Bildnachweis: analytica/ Messe München.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit stehen im Mittelpunkt der analytica 2024, der Weltleitmesse für Labortechnik, Analytik und Biotechnologie, vom 9. bis 12. April in München. Rund 1.050 Aussteller werden in den Hallen der Messe München ­zusammenkommen, um über die „Laborwelt von morgen“ zu diskutieren und sich auszutauschen. Ein Konferenz- und ­Forenprogramm rundet die Messe ab.

Der Katalog der Aussteller bildet die nationale und internationale Szene umfassend ab. Viele Aussteller kommen aus dem Ausland, die Zahl der chinesischen Firmen hat gar bereits wieder ihr Vor-Pandemie-Niveau erreicht. Die großen Marktführer sind dabei, ebenso ­innovative Start-ups und mittelständische Firmen, darunter viele, die erstmals an der analytica teilnehmen. Vor allem die Bereiche Analytik und Qualitätskontrolle werden stark vertreten sein. Parallel zur Messe ­findet im ICM die analytica conference statt. Sie deckt mit rund 180 Vorträgen ­internationaler Referenten die gesamte Bandbreite der modernen Analytik ab und will somit den direkten Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fördern. Sehr praxisorientiert gestalten sich die vier ­Foren auf der analytica, die mit Best-Practice-Vorträgen Tipps für die tägliche Labor­arbeit liefern wollen.

Leitthema Digitalisierung

Eines der Leitthemen der Branche bleibt die Digitalisierung. Die Veranstalter tragen diesem Thema nicht zuletzt mit der Sonder­schau „Digital Transformation“ in Zusammenarbeit mit der SmartLab Solutions GmbH Rechnung, bei der Besucher die ­Arbeit in einem vernetzten und digitalisierten ­Labor anhand von fünf Use Cases aus­probieren können. Mit dem Laboratory and Analytical Device Standard (LADS) steht seit Kurzem ein Kommunikationsstandard zur Verfügung, der Softwaresysteme, Analysen- und Laborgeräte unterschiedlicher Anbieter miteinander vernetzt. Die hersteller­unabhängige Gerätekommunikation soll den digitalen Wandel in der Laborwelt deutlich beschleunigen. Hier bietet die analytica einen Blick auf das vernetzte ­„Labor der Zukunft“. Die Sonderschau ­Digital Transformation in Halle B2 etwa zeigt, wie sich dank einer nahtlosen Gerätekommunikation vollautomatisierte Laborprozesse vom Probenaufschluss über die Analytik bis zur Auswertung realisieren lassen. Im Rahmen der Sonderschau wird auch der autonome Laborroboter KEVIN vorgestellt. Dieser soll dem Laborpersonal vor allem Routineaufgaben abnehmen. So kann KEVIN Proben transportieren und Anlagen mit Reagenzien, Pipettenspitzen und anderen Dingen versorgen. Der mobile Helfer wurde am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) entwickelt und wird aktuell von der United Robotics Groups in die Serienreife überführt. Sowohl das Fraunhofer IPA als auch die United Robotics Groups sind als Aussteller auf der analytica vertreten.

Copyright: analytica/ Messe München
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Außerdem können die Besucher der Sonderschau die Vorteile einer digitalisierten Lagerhaltung inklusive Online­bestandspflege und automatischem Labeldruck erleben. All das soll nicht nur die ­Effizienz im Labor steigern, sondern auch die Arbeitssicherheit, denn fehlerhaft oder unzureichend beschriftete Reagenzien und unsachgemäß verwahrte Gefahrstoffe gehören damit endgültig der Vergangenheit an. Schließlich gehe es, so die Verantwortlichen der Messe München, bei der Labordigitalisierung nicht um den Austausch einzelner Geräte, Softwareupdates oder neue Programme, sondern um einen grundlegenden Wandel. Diese Heraus­forderung lasse sich umso leichter bewältigen, je enger Gerätehersteller, Software­entwickler und Anwender kooperierten und je besser der Transfer aus der Forschung in die Praxis gelinge. So realisiert die analytica die Sonderschau Digital Transformation gemeinsam mit einem Dutzend Ausstellern, unter ihnen die Geräte- und Softwareanbieter Gerstel, Integris Lims und Mettler-Toledo, der Branchenverband SpectarisS und Laborausstatter wie Düperthal Sicherheitstechnik und SmartLab Solutions.

Künstliche Intelligenz als Treiber

Dass künstliche Intelligenz immer stärker Einzug in die Laborwelt hält, soll vor allem auf der analytica conference verdeutlicht werden. Vorreiter ist die medizinische ­Diagnostik, die künstliche Intelligenz z.B. in der Tumordiagnostik nutzt. Dem Thema widmet sich die Conference Session ­„Applications of AI Algorithms in Labo­ratory Medicine“ am Nachmittag des 10. April. Doch nicht nur in der Medizin, sondern generell in der Bildgebung und auch in der Spektroskopie bietet sich der Einsatz künstlicher Intelligenz an, wie der Abschlussvortrag des ganztägigen Symposiums „A Dream Comes True: Fantastic News from Analytical Chemistry“ am 9. April zeigen soll. Mehrere Vortrags­reihen der analytica conference widmen sich zudem dem Management von Forschungsdaten. Angesichts der stetig ­steigenden Datenflut, vor allem in den Life Sciences, sind hier dringend digitale ­Lösungen gefragt, die weit über Excel-­Tabellen hinausreichen.

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Nachhaltigkeit im Labor

Ein weiterer zentraler Punkt: Nachhaltigkeit im Labor. So werden entsprechende Lösungen vorgestellt und diskutiert, etwa wie sich der Energiebedarf reduzieren lässt oder Materialien wiederverwendet werden können. Auch die Analyse von ­Lebensmitteln spielt eine wichtige Rolle, um deren Sicherheit und Qualität weiter zu erhöhen und verlässliche Verbraucherinformationen darüber zu liefern. Außerdem setzen sich Messeverantwortliche und Aussteller mit alternativen Lebensmittelformen auseinander – Stichwort ­Novel Food –, in Verbindung mit Nachhaltigkeit und Welternährung. Und auch das „Green Lab“ steht im Mittelpunkt: Denn Labore haben einen deutlich höheren Energiebedarf als Büro- und Wohngebäude. Ein Tiefkühlschrank etwa, der Proben auf -80 Grad Celsius kühlt, verbraucht jährlich so viel Energie wie ein Einfamilienhaus. Auf der analytica informieren Hersteller von Kühlgeräten, unter ihnen Fryka, ­Huber, Lauda und Liebherr, über den ­aktuellen Stand der Kältetechnik. Energieeffiziente Geräte mit Vakuumisolierungen, optimierten Dichtsystemen und natür­lichen Kältemitteln, die weder zum Ozonloch noch zum Klimawandel beitragen, sorgen für nachhaltige Kühlung im Labor. Auch sonstige Labortechnik vom Abzug bis zur Zentrifuge lässt in Sachen Energieeffizienz oft noch zu wünschen übrig. Für Labore, die Einsparpotenziale identifizieren möchten, bietet analytica-Aussteller Waldner eine Green-Lab-Beratung an – sie erkennt die größten Stromfresser und ­unterstützt Labore bei der Umstellung auf „Zero Carbon“.

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Lebensmittelanalytik für eine nachhaltige Ernährung

Nachhaltigkeit gewinnt auch beim Thema Ernährung zusehends an Relevanz. Bei der Entwicklung von alternativen Lebensmitteln spielen moderne Analysenmethoden eine Schlüsselrolle – demnach präsentieren Aussteller auf der analytica ihre Neu­heiten im Bereich Lebensmittelanalytik und -sicherheit. So hat Aussteller Shimadzu ein auf Gaschromatografie und Massenspektrometrie basiertes Verfahren ent­wickelt, das geschmacksrelevante Substanzen in Fleisch und Fisch identifiziert. Mit dem Wissen lässt sich das Aroma von Ersatzprodukten optimieren. Auch die Bissfestigkeit spielt eine entscheidende Rolle. Sie lässt sich mit Shimadzus Texture Analyzer bestimmen. Das richtige Mundgefühl hängt ferner davon ab, wie eine Speise im Mund gleitet, ob sie am Gaumen klebt oder nicht. Geräte für solche Messungen von Reibung und Schmierung ­bietet analytica-Aussteller Anton Paar an. Aus tierischen Zellen im Labor gezüchtetes Fleisch ebenfalls als zukunftsträchtig. Das dafür nötige Equipment von der Petrischale über den Brutschrank bis zum ­Bioreaktor gibt es in ­Halle A3, die sich der industriellen Biotechnologie widmet. ­Darüber hinaus infor­miert die analytica über alle Instrumente für die Analytik von Nähr- und Schadstoffen, Proteinzusammensetzungen und ­Allergenen in den ­Endprodukten.

Dieser Artikel ist in der Plattform Life-Sciences-Ausgabe 1-2024 erschienen.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.