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Biomatter, ein Unternehmen im Bereich der synthetischen Biologie, schließt eine Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 6,5 Mio. EUR ab. UVC Partners und Inventure VC führen die Runde an. Auch die bestehenden Investoren Practica Capital und Metaplanet, sowie Business Angels und Industrieexperten beteiligen sich. Mit dem frischen Kapital plant das Start-up, die Plattform weiter auszubauen und grundlegend neue Enzyme zu schaffen.
Biomatter: Anwendung einzigartiger Enzyme in verschiedenen Branchen
Enzyme spielen eine wesentliche Rolle in verschiedenen industriellen Anwendungen, wie in der Diagnostik, etwa mit DNA-Polymerasen, in der Gentherapie, etwa mit CRISPR, bei Biokraftstoffen, etwa mit Cellulasen, oder in der Landwirtschaft, etwa mit Phytasen. Jede neue Anwendung erfordert ein neues Enzym. Das Design neuer Enzyme ist aktuell noch langwierig – der Prozess kann Monate oder Jahre dauern -, teuer und basiert auf einem Trial-and-Error-Screening rund um kleine Verbesserungen natürlich vorkommender Enzyme. Die Technologie von Biomatter soll es ermöglichen, diese Herausforderungen mit generativer KI (Künstliche Intelligenz) zu überwinden.
„Enzyme werden eine herausragende Rolle in der Zukunft der Bioökonomie spielen – sie sind das entscheidende Element, das es uns letztlich ermöglicht, neue Moleküle, Zellen und Organismen für die Welt zu schaffen. Die Enzyme, die wir bisher erfolgreich für unsere globalen Partner entwickelt haben, demonstrieren unsere Fähigkeit, weit über die schlichte Optimierung bekannter Enzyme hinauszugehen“, sagt Laurynas Karpus, Mitgründer und CEO von Biomatter.
2019 veröffentlichte das Biomatter-Team eine Studie, die zeigte, dass ihr generatives KI-Tool die Feinheiten großer Mengen von Enzymdaten verstehen und die Informationen zur Gestaltung völlig neuer Enzyme nutzen kann. Dies war ein Durchbruch, der die Fähigkeit demonstrierte, voll funktionsfähige Enzyme mit generativer KI zu schaffen. Die Intelligent Architecture-Plattform ist das Ergebnis dieser Forschung. Enzyme können wie am Reißbrett neu konstruiert werden: Zuerst werden die idealen Eigenschaften des Enzyms beschrieben, wobei sorgfältig die Endanwendung berücksichtigt wird. Die Enzyme werden dann von Grund auf entworfen oder bestehende natürlicher Proteingerüste umgestaltet. Dadurch sind Entwickler neuer Proteine in der Lage, passgenaue Moleküle von den ersten Atomen an zu bauen. Diese Innovation wurde durch die Entwicklung neuer generativer KI und physikalischer Modelle ermöglicht, die in schneller Taktung mit experimenteller Validierung in Laboren stetig besser werden, um einzigartige Enzyme zu schaffen.
„KI-gestütztes Proteindesign ist derzeit einer der spannendsten und dynamischsten Bereiche für Venture Capital. Biomatters innovativer Ansatz, grundlegend neue Enzyme zu entwerfen, ermöglicht es ihnen, die Grenzen natürlicher Enzyme zu durchbrechen, was zu Durchbrüchen in der Biotechnologie führt“, sagt Dr. Oliver Schoppe, Principal bei UVC Partners.
Durch die Nutzung der Intelligent Architecture-Plattform schafft Biomatter maßgeschneiderte Enzyme für verschiedene Branchen, einschließlich chemischer Bioproduktion, Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und der Medizin. Zu den Kunden zählen Unternehmen wie Thermo Fisher Scientific, BASF und Neogen. Kirin, ein weltweit führender Konzern im Bereich Ernährung und Gesundheit, konnte mit der Lösung von Biomatter einen Durchbruch bei der Säuglingsernährung erreichen: Die Kooperation brachte erstaunliche Resultate in der effizienten Produktion von Humanen Milch-Oligosacchariden (HMOs). Hier lag der Fokus speziell auf einem der wichtigsten HMOs in menschlicher Milch (lacto-N-fucopentaose I; kurz LNFP I). HMOs sind entscheidend für die Gesundheit von Säuglingen und bieten zahlreiche Vorteile wie die Unterstützung der Darmgesundheit, die Stärkung des Immunsystems und den Schutz vor Infektionen. Die Fähigkeit, HMOs wie LNFP I in industriellem Maßstab zu produzieren, bedeutet, dass mehr Säuglinge weltweit Zugang zu diesen Vorteilen haben können.