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Die Aktie von Formycon (DE000A1EWVY8) reagiert auf die Geschäftszahlen zum dritten Quartal mit weiteren Verlusten. Dabei hat das im SDAX gelistete Unternehmen mit Partnerdeals und Patentvereinbarungen für zwei zugelassene Produkte das Fundament für deutlich steigende Umsätze in den nächsten Quartalen gelegt. Von Stefan Riedel

 

Der Biosimilarentwickler Formycon hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2025 einen Umsatzrückgang auf 19,5 Mio. EUR verzeichnet. Zugleich vergrößerte sich der operative Verlust auf EBITDA-Basis gegenüber dem Vorjahr von 17,7 auf 21,4 Mio. EUR. Diese Entwicklung war den Märkten bekannt: Aufgrund der Probleme bei der Preissetzung für FYB202, den aktuell mit Abstand wichtigsten Umsatztreiber, hatte Formycon vor dem US-Markteintritt in der 2024er-Bilanz Abschreibungen in Höhe von 108 Mio. EUR verbuchen müssen.

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Zwei Schlüsselfaktoren für künftige Erlöse

Umso mehr überrascht es, dass die Aktie auf zwei wichtige Neuigkeiten in der heutigen Pressemitteilung zum Quartalsergebnis nicht positiv reagierte. Nach dem Ende der Berichtsperiode hat Marketingpartner Teva für das Biosimilar FYB201 für den europäischen Markt eine Fertigspritzenvariante eingeführt. Wichtig für das künftige Geschäft mit dem Biosimilar FYB203 wiederum ist die mit dem Originathersteller Regeneron Pharma getroffene Vergleichs- und Lizenzvereinbarung. Auf der Grundlage dieses Settlements ist das Patentverfahren beigelegt und ein Markteintritt des bereits zugelassenen Biosimilars in den USA und Kanada durch Partner Valorum Biologics ab dem vierten Quartal möglich.

Aktienkurs Formycon. Stand: 13.11.25, 16:52 Uhr. Copyright: stock3.com
Aktienkurs Formycon. Stand: 13.11.25, 16:52 Uhr. Copyright: stock3.com

Für das Gesamtjahr erwartet Formycon einen Umsatz in der Bandbreite von 55 bis 65 Mio. EUR. Auf der Ergebnisseite rechnet das Management beim EBITDA mit einem operativen Verlust von 10 bis 20 Mio EUR. Finanzvorstand Enno Spillner erwartet hier im vierten Quartal deutliche Umsatzimpulse durch die fortschreitende Marktdurchdringung des Biosimilars FYB202 in den USA und in Europa. Bei diesem Produkt handelt es sich um ein Nachahmer-Molekül des vom Pharmakonzern Johnson & Johnson entwickelten Schuppenflechtemittels Stelara. FYB202 ist der aktuell mit Abstand wichtigste Umsatztreiber für Formycon. Spillner zufolge verspricht die exklusive Vertriebsvereinbarung für den US-Markt mit der Fresenius-Tochterfirma Kabi einen „signifikanten Umsatzanstieg“ im Schlussquartal 2025.

Um diese Vorgaben zu erreichen, muss Formycon im Schlussquartal 35 Mio. EUR einfahren und im vierten Quartal ein positives Ergebnis auf der Gewinnseite erzielen. Das ist ein realistisches Ziel, welches die Wahrscheinlichkeit von weiteren negativen Überraschungen stark einschränkt, wenn das Unternehmen am 23. April 2026 seine detaillierten Geschäftszahlen für 2025 präsentieren wird. Spannend aus Anlegersicht wird in den nächsten Quartalen auch, wie sich die Verkaufszahlen für FYB201 in den USA entwickeln werden. Zu beachten ist hier, wie die Verabreichung als Fertigspritze von den Patienten angenommen wird.

Potenzieller Megaseller

Ein weiterer kurstreibender Faktor werden Nachrichten zu Marketing-Deals für das Biosimilar FYB206. Dabei handelt es sich um ein Nachahmerprodukt für das von Merck&Co entwickelte Keytruda. Für das weltweit umsatzstärkste Krebsmedikament laufen die Schlüsselpatente 2028 aus. Formycon sieht sich hier sehr gut positioniert, um beim Wettbewerb um das erste zugelassene Biosimilar das Rennen zu machen. Dank des sogenannten Phase-3-Waivers reichen die Daten aus der laufenden Phase-1-Studie aus, um die therapeutische Vergleichbarkeit von FYB206 mit Keytruda zu belegen.

Die spannende Frage ist hier, zu welchen Konditionen Formycon hier die Deals zu den einzelnen Endmärkten abschließt. Eine spätere Verpartnerung nach Vorlage aller klinischen Daten würde höhere Umsatzbeteiligungen mit sich bringen. Schließt Formycon dagegen Lizenzabkommen zu einem früheren Zeitpunkt, fließen höhere Vorabzahlungen in die Kasse. Die prozentuale Umsatzbeteiligung wird dafür aller Voraussicht nach niedriger ausfallen.

Fazit

Formycon hat im dritten Quartal die erwarteten Zahlen geliefert. Zugleich sind die negativen Nachrichten aus der ersten Jahreshälfte längst eingepreist. Mit einem Börsenwert von unter 400 Mio. EUR notiert die Aktie mittlerweile unter ihrem Buchwert. Schafft Formycon in nächsten Quartalen deutliche Umsatzsteigerungen, sollte diese Entwicklung in Verbindung mit dem Abschluss von Lizenzdeals den Aktienkurs anschieben. Ein weiterer kurstreibender Faktor ist, wenn Formycon nicht „spätestens 2027“ wie aktuell angekündigt, sondern bereits 2026 auf EBITDA-Basis schwarze Zahlen schafft.

Autor/Autorin

Stefan Riedel
Freier Redakteur at Büro für Kommunikation

Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.