Hauptversammlung als Plattform

Auch in Deutschland haben verschiedene Aktivisten seit einiger Zeit Hauptversammlungen als Plattform für ihre Anliegen erkannt. Zuletzt wurden etwa die Aktionäre der Deutschen Bank von Globalisierungsgegnern mit ätzendem Gestank begrüßt. Um eher gesellschaftliche Anliegen geht es auch, wenn sich weibliche Rednerinnen durch Fragen und Redebeiträge auf unzähligen Hauptversammlungen für die Gleichberechtigung von Frauen am Arbeitsplatz und in Führungspositionen einsetzen. Konstruktive Kritik sollten die Gesellschaften ernst nehmen.

Aktionärsstruktur und HV-Präsenz

Die Erfolgsaussichten des Engagements rein gewinnorientierter Large Activist Shareholders sind in einem konfrontativen Szenario in erster Linie durch Aktionärsstruktur und HV-Präsenz bestimmt. Viele amerikanische Gesellschaften haben einen Free Float von 100% und keine wesentlichen Ankeraktionäre. Demgegenüber gibt es in Deutschland eine beachtliche Anzahl von börsennotierten Gesellschaften, deren Aktionärsstruktur durch große Blöcke, etwa Familien, charakterisiert wird. Es liegt auf der Hand, dass es wesentlich schwieriger ist, Einfluss auf eine Gesellschaft zu gewinnen, bei der aufgrund intensiver Investor-Relations-Maßnahmen eine stabile und gut gepflegte Aktionärsstruktur besteht. Auch Maßnahmen zur Erhöhung der Hauptversammlungspräsenz durch die Teilnahme von Aktionären, die etwa eine langfristige Strategie des Managements gegenüber dem Ziel kurzfristiger Gewinnmaximierung bevorzugen, können im Vorfeld kritischer Hauptversammlungen den Ausschlag geben. Eine aktive Public-Relations- und Investor-Relations-Arbeit gewinnt an Bedeutung.

Fazit

Wenn das Thema Shareholder Activism nicht nur auf die Chancen und Risiken eines Hedgefonds-Angriffs beschränkt wird, rückt es den Aktionär in den Mittelpunkt der Corporate-Governance-Diskussion und wertet die Hauptversammlung zum zentralen Ereignis im Unternehmenskalender auf. Das eröffnet Chancen für eine bessere Corporate Governance.

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