Bildnachweis: Corona Borealis – stock.adobe.com.

Es war nur noch eine Frage der Zeit. Die Stadt Jena hatte es bereits Anfang April vorgemacht, daraufhin folgte unser Nachbarland Österreich und ab Montag zieht der Rest Deutschlands nach: Die Maskenpflicht kommt. Nichtsdestotrotz bleibt die Bundesrepublik dem Föderalismus treu – aus dem Gebot Alltagsmasken zu tragen, das letzte Woche dringend empfohlen wurde, wurde nun eine Verpflichtung, die sich meist auf den ÖPNV sowie das Einkaufen in Geschäften beschränkt. Eine deutschlandweite Regelung konnte jedoch nicht gefunden werden und somit handhabt die neue Verpflichtung jedes Bundesland etwas anders.

Die Masken sollen hauptsächlich dazu beitragen, nicht den Träger, sondern seine Mitmenschen an Orten, an denen die Abstandsregelung nur schwierig umzusetzen ist, zu schützen. Die nächsten Wochen werden zeigen ob dies gelingt, oder ob die Menschen durch den Schutz nicht Gefahr laufen die sonstigen Hygiene- und Schutzmaßnahmen zu vernachlässigen. Die Lockerungen könnten die Menschen auch dazu verführen sich nun in mehr Sicherheit zu wiegen und somit den Ausbruch einer zweiten Infektionswelle begünstigen. Angela Merkel formulierte dies in ihrer heutigen Presseerklärung folgendermaßen: „Wir leben nicht in der Endphase dieser Pandemie, sondern am Anfang. Wir werden noch lange damit leben müssen.“ Die Umsetzung der Beschlüsse von Bund und Ländern aus der vergangenen Woche wirke auf sie „in Teilen sehr forsch, um nicht zu sagen zu forsch“.
Die Infektionsrate schien in den letzten Tagen wieder leicht anzusteigen – auch wenn dies noch nicht auf die Lockerungen zurückzuführen ist, fragen sich viele was aus der hoch angepriesenen Corona-App zur Nachverfolgung der Ansteckung geworden ist. Heute wurde bekannt, dass sich Gesundheitsminister Jens Spahn für die zuletzt stark kritisierte Pepp-PT Technologie entschieden hat. Denn das Gesundheitsministerium bevorzugte bei der Entwicklung der App eine zentrale Speicherung der Nutzerdaten, wie ein Ministeriumssprecher sagte. Das sei wichtig, um die Entwicklung der Epidemie besser verfolgen zu können. Die Anwendung soll Ende Mai verfügbar sein und von möglichst vielen Bürgern genutzt werden, um die Infektionsketten nachvollziehen und das Virus noch besser verstehen zu können.

Zudem wurden diese Woche die ersten Obduktionsergebnisse von COVID-19 Verstorbenen aus Hamburg bekannt. Abgesehen von den bekannten Symptomen ist momentan noch sehr wenig über die Ausbreitung des Virus im Körper bekannt, daher revidierte auch das RKI seine anfängliche Bedenken bei der Obduktion von Toten, die an/mit dem Coronavirus gestorben sind. Erstaunlich war, dass die meisten Verstorbenen, nicht wie oft angenommen an einer Lungenentzündung, sondern an einer Schädigung der Microzirkulation der Lunge gestorben seien. Dies erkläre auch die Probleme bei der künstlichen Beatmung, denn unter diesen Vorraussetzungen kann der Sauerstoff, auch wenn er extern zugeführt wird nicht mehr weiter im Körper verteilt werden. Zudem konnte bislang bei jedem der obduzierten Toten eine, nicht zwangsläufig zu Lebzeiten bekannte, Vorerkrankung nachgewiesen werden. Die Spanne ging hier von Herzerkrankungen über Vorschädigungen der Lunge, Transplantationsorgane, Krebs, Diabetes bis hin zu Demenz. Dennoch ist die Frage ob die Patienten am oder mit dem Coronavirus gestorben sind, pauschal nicht zu beantworten, sondern es entscheidet der Einzelfall.

Doch seit gestern gibt es auch wieder neue Hoffnungen an der Impfstofffront: In Deutschland wurde erstmals die klinische Testung eines Impfstoffkandidaten zugelassen. BioNTech und der US-Konzern Pfizer haben gemeinsam durch das Paul-Ehrlich-Institut die Genehmigung für den Beginn einer klinische Phase-I/II-Studie für BioNTechs Impfstoffprogramm BNT162 zur Prävention einer COVID-19-Infektion erhalten. Diese Nachricht kommt zwar nicht überraschend, gab es schon Mitte März erste Meldungen über eine Kooperation im Kampf gegen das Coronavirus, jedoch deutlich schneller als erwartet. Dem Unternehmen zufolge soll es Tests an rund 200 freiwilligen Personen geben.
Darüber hinaus ist es Forschern des virologischen Instituts in Erlangen gelungen, einen Passiv-Impfstoff aus Corona-Antikörpern herzustellen. Dieser soll bereits Ende des Jahres verfügbar sein, teilten die Wissenschaftler gestern mit. Mithilfe von Antikörpern sowie dem Blutplasma genesener Patienten, konnten sowohl gentechnisch produzierte Antikörper gegen COVID-19 als auch COVID-19-Immunplasma hergestellt werden.

Autor/Autorin