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Man hatte es in der Kapitalmarkt-Community schon länger vermutet, nun ist es offiziell: Der oligopolistisch anmutende Markt der Full-Service-HV-Dienstleister bekommt einen neuen Player: Die meet2vote AG (www.meet2vote.de) mit Sitz in Pfarrkirchen, der Heimat einiger Gründungsmitglieder, ist seit 23. September 2025 mit eigener Website „live“ und beschreibt sich als „neuen Hauptversammlungsdienstleister mit erfahrenem und bestens eingespieltem Beraterteam“. GoingPublic sprach mit Stefanie Bernlochner, Gründungsmitglied und Vorstand der meet2vote AG.
GoingPublic: Frau Bernlochner, der deutsche Kapitalmarkt schrumpft, der HV-Markt schien gut verteilt: was bewog Sie, einen eigenen, neuen HV-Dienstleister zu gründen?
Stefanie Bernlochner: Ja, das Schrumpfen des deutschen Kapitalmarkts ist eine erschreckende Tendenz seit zwei Dekaden. Unternehmen ziehen sich bewusst vom Kapitalmarkt zurück, und leider gibt es nur wenige, die den Schritt an die Börse wagen. Das hat unter anderem mit zu viel deutscher Bürokratie zu tun und ist kein Aushängeschild für die deutsche Wirtschaftspolitik. Warum also gerade jetzt dieser Schritt? Wir setzen auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Unser Team ist seit vielen Jahren mit großer Leidenschaft im Bereich Hauptversammlungen tätig. Wir sehen täglich, wie sehr unsere Kunden individuelle, persönliche Beratung und kurze Entscheidungswege schätzen. Genau das bieten wir – nah an den Kunden, flexibel und mit einem echten Verständnis für ihre Bedürfnisse und – wenn es die Umstände erfordern – die Extra-Meile gehen. Das sind Werte, die in Prozessen großer Konzerne immer schwerer Platz finden. Eine gelungene Hauptversammlung ist immer das Ergebnis einer starken Teamleistung.
GoingPublic: In Ihrer Presseveröffentlichung schreiben Sie, dass ein ganzes Team schrittweise bis zum 1. Januar 2026 vollständig an Bord sein wird, und einige der Teammitglieder auf mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Hauptversammlungsberatung zurückblicken. Können Sie uns schon mehr zu Ihrem Team verraten?
Stefanie Bernlochner: Wir sind vom Start weg bereits ein über viele Jahre eingespieltes Team: Stefanie Schmid verantwortet als Vorständin die Bereiche Backoffice und Anmeldestelle. Daniel Eichinger ist im Vorstand für Softwareentwicklung und IT zuständig und wird maßgeblich von Sandro Friedrich als Programmierer unterstützt. Zum Jahresbeginn wird der Vorstand um einen Datenschutzspezialisten erweitert. Ich selbst verantworte den Bereich Beratung und freue mich sehr, wenn sich uns ab Januar weitere Senior Berater anschließen. Zahlreiche Emittenten haben uns bereits jetzt ihr Vertrauen ausgesprochen und uns für 2026 mit der Durchführung ihrer HV beauftragt. Dieses Kundenvertrauen ist sicher die wertvollste „Währung“ für unser Team. Einige von uns arbeiten seit Jahrzehnten gemeinsam bei Hauptversammlungen zusammen und haben dabei unterschiedlichste Herausforderungen und Veränderungen im Markt miterlebt. Dieses gewachsene Vertrauen und die eingespielte Zusammenarbeit sind ein echter Vorteil für unsere Kunden.
Natürlich gibt es viel Neugier darauf, wer konkret noch dazugehört. Aber wir respektieren bestehende Wettbewerbsverbote und auslaufende Arbeitsverträge – das ist für uns eine Frage des Anstands und der Fairness. Ich kann unseren Kunden versprechen, dass sie eine vermutlich einmalige Kombination aus Erfahrung, Verlässlichkeit und Sicherheit sowie dem Engagement eines Start-ups erhalten.
GoingPublic: Sie versprechen volle Kundenorientierung aus schnellen, flexiblen Strukturen heraus, und das kombiniert mit modernster Software. Werden Sie in der HV-Saison 2026 bereits mit einer eigenen Software-Lösung an den Start gehen?
Stefanie Bernlochner: Selbstverständlich. Unser Team war über viele Jahre hinweg maßgeblich und gemeinsam in der Softwareentwicklung für Hauptversammlungen tätig. Daher bringen wir nicht nur tiefes technisches Know-how mit, sondern auch ein sehr klares Verständnis dafür, was der Markt braucht. Unser Anspruch ist eine innovative, moderne Lösung, die den Unternehmen größtmöglichen Gestaltungsspielraum bietet – selbstverständlich unter Einhaltung aller rechtlichen Anforderungen. Ab November werden wir aktiv ins HV-Geschehen einsteigen und noch dieses Jahr Hauptversammlungen umfassend begleiten. Wir freuen uns darauf, unsere Produkte und Dienstleistungen dem Markt vorzustellen.
GoingPublic: Noch ein Wort zu den Trends in Sachen Hauptversammlung, die unsere Schwester-Publikation HV Magazin regelmäßig aufgreift: Wie sollte aus Sicht börsennotierter Unternehmen die Aktionärsversammlung der Zukunft aussehen und wie ist Ihr „großes Bild“ zu den wesentlichen Trends?
Stefanie Bernlochner: Interaktiv und weniger „deutsch“. Natürlich liegt es nahe, einfach die hybride Hauptversammlung zu nennen – aber das greift zu kurz. Viel entscheidender ist, dass wir beginnen, die rechtlichen Rahmenbedingungen weiterzudenken und für mehr Interaktivität zu öffnen. Warum nicht ein durchgehender Livestream kombiniert mit einer moderierten Chatfunktion im HV-Portal? Es geht nicht nur um Technik, sondern um das Erlebnis – dem steht aber durchaus das „deutsche“ Rechtsverständnis im Sinne eines übertriebenen „Minderheitenschutzes“ entgegen. Ziel sollte es sein, sowohl der jüngeren Generation von Investoren als auch den traditionellen HV-Besuchern ein zeitgemäßes, barrierefreies und gleichzeitig wertschätzendes HV-Erlebnis zu bieten. Die Hauptversammlung der Zukunft muss dialogorientierter, zugänglicher und digitaler sein – und die rechtliche Sicherheit fest im Blick haben.
GoingPublic: Frau Bernlochner, vielen Dank für die interessanten Insights. Wir wünschen Ihnen alles Gute für den Start!
Das Interview führte Robert Steininger.
Zum Interviewpartner

Stefanie Bernlochner ist seit 1999 Beraterin im HV-Geschäft, Mitbegründerin und Vorstand von meet2vote.
Autor/Autorin
Robert Steininger
Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Krypto und Verhaltensanalyse.






