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Im neuen Report Biotech in Bavaria 2021/22 hat die BioM Biotech Cluster Development GmbH die aktuellen Entwicklungen der bayerischen Biotechnologiebranche analysiert. Der Report zeigt einen stetigen Zuwachs an kleinen und mittleren Biotechnologie-Unternehmen, vor allem im Bereich Therapeutika-Entwicklung, ein stabiles Beschäftigungshoch sowie eine weiterhin starke Gründungsdynamik.

In der Medikamentenentwicklung dominiert weiterhin das Indikationsgebiet Onkologie gefolgt von Autoimmunerkrankungen. Zahlreiche Unternehmen konnten neues Kapital jeweils im ein- und zweistelligen Millionenbereich (insgesamt fast 400 Millionen Euro) einwerben.

In der Neugründung von 13 Biotech-Unternehmen und der Ansiedlung durch US-Impfstoffhersteller Moderna sehen die Verantwortlichen das Bundesland Bayern als wichtigen Biotechnologie-Standort mit globaler Wettbewerbsfähigkeit bestätigt.

Stabil: 44.000 Beschäftigte im bayerischen Biopharma Sektor

Zusammen beschäftigen die Pharma-, Biotech- und weitere der Branche zuzuordnende Unternehmen rund 44.000 Menschen in Bayern mit leichter Verlagerung vom Pharmasektor in Biotech- und anderen der Branche zugeordneten Unternehmen. Mit insgesamt 22.000 Beschäftigten sind die 289 (+ 5%) Biotech-Unternehmen die wichtigsten Arbeitgeber der Branche. Dies entspricht einem Zuwachs von 1.000 Mitarbeitenden zum Vorjahr. Internationale Unternehmen beschäftigten an ihren Standorten insgesamt 15.000 Mitarbeitende (+ 7%), während kleine und mittlere bayerische Biotech-Unternehmen bei der Beschäftigungszahl stabil blieben.

Weiterhin starke Gründungsdynamik

2021 konnten insgesamt 13 neue Unternehmen verbucht werden, neben einer Neuansiedlung des US-amerikanischen Impfstoffherstellers Moderna in München. In der Region finden Gründerinnen und Gründer ein gewachsenes Netzwerk an unterstützenden Organisationen. So konnte auch BioM mit dem virtuellen Inkubator inQlab einer Anzahl von Unternehmern zu erfolgreichen Gründungen verhelfen.

Onkologie bleibt wichtigste Indikation in der Medikamentenentwicklung

Die bayerische Biotech-Landschaft ist traditionell stark von Arzneimittelentwicklern geprägt. Dabei handelt es sich um langfristig angelegte Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die von der ersten Identifizierung eines Wirkstoffkandidaten über präklinische und klinische Studien in einem langwierigen Prozess bis zur Zulassung geführt werden. Die bayerische Industrie weist eine große Pipeline an Projekten auf, die sich in der präklinischen (41) oder sogar in der klinischen Phase (118) befinden. Insgesamt 37 Produkte befinden sich derzeit in der klinischen Phase I, 53 in Phase II und 28 in Phase III. Wie in den vergangenen Jahren machen die Krebstherapeutika den größten Anteil der Wirkstoffe in der klinischen Entwicklung mit insgesamt 56 Projekten aus, gefolgt von Therapeutika gegen Autoimmunerkrankungen mit 14 Projekten. Wie in ganz Deutschland wird die Produktpipeline in Bayern von Biopharmazeutika und hier von der Wirkstoffgruppe der rekombinanten Antikörper dominiert.

Auch werden die Auswirkungen der weltweiten Coronavirus-Pandemie deutlich, viele Unternehmen im Bereich der Therapeutika und Diagnostika haben ihre Programme auf die Bekämpfung von COVID-19 umgestellt oder erweitert. Universitäre Forschungsgruppen konnten durch ihre Arbeit zu einem besseren Verständnis des Coronavirus und seiner Eigenschaften beitragen und damit Vorarbeiten für zukünftige Entwicklungen leisten.

Finanzierungsklima, Deals und Kooperationen

Wirtschaftlich stand das Jahr 2021 noch unter dem Eindruck der Pandemie. Die Zulassung verschiedener Impfstoffe und der daraus resultierende Rückenwind für die Branche hätten sich aber durchaus positiv ausgewirkt. Die bayerischen Unternehmen haben im vergangenen Jahr zufriedenstellende Geschäftszahlen vorgelegt, und es wurden zahlreiche Finanzierungsrunden erfolgreich abgeschlossen.

Insbesondere mehrere Folgefinanzierungen in erheblichem Umfang zeigen deutlich, so BioM, dass sich viele der Unternehmen auf einem vielversprechenden Weg zu kommerziell nutzbaren Produkten befinden. Zahlreiche Unternehmen konnten neues Kapital jeweils im ein- und zweistelligen Millionenbereich einwerben. Insgesamt konnten die bayerischen Unternehmen im letzten Jahr fast 400 Millionen Euro an Kapital einsammeln. Damit setzt sich die positive Entwicklung der letzten Jahre fort.

Im Jahr 2021 gab es einen starken Wunsch nach Zusammenarbeit zwischen Biotechnologieunternehmen. Das Ausmaß dieser Kooperationen war sehr unterschiedlich: vom Austausch von Technologien, Lizenzierung Bereitstellung von Forschungs- und Produktionskapazitäten bis hin zu Übernahmen in Milliardenhöhe.

Schlagkraft gegen COVID-19

Die Biotechnologie steht an vorderster Front im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. Vom ersten Tag an haben bayerische Unternehmen und Forschungsteams die Forschung bei der Entwicklung von Testsystemen, Impfstoffkandidaten und Medikamenten vorangetrieben. Neben der Entwicklung verschiedenster Testsysteme, gibt es ein breites Spektrum an Ansätzen zu COVID-19 Therapeutika in Bayern. Zweiundzwanzig bayerische Therapiekonzepte wurden im Rahmen des 50 Millionen Euro schweren Programms BayTherapie2020 eingereicht. Insgesamt bekamen fünf Unternehmen eine Förderung.

25 Jahre BioM und Münchner Biotech Cluster

Die Gesamtentwicklung der Branche seit Gründung zeigt der Rückblick 25 Jahre BioM und Münchner Biotech Cluster“. Der Bavarian Biotech Report beleuchtet die Geschichte der Biotechnologie in Bayern und weitere Themen in Interviews verschiedener Player und deren Blickwinkel auf die Branche. Der Bavarian Biotech Report 2020/21 ist u.a. als Download erhältlich unter www.bio-m.org/zahlen-und-fakten/publikationen

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.