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Österreichische Unternehmen standen 2025 auffällig häufig im Fokus der deutschen Finanzmedien. Handelsblatt, Börsen-Zeitung, FAZ, GoingPublic, WirtschaftsWoche oder auch verschiedene Börsenbriefe griffen regelmäßig Geschichten aus Wien, Linz, Graz oder Salzburg auf. Von Dr. Eva Reuter
Transaktionen, die Branchen verändern, und Informationen, die Gründe dafür liegen in klaren Mustern: Große Übernahmen, Indexbewegungen und sicherheitskritische Technologien erzeugten die Aufmerksamkeit, die für nachhaltige Sichtbarkeit auf dem deutschen Markt notwendig ist.
Die Triebkräfte für Sichtbarkeit
Besonders groß war das Echo, wenn es um Milliarden ging. OMV und ADNOC etwa sorgten mit der geplanten Zusammenführung ihrer Petrochemie- und Kunststoffunternehmen für Schlagzeilen. Wert: mehr als 60 Mrd. USD. Neben Milliardenbeträgen waren Bau- und Infrastrukturthemen sehr präsent: Sie passten perfekt zur deutschen Investitionsagenda und machten österreichische Baukonzerne relevant. Zudem rückten Technologien in den Vordergrund, die sicherheitskritisch und von geopolitischer Bedeutung sind. Wer in diesen Feldern überzeugen konnte, erhielt erhöhte Aufmerksamkeit in deutschen Redaktionen. Aber auch der Kapitalmarkt Österreich insgesamt punktete dank der starken Entwicklung des ATX in den deutschen Finanzmedien.
Baukonzerne mit klaren Botschaften

Unter anderem die Bauwirtschaft Österreichs fand in deutschen Finanzmedien breiten Widerhall. Kein Wunder – gelten doch mehr als 10.000 Brücken in Deutschland als sanierungsbedürftig; ganz abgesehen vom Straßennetz. Besonders PORR konnte mit dem Aufstieg in den ATX punkten, was in der Börsen-Zeitung, DER AKTIONÄR und in Börsenbriefen ausgiebig thematisiert wurde. Kursgewinne von 115 % binnen eines Jahres und eine Vervielfachung des Handelsvolumens lieferten überzeugende Argumente. Für Anleger war die Indexaufnahme ein starkes Signal und für das Unternehmen ein Katalysator für zusätzliche Sichtbarkeit.
Frequentis mit sicherheitskritischer Technologie
Frequentis zählte ebenfalls zu den stark in der deutschen Finanzpresse diskutierten österreichischen Unternehmen – kein Wunder bei einer Kursperformance von über 144 % und dem Zuwachs beim Aktienumsatz. So berichtete allein 2025 unter anderem die Börsen-Zeitung, GoingPublic, das Handelsblatt, DER AKTIONÄR, €uro am Sonntag, €uro sowie eine Reihe von Börsenbriefen in teils ausführlichen Artikeln über Frequentis. Die Themen der deutschen Finanzpresse? Investitionen in Verteidigung und Drohnenabwehr, strategische Schwerpunkte und Margen.
Kapitalmarkt Österreich im Fokus

Jedoch stoßen bei den deutschen Finanzmedien nicht nur einzelne Unternehmen auf Interesse. Der gesamte Kapitalmarkt Österreich steht im Fokus. Nicht verwunderlich, performt der ATX Prime doch deutlich besser als der DAX. So berichtete BÖRSE ONLINE auf drei Seiten jüngst über den „Aufschwung Ost“ – übrigens mit der Vienna Insurance Group als „Favorit der Redaktion“. Die Börsen-Zeitung widmete dem Thema gleich eine halbe Seite – in einem Interview mit Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse. Auch die Zeitschrift €uro titelt: „Die Wiener Börse überholt den DAX“. Und die F.A.Z. vermerkt: „Österreich feiert seinen Sommernachtstraum mit neuen Höchstwerten“.
Wie gelangen österreichische Unternehmen auf den Radar der deutschen Presse?
Wie gelangt man nun als Unternehmen aus Österreich auf den Radar der deutschen Finanzredaktionen? Finanzjournalisten wollen Zahlen, die Entwicklungen illustrieren, Kurse bewegen können. Marketingfloskeln haben übrigens wenig Chancen. Wer die Deutschlandperspektive mitliefert – ob Standorte, regulatorische Rahmenbedingungen oder Kundenbasis –, steigert die Wahrscheinlichkeit einer Aufnahme deutlich. Studien wie der Cision State of the Media Report 2025 belegen, dass Daten, Belege und Klarheit Vorrang haben. So ist es hilfreich – abseits von Pressemeldungen –, den Redaktionen redaktionelle Artikel oder Hintergrundberichte zu Trendthemen anzubieten.
Timing und redaktioneller Rhythmus
Auch das Timing spielt eine zentrale Rolle. Redaktionen arbeiten entlang fester Zyklen: Bilanzsaison, Quartalszahlen, Hauptversammlungen oder Indexanpassungen bestimmen den Kalender. Wer zu diesen Terminen relevante Informationen liefert, erhöht die Chance auf eine prominente Platzierung. Ebenso wichtig ist das Format. Während Tickermeldungen schnelle Fakten brauchen, verlangen Hintergrundberichte nach Einordnung und exklusiven Zitaten. Embargo-Briefings ermöglichen Redaktionen, Inhalte vorzubereiten und zugleich Exklusivität zu wahren.
Der richtige Umgang mit Follow-ups
Viele Unternehmen scheitern nicht an fehlendem Interesse, sondern an übermäßigem Nachfassen. Mehrfache Erinnerungen im Stundentakt werden als Störung empfunden. Sinnvoll ist dagegen ein einziger Reminder nach einigen Tagen, höflich formuliert und mit zusätzlichem Mehrwert, etwa durch neue Daten oder Ansprechpartner. Damit signalisiert ein Unternehmen Professionalität, ohne Druck aufzubauen. Wer journalistische Abläufe respektiert, hat bessere Chancen, langfristig als verlässlicher Partner wahrgenommen zu werden.
Fehler, die vermeidbar sind
Ungezielte Rundmails ohne Bezug, Superlative ohne Substanz und nackte Zahlen ohne Kontext gehören zu den Klassikern, die Platzierungen verhindern. Umgekehrt entsteht Vertrauen, wenn Unternehmen erwartbare Fragen von vornherein beantworten. Wer Prognosen, Risiken und Annahmen transparent macht, liefert Redaktionen die Grundlage für belastbare Berichte. Glaubwürdigkeit entsteht nicht durch Größe oder Lautstärke, sondern durch verlässliche Informationen.
Leitlinien für eine erfolgreiche Kommunikation
Aus den Erfahrungen lassen sich klare Leitlinien ableiten. Relevanz muss am Anfang stehen, idealerweise illustriert durch eine prägnante Zahl. Die Kernbotschaft sollte gleich im ersten Absatz erkennbar sein. Jede Behauptung braucht Belege – Reports, Studien oder Originalzitate. Visualisierungen sind kein Beiwerk, sondern erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme. Ebenso entscheidend ist die Dialogbereitschaft des Managements. Ein CFO, der für Rückfragen erreichbar ist, oder ein CEO, der ein Embargo-Interview gewährt, signalisiert Verbindlichkeit und schafft Vertrauen.
Fazit
Besonders erfolgreich sind Unternehmen, die ihre Botschaften in einen größeren Kontext einbetten. Ein Baukonzern wird nicht nur durch Aufträge interessant, sondern durch seine Rolle in der deutschen Investitionsoffensive. Ein Technologieanbieter wirkt nicht durch Produktmerkmale, sondern durch die sicherheitspolitische Dimension seiner Aufträge. Finanzierungsdeals gewinnen an Bedeutung, wenn sie den Weg zu Stabilität und Wachstum ebnen. Deutsche Finanzredaktionen suchen nicht nach PR, sondern nach Material, das sie in übergeordnete Markttrends einordnen können.
Autor/Autorin

Dr. Eva Reuter
Dr. Eva Reuter, Dipl.-Kauffrau, Dipl.-Volkswirtin hat nach einem volks- sowie einem betriebswirtschaftlichen Studium zunächst am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft & Bankbetriebslehre in Hamburg zum Thema Investor Relations promoviert. Die Schwerpunkte im Rahmen des BWL & VWL-Studiums lagen auf den Fächern Geld & Kredit, Internationale Wirtschaftsbeziehungen sowie Bank- & Börsenwesen. Im Anschluss an ihre Studienzeit hat sie einige Jahre für die Deutsche Börse und diversen Investor Relations Agenturen gearbeitet, bevor sie sich 2006 mit ihrer eigenen Agentur selbständig machte.





