… darauf reagieren Anbieter unterschiedlich

Es handelt sich hierbei um ein Phänomen, das den untersuchten Anbietern wohl bewusst ist. Die bereitgestellten Daten können immer nur so gut sein wie die Möglichkeiten, sie extern zu generieren. Alle Lösungen lassen deshalb die Berücksichtigung eigener Daten des Emittenten zu, setzen dabei jedoch unterschiedliche Schwerpunkte.

Abbildung 4 Investor Targeting Tools
Abbildung 4: Investorenkontakte werden verwaltet über (Mehrfachnennung möglich)

Ipreo verwendet ein beachtliches Maß an Ressourcen dafür, besonders viele Informationen über Anteilsbesitz aus externen Quellen zusammenzutragen und bestehende Datensätze zu aktualisieren. Die sind im Basispaket enthalten. Zusätzlich kann der Kunde die Shareholder ID, die Identifizierung der eigenen Aktionäre, separat wahrnehmen. Diese Maßnahme geht weit über eine Filterfunktion hinaus und beinhaltet eine viel genauere Zuordnung des Aktienbestands zu individuellen Fondsmanagern, die händisch und per Telefon recherchiert werden. Eigene Daten des Emittenten lassen sich bei Ipreo dazu noch ergänzen.

Demgegenüber sind die Anwendungen von ingage und IR.soft direkt so ausgelegt, dass sie auf den Daten aus der Shareholder ID aufsetzen, die der Emittent zuvor bei einem Drittanbieter durchgeführt hat. Die Software-Lösungen der beiden Anbieter verarbeiten diese Daten und „lernen“ daraus: Ein Emittent kann sie somit für eigene Auswertungen nutzen. Zusätzlich enthalten die Produkte beider Anbieter laufend aktualisierte Daten von Factset plus jeweils zusätzliche Datenbestände. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Zusatzdienste: ingage wartet mit umfangreichen Funktionen zur Roadshow-Planung, Investoren-Feedback sowie dem Management von Meeting-Notizen und Aufzeichnungen auf. IR.soft punktet mit interessanten Features beim Investor Targeting und stellt die CRM-Funktionalitäten in den Mittelpunkt.

Die Lösung von AfU ist im Prinzip eine standardisierte Form der Shareholder ID, die in der Regel monatlich erfolgt. Aufgrund der hohen Fluktuation bei Fondsmanagern wird jeder einzelne im Rahmen eines konkreten Projekts immer wieder neu recherchiert.

Die Zugehörigkeit von Orient Capital zur Link Group ermöglicht Kunden mit Namensaktien durch Verknüpfung der verschiedenen Dienste weitreichende Analysen. Die Aktienregisterdaten können auf Bankenebene betrachtet werden, damit letztlich die Verbindung zwischen Shareholder ID und Aktienregister. Dies hat auch einen Zusatznutzen für Proxy Solicitation im Rahmen der Hauptversammlung oder für M&A-Aktivitäten.

Aktienregister nur eingeschränkt transparent

Auf den ersten Blick erscheint es widersprüchlich, wenn Emittenten von Namensaktien zusätzlich eine Shareholder ID buchen. Man würde annehmen, dass die Transparenz des Aktienregisters ausreichen sollte. Die Erfahrung der Datenbankanbieter zeigt jedoch, dass gerade DAX-Emittenten von Namensaktien zusätzlich bis zu viermal im Jahr eine Shareholder ID durchführen. Das Misstrauen gegenüber Angaben im Aktienregister ist offenbar groß, so dass 11% der befragten IR-Experten, deren Unternehmen Namensaktien ausgegeben haben, bei ihrer täglichen Arbeit nicht nur auf das Aktienregister als Informationsquelle zurückgreifen.

„Tägliche Arbeit“ ist in diesem Zusammenhang nicht unbedingt wörtlich gemeint. Nur 9% aller Umfrageteilnehmer beschäftigen sich wirklich täglich mit Informationen zur Aktionärsbasis (siehe Abb. 2). Dabei verwundert es nicht wenig, dass es die Kunden einer kostenpflichtigen IRDatenbank oder eines Aktienregisters sind, die sich mehrheitlich täglich oder wöchentlich über ihre Aktionärsbasis informieren. Der gängigste Zeitraum ist mit 31% der quartalsweise Blick.