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Emergence Therapeutics AG, ein biopharmazeutisches Unternehmen, das Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC) zur Behandlung von Krebserkrankungen entwickelt, hat heute den Abschluss einer Serie-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 87 Mio. EUR bekanntgegeben. Die Finanzierungsrunde war demnach deutlich überzeichnet und wird von Pontifax Venture Capital angeführt, mit weiterer Beteiligung von RA Capital Management, OrbiMed Advisors, Surveyor Capital (ein Citadel-Unternehmen) und Hadean Ventures als neue Investoren sowie den bestehenden Investoren Kurma Partners, NRW.BANK, High-Tech Gründerfonds, Gründerfonds Ruhr und Bpifrance über seinen Fonds InnoBio 2. Auch das Management beteiligte sich an der Runde. Die Mittel der Finanzierungsrunde sollen dazu verwendet werden, das neuartige Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC), dessen Target Nectin-4 ist, bis zum klinischen Wirksamkeitsnachweis voranzutreiben und weitere ADC-Programme zu entwickeln.

Bei dieser Finanzierung handelt es sich um die bislang zweithöchste Serie A-Finanzierung in der deutschen Biotech-Branche. Höher war nur Biontech mit einer 225-Mio-USD-Finanzierung aus dem Jahr 2018. In ähnlichen Sphären operieren bislang das Berliner Unternehmen T-Knife mit 66 Mio. EUR sowie Abalos Therapeutics aus Essen mit 43 Mio. EUR.

„In unserem Portfolio haben wir fast zeitgleich zweit Life Science-Unternehmen, welche in der Serie A sehr substantielle Finanzierungsrunden abgeschlossen haben. Neben der Emergence mit 87 Mio. EUR haben wir ja auch vor einigen Wochen die Abalos mit rund 43 Mio. EUR finanziert bekommen“, bestätigt Aristoteles Nastos von der NRW.BANK. „Ich glaube, daher, dass dies kein Einzelfall war, sondern eher ein Trend der sich dahin entwickelt, dass gute Projekte und gute Forschung auf sehr viel vor allem internationalem Investoreninteresse stoßen.“

In beiden Fällen sei es auch besonders auffällig gewesen, so Nastos weiter, dass die Finanzierungsrunde an sich eher wenig Fundraising bedurften und sich die Konsortien in beiden Fällen sehr schnell gefunden hätten. Dies sei für Projekte in Europa und vor allem aus Deutschland nicht immer der Fall. Zweifellos hätte die Erfolgsgeschichte von Biontech noch einmal für eine stärkere Aufmerksamkeit auf deutsche Bioetch-Unternehmen seitens ausländischer Investoren gesorgt. „Das deutsche Ökosystem freut sich darüber“, unterstreicht Nastos.

„Insgesamt fällt aber auch auf, dass neben den Projekten an sich auch die Zusammenstellung und die Professionalität des Managements aber auch der Seed-Investoren ein wesentlicher Faktor ist, um neue Investoren zu überzeugen“, sagt Nastos weiter. „Da hat die deutsche Biotechbranche auch sehr viel hinzugelernt in den letzten Jahren.“ So hätte etwa die Professionalität bei der Zusammensetzung des Managements stark zugenommen. Nicht immer sei ein guter Wissenschaftler automatisch auch ein guter CEO. Investoren würden heutzutage vermehrt darauf achten, dass ein Unternehmen seine Stärken auch gegenüber Kapitalgebern gut präsentieren könne.

ADCs, so Branchenexperten, sind nach einigen spektakulären klinischen Daten in der letzten Zeit, etwa vom japanischen Konzern Daichii Sankyo „hot“ und in der Sparte ist viel Geld im Umlauf. So scheint es gerade eine gute Welle für gute Ansätze, insbesondere vielversprechende Plattformen zu sein. Bei der Bewertung von Emergence halten sich die von der Plattform Life Science befragten Experten aber noch zurück. Vereinzelt wird auf die präklinische Entwicklung hingewiesen.

Emergence Therapeutics: Hauptprodukt ETx-22 gegen verschiedene Krebsarten

Emergences Hauptprodukt ETx-22 ist ein Nectin-4-ADC der nächsten Generation, das optimiert wurde, um die Wirksamkeit zu erhöhen und die Toxizität zu minimieren. ETx-22 ist selektiv für Tumor-exprimiertes Nectin-4 und verfügt über eine tumorspezifische Dekonjugation, was zu einer geringeren Toxizität führt. Infolgedessen hat der ADC einen verbesserten therapeutischen Index, der eine höhere Dosierung ermöglicht und die Wirksamkeit der Behandlung erhöht.

Entwicklung weiterer ADC-Kandidaten

ETx-22 wird zunächst für Blasenkrebs und dreifach negativen Brustkrebs sowie für bösartige Erkrankungen mit mittlerer und geringer Nectin-4-Expression entwickelt, darunter Eierstock-, Kopf- und Hals- sowie Lungenkrebs. Die Mittel der Finanzierungsrunde sollen auch die Entwicklung einer Pipeline weiterer ADC-Kandidaten unterstützen.

Das führende Programm von Emergence Therapeutics kombiniert einen hochspezifischen Antikörper mit einer optimierten Linker- und Nutzlasttechnologie, die auf Nectin-4 abzielt – ein wichtiges Zielmolekül für ein breites Spektrum von Krebsarten, das als ADC-Zielmolekül von Enfortumab Vedotin klinisch validiert wurde und das von der US Food and Drug Administration (FDA) für die Behandlung von Urothelkarzinomen zugelassen wurde. Das Unternehmen prüft außerdem Möglichkeiten zur Entwicklung weiterer neuartiger oder überlegender ADCs, die sich aus dem therapeutischen Bedarf ergeben.

Emergence hat seinen Sitz in Duisburg, Deutschland, und eine Niederlassung in Marseille, Frankreich.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.