Freitagnachmittag vor Pfingsten; sämtliche Straßen und Autobahnen rund um München sind dicht: Die Pfingstferien haben begonnen und ein verlängertes Wochenende mit sonnigen Aussichten steht vor der Tür. Ein perfekter Tag, seine Aktionäre zur HV nicht zu sich zu bitten, sondern zu ihnen zu kommen: ins Wohnzimmer, Arbeitszimmer oder sogar ins Auto. Ob diese Rechnung der EquityStory AG aufgegangen ist? Hier die Eindrücke hinter den Kulissen der ersten „echten“ Online-HV der EquityStory AG, bei der Aktionäre nicht nur zusehen und abstimmen konnten, sondern bei der auch das Online-Fragerecht zugelassen war.

Ausführliche Einladung

„Die Aktionäre haben auch die Möglichkeit, über das Internet im Wege elektronischer Kommunikation unmittelbar an der Hauptversammlung teilzunehmen, d.h. ohne Anwesenheit an deren Ort (Online-Teilnahme)… Im Wege der Online-Teilnahme können die Online-Teilnehmer die gesamte Hauptversammlung in Bild und Ton über das Internet verfolgen, ihre Stimmen bei Abstimmungen in Echtzeit abgeben und elektronisch das Teilnahmeverzeichnis der Hauptversammlung einsehen. Darüber hinaus haben die Online-Teilnehmer die Möglichkeit, ab Eröffnung der Generaldebatte bis zu deren Schließung durch den Versammlungsleiter auf dem Wege elektronischer Kommunikation über das Internet in Textform Fragen zu stellen, bzw. zu verlesende Beiträge beizusteuern. Dabei ist die die Anzahl der Fragen bzw. Beiträge auf jeweils zehn pro Online-Teilnehmer begrenzt… § 131 Abs. 5 AktG findet für die Online-Teilnahme keine Anwendung.

Mit diesem Auszug aus der diesjährigen Einladung der Equity Story AG beschritt die Gesellschaft neue Wege: Erstmals war es auf einer deutschen Hauptversammlung möglich, nicht nur online eine HV zu verfolgen, sondern an ihr aktiv als Fragesteller dabei zu sein, ohne dass es einer Anwesenheit vor Ort bedurft hätte. Wovor große Gesellschaften bislang immer scheuten, sollte hier in kleinerem Rahmen durchexerziert werden. Kurz vor Veranstaltungsbeginn hatte sich der protokollierende Notar noch von der Funktionsfähigkeit der Systeme überzeugt. Und so eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Rony Vogel am 25. Mai pünktlich um 14.00 Uhr die Hauptversammlung im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung in München mit 28 Präsenz- und neun Online-Teilnehmern.

Der Damm ist gebrochen

Nach Abhandlung der Formalien in rund 15 Minuten trat Achim Weick, der CEO der EquityStory AG, ans Mikrofon und berichtete über das abgelaufene Geschäftsjahr. Der Online-Teilnehmer konnte diesem ebenfalls folgen und bekam live die Folien eingespielt. Gleichzeitig war während der Vorstandsrede bereits die Möglichkeit gegeben, über das vorgesehene Fenster die auf max. 1.000 Zeichen beschränkten Wortbeiträge einzustellen. Und so kam es, dass während der Rede des CEOs bereits die erste Frage von Patric Moritz aus Lahr einging. Der Damm war gebrochen, die Deutschland-Premiere einer Online-Fragerunde geschafft.

Gleichbehandlung gewährleistet

Der juristische Berater bei der HV, Dr. Dirk Besse, Rechtsanwalt bei Hogan Lovells in Berlin, unterstrich, dass eine Gleichbehandlung der Aktionäre wichtig sei, um zum einen eine rechtmäßige Durchführung der HV zu gewährleisten und zum anderen den Online-Teilnehmern die tatsächliche Partizipation zu ermöglichen. Hier spielte insbesondere die Gewährung eines Rede- und Fragerechts eine wichtige Rolle.

Das System lief die ganze Zeit stabil. Die Verzögerung der Übertragung im Vergleich zum Live-Erlebnis vor Ort betrug lediglich elf Sekunden, sodass man hier durchaus von einer Echtzeit-Übertragung sprechen konnte. In der Regie wurde dieser Unterschied bei allen Regieanweisungen ordnungsgemäß berücksichtigt, womit die von Besse angemahnte Gleichbehandlung die ganze Zeit gewährleistet werden konnte.

Ruhige Generaldebatte

Nach den Berichten des Vorstands und des Aufsichtsrats eröffnete Vogel dann die Generaldebatte. Zeitgleich stand auch die Vorstandspräsentation zum Download zur Verfügung. Die anwesenden Aktionäre hatten von dieser ein Hand-out erhalten. Hingegen hatten Online-Aktionäre keinen Zugang zu den Dokumenten, die lediglich zur Einsicht beim Notar auslagen.

Zu Beginn der Debatte waren insgesamt sieben Fragen über das Online-System eingegangen. Sie wurden allesamt im Backoffice ausgedruckt, zum Podium getragen und anschließend von Vogel verlesen. Die Aktionäre im Versammlungssaal hielten sich mit ihren Nachfragen hingegen zurück. Nicht einer meldete sich zu Wort. Während einer kurzen Unterbrechung zur Vorbereitung der Antworten konnten sich die in der Hanns-Seidel-Stiftung anwesenden Aktionäre mit Getränken versorgen. Online-Aktionäre genossen in der Zeit lediglich die Willkommensfolie zur Hauptversammlung.

Die gestellten Fragen bezogen sich auf laufende Projekte der EquityStory AG und auch konkret auf die Online-HV. So wollte ein Aktionär wissen, weshalb man die Online-HV anbiete, was er persönlich sehr begrüße. Das war die Vorlage für den Vorstand: „Wir führen deshalb eine Online-HV durch, weil wir das Produkt auch anbieten. Und in unserer GuV sind die Aufwendungen schon verrechnet“, unterstrich Weick.

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