Bildnachweis: Apollo Health Ventures.

Apollo Health Ventures positioniert sich in der Biologie des Alterns und den damit verbundenen Krankheitsfeldern. Interview mit Dr. Marianne Mertens, Partner, Apollo Health Ventures. Von Stefan Riedel

Plattform Life Sciences: Wo sehen Sie die besten Chancen, um sich von anderen VC-Gesellschaften abzugrenzen?

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Marianne Mertens: „Wir investieren in den nächsten großen Wachstumsmarkt der Biopharmaindustrie: Healthspan – also die Verlängerung der gesunden Lebensjahre. Als Apollo 2017 gegründet wurde, konnte man noch von einer Nische sprechen. Mittlerweile gilt Healthspan als potenziell größter künftiger Wachstumsmarkt der biopharmazeutischen Industrie. Das zeigt sich auch darin, dass alle großen Pharmaplayer und zunehmend auch größere VC-Fonds sich diesem Thema widmen. Wir bleiben dennoch einer der wenigen globalen Fonds, der dieses Thema wissenschaftlich fundiert und systematisch bearbeitet. Gleichzeitig können wir als gewerblicher Fonds aktiv als Company Creator und Builder auftreten und dabei vielversprechende Technologien in die Translation bringen. Diese Kombination macht uns im Markt einzigartig.

Welche Rolle sehen Sie für Apollo als einer der wenigen deutschen VC-Life-Science-Fonds mit globalem Fokus?

Drug Development ist und bleibt ein globaler Wettbewerb, und mit unserem transatlantischen Setup können wir diesem Anspruch gerecht werden. In unserem Heimatmarkt Deutschland bzw. der DACH-Region sehen wir sehr starke Technologien und Innovationen, und dank unseres globalen VC- und Pharma-Netzwerks können wir unseren europäischen Unternehmen hier wirklich ein starker Partner sein.

Wie balanciert Apollo den Ansatz zwischen klassischem VC-Investment und Venture Creation aus?

Wir teilen unsere Allokation etwa im Verhältnis 50:50 zwischen externem Dealflow und der Company Creation, die hohe Kapazitäten bindet, weil wir zum Teil auch operativ in den Unternehmen tätig sind. Im letzten Fonds, den wir 2020 aufgelegt haben, setzten wir verstärkt auf Company Creation, da die damaligen Marktbedingungen von überhöhten Bewertungen geprägt waren und wir so unabhängig davon eigenständig nachhaltige Werte aufbauen konnten. Aktuell wiederum sehen wir im Markt sehr attraktiv bewertete Assets. Wir investieren dabei auch in Firmen in klinischen Entwicklungsstadien, was unser Portfolio weiter diversifiziert.

An welchen Investmentkriterien orientieren Sie sich für das Portfolio von Apollo?

Wir finanzieren Innovationen in der Alterungsbiologie mit dem Fokus auf die biologischen Ursachen chronischer Erkrankungen. Im Auswahlverfahren orientieren wir uns an klassischen VC-Parametern wie einen soliden klinischen Entwicklungsplan bis zum Proof-of-Concept, einer differenzierten Biologie und Managementteams mit hohem wissenschaftlichem und strategischem Knowhow. Gerade in Europa achten wir darauf, dass die Firmen eine Idee haben, wie sie mit limitierten finanziellen Ressourcen ihre Ziele erreichen. So verbinden wir hohe wissenschaftliche Innovation mit einer robusten Investment Strategie.

Begleiten Sie Ihre Portfoliofirmen über die Frühphase hinaus?

Wir investieren überwiegend in der Frühphase und begleiten Unternehmen auch in späteren Entwicklungsstufen als Teil größerer Investorenkonsortien. In einem anspruchsvolleren VC-Umfeld sind wir ein gefragter Partner für frühphasige Firmen und treten insbesondere bei Seed-Runden in der DACH-Region als Konsortialführer auf.

Nennen Sie ein Beispiel für eine Portfoliofirma.

Die Seed-Finanzierung in Höhe von 15 Mio. USD, die wir zusammen mit Novo Holdings für Booster Therapeutics aufgesetzt haben, ist ein gutes Beispiel. Booster erforscht die Verbesserung der Proteasom-Funktion, die mit zunehmendem Alter abnimmt und dadurch das Risiko toxischer Proteinansammlungen steigt. In einem völlig neuen Ansatz hat Booster für das Proteasom niedermolekulare Aktivatoren geschaffen. Wir haben das Unternehmen zusammen mit wissenschaftlichen Gründern aufgestellt. Der klinische Entwicklungsplan als Basis für die geplante Serie-A-Runde sieht den Einsatz bei neurodegenerativen Erkrankungen vor.

Wie schätzen Sie das deutsche VC-Marktumfeld für Biotechs gerade im Vergleich mit den USA ein?

Das europäische VC-Marktumfeld hat sich sehr positiv entwickelt und deutlich an Reife gewonnen. Dennoch steht in den USA weiterhin wesentlich mehr Kapital für Biotech-Unternehmen zur Verfügung. In Europa braucht es daher stärkere Anreize für Investitionen in Venture Capital. Dieses Thema muss ganz oben auf die Agenda. Nur so können wir im globalen Innovationswettbewerb eine führende Rolle einnehmen.

Europa glänzt mit einer starken Grundlagenforschung, in der Finanzierung und Kommerzialisierung ist die USA dagegen um Längen voraus. Wie kann sich diese Konstellation zugunsten von Europa verändern?

Europa braucht einen einheitlichen Markt, um die doppelte Fragmentierung zu überwinden, das heisst sowohl im Hinblick auf die Kommerzialisierung wie auch bezüglich der Entwicklung eines dynamischen Kapitalmarkts. Um VC-Kapital zu gewinnen, müssen die Unternehmen sich genau darüber im Klaren sein, mit welcher internen und externen Expertise sie einen klar definierten Entwicklungsplan aufsetzen.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Stefan Riedel.

Autor/Autorin

Stefan Riedel
Freier Redakteur at Büro für Kommunikation

Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.