Am 16./17. Juni 2014 veranstaltet der DIRK in Frankfurt seine mittlerweile 17. DIRK-Konferenz. Rund 500 IR-Insider werden sich abermals über Trends auf dem Kapitalmarkt und in der IR-Arbeit informieren und Praxiserfahrungen austauschen. Im Interview mit dem GoingPublic Magazin spricht DIRK-Geschäftsführer Kay Bommer über die voraussichtlichen Inhalte der diesjährigen Konferenz und das neue Veranstaltungskonzept.

GoingPublic: Herr Bommer, das Motto der 17. DIRK-Konferenz lautet „Wo spielt künftig die Musik? – Kapitalmärkte am Scheideweg“. Was meinen Sie damit?
Bommer: An den Kapitalmärkten beobachten wir derzeit ein echtes Phänomen: Indexhöchststände einerseits, ein weit verbreitetes Unbehagen andererseits. Selten war die Unsicherheit so groß: Die Zinsen sind anhaltend niedrig, die Eurokrise ist keineswegs ausgestanden und die Überregulierung ist weiterhin dramatisch. Unser Motto nimmt diese Strömungen und diese Stimmung auf.

GoingPublic: Wo konkret sehen Sie in dieser Entwicklung „Scheidewege“?
Bommer: Wir sehen „Scheidewege“, wohin wir blicken! Bei vielen Trends wissen wir noch nicht, ob sie kurzfristiger Natur sind oder ob sie uns nachhaltig begleiten werden. So kämpfen die klassischen Börsen beispielsweise um ihre Legitimation als Marktplätze und es ist unklar, ob alternative Handelsplattformen und Dark Pools die Börsen überholen werden. Auf der Buyside tobt ein Kampf zwischen „neuem Geld“ aus Asien und Arabien und „altem Geld“ aus Europa und den USA. Und angesichts der IPO-Lethargie und Aktienallergie großer Kapitalsammelstellen wie auch privater Anleger müssen wir uns fragen, ob wir die Aktie künftig überhaupt noch brauchen. Schließlich könnten auch Fremdkapitalinstrumente oder Private Equity die Finanzierungsrolle übernehmen.

GoingPublic: Wird das auch Thema auf der DIRK-Konferenz sein?

Bommer: Auf dem Event werden wir Analysen und Hintergrundinformationen zu diesen Entwicklungen anbieten. Neben diesen wirklich großen Trends erleben wir Veränderungen, die den IR-Alltag ganz direkt betreffen. Auf der Sellside etwa bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen. Globale Investmenthäuser reduzieren Research und Corporate Brokerage. Das System des Corporate Access befindet sich im Wandel. Neue Namen tauchen am Markt auf. Hier bietet die DIRK-Konferenz Orientierung und praktische Tipps.

Kay Bommer
Kay Bommer

GoingPublic: Trotz langer Tradition und erfolgreicher Historie planen Sie dieses Jahr also bemerkenswerte Veränderungen auf der DIRK-Konferenz?
Bommer: Wir haben unser Konzept in der Tat grundlegend überarbeitet. Das heißt allerdings nicht, dass nichts mehr ist wie vorher. Bewährtes und Erfolgreiches wie die Keynote eines DAX-Vorstandes, ein hochkarätiges Expertenpanel zum Konferenzmotto und das festliche Galadinner mit Verleihung des Deutschen Investor Relations-Preises bleiben natürlich. Auch das im vergangenen Jahr erstmals angebotene Medientraining haben wir aufgrund der sehr positiven Resonanz wieder dabei. Die beliebten Workshops zu Spezialthemen haben wir neu kategorisiert, um die Ansprüche unserer mehr als 500 Teilnehmer besser abzudecken. Daneben gibt es eine ganze Reihe von Neuerungen, mit denen wir die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Stakeholder bedienen wollen.

GoingPublic: Welche Neuerungen finden Sie persönlich am interessantesten?

Bommer: Besonders gespannt bin ich auf unser „IR-BarCamp“ – ein interaktives Konferenzformat, das unseren Teilnehmern erlaubt, die Inhalte einzelner Sessions in einem moderierten Prozess selbst zu gestalten. Neu ist auch unser „IR-Dinner“, zu dem wir Leiter großer IR-Teams und Finanzvorstände börsennotierter Unternehmen eingeladen haben. Und am ersten Tag bieten wir „Gleichgesinnten“ die Chance, sich kennenzulernen – etwa bei den Round Tables der IR-Leiter im DAX und MDAX, beim Alumni-Treffen der Certified Investor Relations Officer oder einer Veranstaltung für IR-Assistenten. Hier können sich Kolleginnen und Kollegen austauschen, die im Tagesgeschäft ähnliche Herausforderungen meistern müssen. Wir sind fest davon überzeugt, dass diese neue Vielfalt im Konferenzangebot sehr gut ankommen wird.

GoingPublic: Bei so vielen Neuerungen gibt es sicherlich auch Änderungen bei der räumlichen Organisation, oder?
Bommer: Am ersten Tag hat die Konferenz eine „offene Architektur“. Wir werden uns also nicht auf das Tagungshotel beschränken, sondern bewusst den ganzen Finanzplatz Frankfurt mit einbeziehen. Auch olympische Spiele finden zwar in einer Stadt statt, aber an verschiedenen Sportstätten. So sind z.B. die Deutsche Börse, das Deutsche Aktieninstitut und die DVFA Gastgeber einzelner Konferenzmodule. Es freut uns sehr, dass wir unsere Partner, mit denen wir das ganze Jahr hindurch vertrauensvoll zusammenarbeiten, so integrieren können. Schließlich verfolgen wir ein gemeinsames Ziel: die Aktienkultur zu stärken und den Kapitalmarkt zu fördern. Am Ende des ersten Tages werden allerdings alle Teilnehmer wieder an einem Ort zusammenkommen. Der informelle Austausch bei Wein, Bier und rustikalem Buffet ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil der Konferenz. Außerdem wollen wir gemeinsam den hoffentlich ersten Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien live verfolgen.

GoingPublic: Wie sieht es beiden Konferenzthemen konkret aus, welche Details stehen bereits fest?
Bommer: Wir sprechen zunächst über die aktuellen Entwicklungen an den Kapitalmärkten. Das ist fester Bestandteil jeder DIRK-Konferenz und spiegelt sich in diesem wie auch in vergangenen Jahren schon im Motto wider. Ich denke hier z.B. an die Konferenz „IR 2020 – Neues Denken für die Kapitalmärkte von morgen“ im Jahr 2011 oder „Machtwechsel am Kapitalmarkt – Neue Kräfteverhältnisse als Herausforderung für IR“ 2009. In diesem Jahr geht es vor allem um die bereits beschriebenen „Scheidewege“. Doch natürlich hören die Herausforderungen mit den aktuellen Orientierungsschwierigkeiten aller Stakeholder an den Kapitalmärkten nicht auf. Weitere wichtige Themen sind etwa die Nachhaltigkeitsberichterstattung und Integrated Reporting, zunehmend neue Entwicklungen im Bereich der Social Media und auch im Bereich Investor Relations, rechtliche Neuerungen und die zunehmende Internationalisierung der IR.

GoingPublic: Vor welchen Herausforderungen stehen IR-Managers heutzutage?

Bommer: IR-Verantwortliche bewegen sich heute in einem komplexen Umfeld. Man erwartet von ihnen, neue Entwicklungen zu antizipieren, die richtigen Schlüsse zu ziehen und letztlich ihren Vorständen den richtigen taktischen und strategischen Rat zu geben. Eine große Herausforderung! Niemals war der Job eines IR-Managers anspruchsvoller als heute. Aber niemals zuvor in der Geschichte unserer jungen Disziplin bot der IR-Job auch größere Chancen „to make a difference“. Dies gilt auch für den DIRK, der als Verband der Investor Relations in Deutschland eine Stimme gibt. Dazu benötigen wir alle „Guidance“: Informationen, Rat, Erfahrungsaustauch und nicht zuletzt intensives Networking mit Gleichgesinnten. All dies bietet die DIRK-Konferenz im Juni in Frankfurt. Vielleicht im 17. Jahr intensiver denn jemals zuvor!

GoingPublic: Herr Bommer, vielen Dank für das interessante Gespräch.

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