Bildnachweis: HTGF, oachim F. Tornau.

Ein Früchen-Brutkasten, der Haut-zu-Haut-Kontakt ermöglicht. Ein Gerät, dass Tumorpatienten nach dem Verlust des Kehlkopfs ihre natürliche Stimme zurückgibt. Eine KI, die Enterscheidungen von Ärtzen im Operationssaal unterstütz: Diese und viele weitere fasziniernde Innovationen wurden beim gestrigen 11. MedTech Pitch Day präsentiert, der vom HTGF, dem B. Braun Accelerator, der B.Braun-Stiftung, Dräger sowie Life Science Nord organisiert wurde un in der Dräger-Garage in Lübeck stattfand. Von Urs Moesenfechtel

 

Sie nutzen künstliche Intelligenz, Mikrosystemtechnik oder Lasertechnologie, ihre Ideen sollen chronisch Kranken ebenso helfen wie Frühgeborenen oder Krebspatienten: Beim 11. MedTech Pitch Day am 2. April 2025 in der Dräger-Garage in Lübeck zeigten zehn Medizintechnik-Start-ups ihre bahnbrechenden Ideen, die von KI-gestützten Diagnoseverfahren über Mikrosystemtechniken bis hin zu innovativen Laserbehandlungen reichen und das Potenzial haben, die Gesundheitsversorgung nachhaltig zu verändern.

Präsentation Acquandas. Copyright: Joachim F. Tornau
Präsentation Acquandas. Copyright: Joachim F. Tornau

Innovationen, die einen Unterschied machen

Die Vielfalt der präsentierten Technologien zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig und kreativ die Ansätze sind, um bestehende Herausforderungen in der medizinischen Versorgung zu meistern. So stellte beispielsweise Medical Decision Alliance aus Leipzig eine KI-basierte Software vor, die Ärztinnen im Operationssaal bei der Entscheidungsfindung unterstützt. Altavo aus Dresden zeigte, wie maschinelles Lernen und Sensoren dazu beitragen können, Tumorpatientinnen nach einem Kehlkopfverlust die Fähigkeit zu einer natürlich klingenden Stimme zurückzugeben. QuantiLight aus Heidelberg präsentierte ein tragbares System zur Überwachung der Medikamentendosierung für chronisch Kranke – eine Lösung, die es den Patienten ermöglicht, ihre Behandlung eigenständig und sicher zu verwalten.

Zukunftsweisende Medizintechnik

Auch im Bereich klassischer Medizintechnik wurden zukunftsweisende Ideen vorgestellt: Skincubator Neocare aus Jerusalem entwickelte einen tragbaren Inkubator, der es

Präsentation des Skincubators. Copyright: HTGF
Präsentation des Skincubators. Copyright: HTGF

Frühgeborenen ermöglicht, Hautkontakt zu ihren Eltern zu erleben – eine wichtige Maßnahme für die Gesundheit von Neugeborenen. Apersys aus Zürich präsentierte ein System zur Lagerung von Lebern außerhalb des Körpers, um die Zeit für Transplantationen zu verlängern, während MedVasc aus Lund schmerzarme Krampfaderoperationen mit einer innovativen Anästhesietechnologie möglich macht. Refined Laser Systems aus Münster präsentierte eine Lasertechnik, die in Kombination mit modernen Mikroskopen und künstlicher Intelligenz die Diagnose und Behandlung von Krebs verbessern soll.

Präsentation PropofolSAFE. Copyright: HTGF
Präsentation PropofolSAFE. Copyright: HTGF

PropofolSAFE aus Stuttgart misst mit einem photoakustischen Detektor die Konzentration des Narkosemittels Propofol in der Atemluft von Patienten, um gefährliche Unter- und Überdosierungen zu verhindern. Alles Innovationen, die maßgeblich dazu beitragen können medizinische Behandlungen zu verbessern und die Lebensqualität der Patienten erheblich zu steigern.

 

Präsentation von Celtrix. Copyright: HTGF
Präsentation von Celtrix. Copyright: HTGF

Als innovative Zulieferer für die Medtech-Branche präsentierten sich zwei Start-ups aus dem hohen Norden Deutschlands: Acquandas aus Kiel produziert mit Mikrosystemtechnik foliendünne und biokompatible Metallteile, zum Beispiel für Mikroimplantate – bis hin zu ultrafeinen Elektroden für ein Brain-Computer-Interface. Celtrix aus Itzehoe schließlich liefert High-Performance- Spezialbatterien, die für die jeweilige Anwendung maßgeschneidert werden.

Präsentation Medical Decision Alliance. Cppyright: HTGF
Präsentation Medical Decision Alliance. Cppyright: HTGF

Für die Veranstaltung hatten sich 83 junge Unternehmen aus 15 Ländern beworben. Die ausgewählten Start-ups aus Deutschland, Schweden, der Schweiz und Israel bekamen nun die Gelegenheit, Investoren von ihren Konzepten zu überzeugen und sich mit Entscheidern führender Medizintechnikunternehmen zu vernetzen. Insgesamt mehr als 40 Investoren und Industrievertreteren nahmen teil. Auch rund 20 weitere Start-ups waren im Publikum vertreten.

Patientenorientierte Produktentwicklung

Ergänzt wurden die Pitches durch eine Podiumsdiskussion, bei der eine nicht nur für Start- ups wesentliche Frage erörtert wurde: Wie können und sollten Patienten in die Produktentwicklung einbezogen werden? Lindis Blood Care aus Hennigsdorf bietet ein Verfahren an, mit dem Blut während einer Krebsoperation von Tumorzellen gereinigt werden kann – und hat, wie CEO Dr. Franzpeter Bracht berichtete, bei der Entwicklung gezielt den Kontakt zu Ärzten und Patienten gesucht. Auch das Münchner Start-up SmartAIs, das eine Hinderniserkennungs-App für Blinde entwickelt hat, arbeitet eng mit Betroffenen zusammen. „Für uns ist nutzerzentrierte Entwicklung einer unserer Glaubenssätze“, sagte Gründer und CEO Sascha Preget. Worauf es bei einer solchen Zusammenarbeit ankommt, machte Jana Hassel deutlich, Referentin für Digitalpolitik bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e. V.: „Ganz wichtig ist, dass die Perspektive der Patient*innen im Mittelpunkt steht.“

Networking. Copyright: HTGF
Networking. Copyright: HTGF

Austausch und Netzwerkbildung im Fokus

Die vom HTGF, dem B. Braun Accelerator, der B.Braun-Stiftung, Dräger sowie Life Science Nord organisierte Veranstaltung bot nicht nur spannende Einblicke in die neuesten Entwicklungen der Medizintechnik, sondern auch eine hervorragende Gelegenheit, den Austausch zwischen innovativen Start-ups und der etablierten Industrie zu fördern. Die Atmosphäre war entspannt und fokussiert, dabei zugleich familiär und international. Die Mischung der Teilnehmenden: ideal. Die Veranstaltung hatte einen klaren Fokus auf nutzenzentrierte Lösungen, bei denen der Patient stets im Mittelpunkt steht. Besonders hervorzuheben war die hohe Investorendichte, die den Start-ups die Möglichkeit gab, direkt mit potenziellen Partnern und Unterstützern in Kontakt zu treten und wertvolle Impulse für ihre Weiterentwicklung zu erhalten.

Das Organisationsteam. Copyright: HTGF
Das Organisationsteam. Copyright: HTGF

Autor/Autorin

Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at  | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.