verletzung der geltenden Datenschutzbestimmungen.

Fazit

Digitale Transformation in der Medizin, Big Data und vieles mehr sorgen für Aufbruch- und Umbruchstimmung im Gesundheitssektor. Innovative Idee, Produkte und Technologie und Menschen, die diese entwickeln und umsetzen wollen sind vorhanden. Ebenso das Kapital, um diese zu finanzieren. Doch wenig nützt eine industrielle Revolution in der Medizintechnik, werden die Möglichkeiten in der Praxis nicht genutzt, sei es aus mangelndem Verständnis, langsamer Bürokratie oder Argwohn gegenüber Datenschutzverletzungen und personellen Engpässen. Jede Medaille hat schließlich zwei Seiten.

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