Marc Bunz, CFO, und Elisabeth Trik, Investor Relations, Schweizer Electronic AG

 

Die Schweizer Electronic AG ist seit der Etablierung des Marktsegments General Standard im Jahr 2003 an der Deutschen Börse in diesem vertreten. Im Interview mit dem GoingPublic Magazin berichtet die IR-Verantwortliche Elisabeth Trik über die Erfahrungen in diesem Segment und die Tücken des Aufstiegs in den Prime Standard.

GoingPublic: Frau Trik, Herr Bunz, was waren die Gründe für ein Listing im General Standard?

Bunz: Ein entscheidendes Kriterium war bereits beim Börsengang in Stuttgart und Frankfurt im Jahr 1989 hohen Transparenzkriterien zu entsprechen. Wir wollten uns den nationalen und internationalen Kapitalmarktteilnehmern als globales Technologieunternehmen und führender Hersteller von hochwertigen Leiterplatten mit damals traditionsreicher 140-jähriger Firmengeschichte präsentieren, das gleichzeitig auch den Erfordernissen des Kapitalmarktes gerecht wird.

GoingPublic: Wo liegen aus Ihrer Sicht Vor- und Nachteile des General Standard?

Bunz: Wir schätzen einerseits die bereits hohen Transparenzkriterien dieses Marktsegments. Wir erkennen anderseits aber auch die Limitierungen im General Standard, die einen Aufstieg in den Prime Standard, das Segment mit den europaweit höchsten Transparenzstandards, als weiteren wichtigen Meilenstein in der Kapitalmarkthistorie unseres Unternehmens erstrebenswert erscheinen lassen. So bietet der General Standard zwar die Möglichkeit, sich einem breiteren Investorenpublikum zu präsentieren, allerdings zeigt die Erfahrung, dass bei zahlreichen institutionellen Investoren eine Teilnahme im Prime Standard als Mindeststandard für ein potenzielles Investment gilt.

GoingPublic: Welche Auswirkungen hat das?

Trik: Gerade wenn man sich mit einem verhältnismäßig niedrigen Free Float in einem sehr internationalen Geschäftsfeld mit ebenfalls internationalen Mitbewerbern bewegt, erkennt man, dass vor allem Investoren aus dem angelsächsischen Raum von Investments in Unternehmen im General Standard Abstand nehmen und bei ihren Investitionsentscheidungen auf den nächsthöheren Prime Standard setzen. Auch die Teilnahme an bedeutenden Kapitalmarktmarktkonferenzen, um sich einem interessierten Publikum zu präsentieren, ist im General Standard deutlich eingeschränkt. Ein Listing im Prime Standard ist häufig Grundvoraussetzung für die Teilnahme an derartigen Konferenzen. Aufgrund dieser Erfahrungen scheint es nur logisch, einen Aufstieg in den Prime Standard als IR-Strategie zu verfolgen.

GoingPublic: Welche Voraussetzungen müssen Sie erfüllen, um vom General Standard in den Prime Standard wechseln zu können?

Trik: Die Marktkapitalisierung ist jedenfalls keine Voraussetzung, wie die enorme Streuung sowohl bei den Teilnehmern des General- als auch des Prime Standard zeigt. So finden sich derzeit im General Standard Unternehmen mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von unter 1 Mio. EUR bis hin zu Großunternehmen wie Porsche, Deutsche Postbank oder Audi mit Marktkapitalisierungen im hohen Milliarden-Euro-Bereich. So gesehen liegt Schweizer Electronic mit aktuell etwa 48 Mio. EUR Marktkapitalisierung nicht einmal im Mittelfeld, versteht sich aber nichtsdestotrotz als typischer Marktteilnehmer des General Standard.

GoingPublic: Wäre es denn für Sie ein großer Aufwand, die höheren Anforderungen im Prime Standard zu erfüllen?

Bunz: Um im weltweiten Vergleich bestehen zu können und sich auch den potenziellen Investoren geeignet präsentieren zu können, ist eine detaillierte Quartalsfinanzberichterstattung, wie sie auch Schweizer Electronic publiziert, mittlerweile unabdingbar. Für den General Standard genügen im Vergleich dazu Jahresfinanzbericht und Halbjahresfinanzbericht sowie Zwischenmitteilungen innerhalb des ersten und zweiten Halbjahres. Die Veröffentlichung eines aktuellen Unternehmenskalenders im Internet sowie die Durchführung einer Analystenkonferenz einmal jährlich gehört ebenfalls dazu. All diese Voraussetzungen erfüllt die Schweizer Electronic bereits. Und sollte ein kapitalmarkterfahrenes Unternehmen auch nicht vor unlösbare Probleme stellen, womit man die Kriterien für einen erfolgreichen Aufstieg in den attraktiveren Prime Standard erfüllt hätte.

GoingPublic: Was sind denn dann die Gründe, die zum Beispiel die Schweizer Electronic AG bisher von einem Uplisting in den Prime Standard abgehalten haben?

Bunz: Die höheren Gebühren für ein Listing im Prime Segment alleine sind es nicht, zumal die Teilnahme im General Standard auch nicht günstig ist. Im Falle unseres Unternehmens ist es vielmehr auch eine Frage des Rechnungslegungsstandards. Bei uns besteht keine Pflicht zur Konzernrechnungslegung, damit genügt die Veröffentlichung des Einzelabschlusses und des Einzellageberichts nach HGB. Neben der Schweizer Electronic AG bilanzieren weitere 17 im General Standard gelistete Unternehmen nach HGB. Der erhebliche administrative Aufwand sowie die hohen Kosten bei der Umstellung der Rechnungslegung von HGB auf IFRS haben uns bisher davon abgehalten, in den Prime Standard zu wechseln. Über kurz oder lang werden wir uns allerdings auch der Herausforderung für die Finanzabteilung zur Umstellung von HGB auf IFRS stellen, um damit eine der letzten Hürden in Richtung Prime Standard zu nehmen und eine erhöhte Wahrnehmung am Kapitalmarkt anzustreben.

GoingPublic: Was würden Sie aktuellen IPO-Kandidaten bei der Wahl des Börsensegments raten?

Trik: Wir können Unternehmen, die aktuell ein IPO planen, im Sinne einer breiteren Kapitalmarktwahrnehmung das Listing im Prime Standard empfehlen. Die über den General Standard hinausgehenden Kriterien erscheinen als durchaus zu bewältigen, insbesondere, wenn die Unternehmen ohnehin bereits in IFRS bilanzieren.

GoingPublic: Frau Trik, Herr Bunz, vielen Dank für das aufschlussreiche Interview.

Das Interview führte Robert Steininger.

Autor/Autorin