Bildnachweis: Petrus Bodenstaff – stock.adobe.com.

Im Rahmen einer Umfrage im Vorfeld des Biotech Finanz-Gipfels des Biotechnologie-Branchenverbands BIO Deutschland in Berlin gaben zwei Drittel der Befragten Finanz-Experten an, eine Verschlechterung der Börsenfinanzierungen zu erwarten. Bei Finanzierungen durch Venture bzw. Corporate Venture Kapital sieht die Mehrheit allerdings keinen Veränderungen entgegen.

Als mit Abstand den wichtigsten Hebel, um die Gründungsdynamik in der Biotechnologiebranche zu erhöhen, nannten die Fachleute „mehr Venture Kapital“, aber auch andere Faktoren, wie z. B. der Ausbau der steuerlichen Forschungsförderung, Förderprogramme, bessere Technologietransferstrukturen und Kapital für Seed-Finanzierungen, wurden genannt.

Biotech: Börse bleibt wichtige Exit-Möglichkeit

Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland kommentiert: „Die Börse ist für Wachstumsunternehmen wie Biotechnologie-Unternehmen eine sehr wichtige Exit-Möglichkeit. Die Börse in Deutschland hatte schon in den letzten Jahren nicht die notwenige Kraft, um für Biotech-Unternehmen das benötigte Kapital zu generieren, weshalb die meisten Börsenkandidaten die USA für ihren IPO gewählt haben. Die Umfrage bestätigt, dass für die Biotechnologie-Branche nun auch dort Probleme zu erwartet sind.“

„Diskriminierung von Eigenkapital war Gift“

Dirk Honold, Co-Leiter der AG Finanzen und Steuern der BIO Deutschland ergänzt: „Wir müssen die Innovationskraft von Biotechnologie-Unternehmen adäquat heben. Neben der Stärkung des Pull-Effekts durch mehr Venture Kapital und Anerkennung der Mitarbeiterbeteiligung als unternehmerische Beteiligung wird ohne den Pull-Effekt des Exits kein nachhaltiges Ökosystem entstehen. Die umlagefinanzierte Altersvorsorge muss jetzt kommen.“

Investitionen in Deep-Tech-Unternehmen wie die der Biotechnologie über Venture Capital Fonds und am Kapitalmarkt müssten das Herzstück sein, da davon die Zukunft abhängt, so Honold weiter. „Die Diskriminierung von Eigenkapital für Wachstumsunternehmen durch die Unternehmenssteuerreform 2008 war Gift.“ Fördermaßnahmen wie „INVEST – Zuschuss für Wagniskapital“ oder die steuerliche Forschungszulage für KMUs müssten erweitert und für Deep-Tech-Branchen wie die Biotechnologie verstärkt werden.

Heike Balzer, ebenfalls Co-Leiterin der AG Finanzen und Steuern, sagt: „Für einen Innovationsstandort muss genügend Chancenkapital für Start-ups und Wachstumsunternehmen zur Verfügung stehen. Die Umfrage bestätigt klar die Bedeutung dieser Finanzierungsquelle. In Deutschland haben wir Know-how und kluge Köpfe und sind insbesondere in der Biotechnologie spitze. Damit das so bleibt, ist die Politik gefordert. Das hat auch die neue Bundesregierung erkannt. Nun geht es darum, die Ankündigungen aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen, damit Deutschland die Chance, zu einem international führenden Biotechnologiestandort zu werden, auch wirklich ergreifen kann.“

Die Umfrage wurde im Vorfeld des Biotech Finanz-Gipfels, der am Donnerstag, 14. Juli, in Berlin stattfindet, unter den angemeldeten Finanz-Experten durchgeführt. Gefragt wurde, wie sich die Finanzierung der Biotechnologie in den nächsten Jahren über die Börse, Venture Kapital und Corporate Venture Kapital entwickeln würden. Zudem wurden die Teilnehmer mit Blick auf die geplante Start-up-Strategie der Bundesregierung gefragt, was der wirkungsvollste Hebel sei, um die Gründungsdynamik in der deutschen Biotechnologie-Branche zu erhöhen.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.