Der Erfolg nachhaltiger Unternehmensstrategien hängt wesentlich von der Motivation der Mitarbeitenden ab. Mitarbeiterbeteiligung kann hier ein entscheidender Hebel sein, indem sie nicht nur eine direkte Verbindung zwischen Belegschaft und Unternehmensstrategie schafft, sondern gleichzeitig soziale und ökologische Nachhaltigkeitsziele unterstützt.
Von Dirk Lambach

 

Mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) durch die Europäische Union wird Nachhaltigkeit zunehmend zu einem verpflichtenden Bestandteil der Unternehmensberichterstattung. Dass Mitarbeiterbeteiligung nicht nur ein Instrument zur Steigerung der Motivation und Bindung der Belegschaft ist, sondern auch zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen beitragen kann, zeigt die 2023 veröffentlichte Studie „Employee financial participation and corporate social and environmental performance“ von Braam et al. Die Autoren untersuchen den Einfluss verschiedener Beteiligungsmodelle – wie Aktienoptionen, Gewinnbeteiligung und Kapitalbeteiligung – auf die soziale und ökologische Leistung von Unternehmen. Dabei wird besonders deutlich, dass breit angelegte Kapitalbeteiligungspläne, die allen Mitarbeitenden zugänglich sind, signifikant zur Verbesserung der Corporate Sustainability Performance (CSP) beitragen. Die positive Auswirkung von breit angelegten Kapitalbeteiligungsplänen auf die CSP wird zudem noch verstärkt, wenn die Beschäftigten einen größeren Anteil am Unternehmen besitzen.

Wirkmechanismen der Mitarbeiterbeteiligung

Laut der Studie fördert eine Mitarbeiterbeteiligung erstens die Stakeholderorientierung, da Mitarbeitende sich stärker mit den langfristigen Zielen des Unternehmens identifizieren. Dieses Engagement erstreckt sich nicht nur auf wirtschaftliche, sondern auch auf soziale und ökologische Ziele. Zweitens wird das Konzept des psychologischen Eigentums gestärkt: Mitarbeitende, die finanziell beteiligt sind, entwickeln ein Gefühl von Verantwortung und Identifikation mit dem Unternehmen. Drittens schaffen solche Modelle eine stärkere Verbindung zwischen internen und externen Stakeholdern, da sie die Wahrnehmung der Mitarbeitenden für die gesellschaftliche Rolle ihres Unternehmens erweitern.

Ziele für nachhaltige Entwicklung – 17 Ziele, die unsere Welt verändern.
Abb. 1: Ziele für nachhaltige Entwicklung – 17 Ziele, die unsere Welt verändern. Quelle: https://17ziele.de

Demgegenüber weisen reine Gewinnbeteiligungspläne, die nicht mit einer Kapitalbeteiligung kombiniert sind, in der Regel eine geringere CSP auf. Diese Pläne fördern zwar kurzfristige Leistung, bieten jedoch keine Anreize für langfristige Investitionen in soziale oder ökologische Nachhaltigkeitsziele. Des Weiteren wird von den Autoren dargelegt, dass soziale und ökologische Investitionen zwar häufig als Kosten wahrgenommen werden, jedoch langfristig signifikante Synergien generieren können. Unternehmen mit hoher CSP profitieren von einer verbesserten Reputation, stärkeren Beziehungen zu externen Stakeholdern sowie einer höheren Loyalität der Belegschaft. Dies bestätigt die Theorie der Legitimität und Unternehmensreputation, wonach soziale und ökologische Investitionen die Glaubwürdigkeit und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens stärken.

Praxisbeispiele: Wie Unternehmen Beteiligung und Nachhaltigkeit verbinden

Neben einer Vielzahl von Maßnahmen im Bereich der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit setzt der Büromöbelhersteller Sedus bereits seit den 1950er-Jahren auf die Mitarbeiterbeteiligung. Mit dieser Kombination aus finanzieller Beteiligung der Beschäftigten, sozialem Engagement und ökologischer Verantwortung erfüllt das Unternehmen nicht nur die Anforderungen der CSRD-Richtlinien, sondern positioniert sich auch als attraktiver Arbeitgeber und gesellschaftlich verantwortliches Unternehmen. Auch der Snackhersteller Seeberger verknüpft seine sozialen Nachhaltigkeitsziele mit einer Mitarbeiterbeteiligung. Seit 1984 profitieren die Mitarbeitenden von einem Gewinnbeteiligungsmodell, das durch kapitalbasierte Programme zur Vermögensbildung ergänzt wurde. Gleichzeitig setzt Seeberger auf eine stärkere Einbindung der Belegschaft in die Unternehmensgestaltung und eine verbindende Unternehmenskultur, was unter anderem mit dem Projekt „Ein Seeberger“ gezielt gefördert wird.

Ein besonders innovatives Beispiel liefert EJOT, das bis 2035 klimaneutral werden möchte. Im Rahmen des Programms „wejot“ können Mitarbeitende Teile ihres Gehalts investieren, die vom Unternehmen aufgestockt werden, wenn CO₂-Reduktionsziele erreicht werden. Diese Mittel fließen in interne Nachhaltigkeitsprojekte, die den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens verringern. Darüber hinaus hat EJOT einen Ideenwettbewerb ins Leben gerufen, bei dem Mitarbeitende Vorschläge zur CO₂-Reduktion einbringen können. Bereits über 800 Ideen wurden gesammelt und teilweise umgesetzt. Diese Maßnahmen fördern nicht nur das Engagement der Mitarbeitenden, sondern machen zudem Klimaschutz zu einem integralen Bestandteil der Unternehmenskultur. Das Befestigungstechnikunternehmen verbindet so auf innovative Weise ökologische Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Leistung und soziale Verantwortung und zeigt, wie Unternehmen die Motivation ihrer Belegschaft nutzen können, um ökologische Ziele zu erreichen.

Herr Lambach spricht im Rahmen der 4. Summer Lounge Mitarbeiterbeteiligung am 2. Juni 2025 in Frankfurt a.M. zum Thema „Wie Mitarbeiterbeteiligung zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen beitragen kann“. Alle Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier. Zur Veranstaltung wird ein Special erscheinen.

Mitarbeiterbeteiligung als strategisches Nachhaltigkeitsinstrument

Mitarbeiterbeteiligung kann als ein strategisches Instrument genutzt werden, um soziale und ökologische Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Kapital- und Gewinnbeteiligungsmodelle fördern als soziale Dimension der Nachhaltigkeit Chancengleichheit, finanzielle Sicherheit und Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten. Zugleich fördern sie auch die Governance, indem sie Transparenz und Mitbestimmung stärken. Breit angelegte Kapitalbeteiligungsmodelle ermöglichen es hierbei den Mitarbeitenden, aktiv an der Unternehmensgestaltung teilzunehmen, was die Governance-Strukturen verbessert und das Vertrauen der Stakeholder erhöht. Zu guter Letzt kann die Mitarbeiterbeteiligung auch eine Brücke zwischen sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit schlagen, indem finanzielle Anreize genutzt werden, um die Motivation der Mitarbeitenden für Klimaschutz und Ressourcenschonung zu steigern.

Am 3. Juni 2025 findet in der IHK Frankfurt a.M. die Being Public Conference – Börsennotiz schafft Werte! statt. Alle Informationen dazu finden Sie hier.

Fazit

Unternehmen, die auf breit angelegte und mit klar definierten Nachhaltigkeitszielen verknüpfte Beteiligungsmodelle setzen, können nicht nur ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen und den Anforderungen der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) gerecht werden, sondern sich auch langfristige Wettbewerbsvorteile sichern: Denn sie profitieren von einer besseren Reputation, stärkeren Beziehungen zu Stakeholdern und einer höheren Loyalität der Belegschaft. Diese Vorteile führen zu einer stabileren wirtschaftlichen Performance und einem besseren Zugang zu Finanzierungen, da Investoren zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legen. Durch die Kombination finanzieller Anreize mit sozialen und ökologischen Maßnahmen schaffen sie zudem eine nachhaltige und resiliente Zukunft – für ihre Mitarbeitenden, ihre Stakeholder und die Gesellschaft.

Dirk Lambachs Artikel erscheint am 23.5. im neuen HV-Magazin 2/25 „ESG ade? – Der neue Umgang mit der Nachhaltigkeit“, das als E-Magazin hier verfügbar sein wird.

Autor/Autorin

Dirk Lambach

Dirk Lambach ist seit 1. Januar 2024 Geschäftsführer des Bundesverbands Mitarbeiterbeteiligung – AGP. Der studierte Betriebswirt arbeitet seit 2007 für den Bundesverband Mitarbeiterbeteiligung. Er folgt auf Dr. Heinrich Beyer, der bisher die Geschicke der AGP geleitet hat und sich auf eigenen Wunsch schrittweise zurückzieht.