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Etwa die Hälfte aller Veranstaltungen des Berliner Event-Dienstleisters waren in diesem Jahr Hauptversammlungen, virtuell oder auch in Präsenz. Damit gehört GRÜNEBAUM zu den Aufsteigern im HV-Business. Ein Gespräch über Vielfalt, Auswahl und Reaktionsgeschwindigkeit in einem Geschäft, das für Unternehmen immer komplexer wird.

HV Magazin: Frau Grünebaum, Ihr Unternehmen ist bei Hauptversammlungen sehr gefragt. Allein 2022 haben mehr als 30 Unternehmen bei oder mit Ihnen ihre Aktionärsversammlung durchgeführt. Wie kam es dazu?

Grünebaum: Im Grunde sind wir erst 2020 in den Eventbereich Hauptversammlung eingestiegen – ein Schritt, der in sehr kurzer Zeit zum Erfolg führte. Während der Coronakrise haben wir die Not zur Tugend gemacht und mit unserer exklusiven Location „einfallsreich“ ein eigenes Streamingstudio geschaffen. Schon 2021 deutete sich an, dass es immer weniger Locations am Markt gibt, die auch kleineren Aktiengesellschaften einen passenden Rahmen für ihre HV und darüber hinaus eine hohe Flexibilität bei der Umsetzung bieten, z.B. für virtuelle, hybride oder Präsenzversammlungen. Diese Leerstelle wollten wir schließen – und zwar mit einer weiteren, exakt auf diese Kundenanforderungen zugeschnittenen Eventlocation: „the burrow“ – zu Deutsch „der Fuchsbau“ – bietet auf 460 Quadratmetern alle Vorzüge eines exklusiven Konferenzbereichs mit den technischen Möglichkeiten eines Streamingstudios. Und das, so zeigt es die hohe Zahl an Anfragen für 2023, trifft genau die Bedürfnisse unserer Kunden.

Katja Grünebaum ist Geschäftsführerin der GRÜNEBAUM Gesellschaft für Event Logistik mbH in Berlin.

HV Magazin: Sie sind gelernte Hotelfachfrau, da liegt eine Hauptversammlung erst einmal nicht gerade nahe. Wie und wann kamen Sie zu diesem neuen Geschäftsfeld?

Grünebaum: Beide Schwerpunkte ergänzen sich hervorragend: Ich sehe mich heute eher als technische Projektleiterin, die durch ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau zusätzlich großen Wert auf umfassenden Service und Dienstleistungsqualität legt. So steht GRÜNEBAUM Event Logistik seit fast 20 Jahren für die Vermietung von Veranstaltungstechnik als Full-Service-Dienstleister. Darüber hinaus bin ich nun auch Gastgeberin in unseren Locations „einfallsreich“ und „the burrow“.

HV Magazin: Welchen Anteil haben Hauptversammlungen derzeit an den Veranstaltungen, die bei und mit Ihnen durchgeführt werden?

Grünebaum: Im Jahr 2021 waren es sicher über 50% unserer umgesetzten Veranstaltungen. Anschließend hat sich der Anteil 2022 etwas reduziert, was an der allgemeinen Erholung der Eventbranche liegt und daran, dass unser Kerngeschäft nach Corona wieder zugenommen hat.

HV Magazin: Wie hat sich dieser Anteil in der Pandemie genau verändert?

Grünebaum: Wir sind quasi der „Aufsteiger“ in diesem Segment – und dies gleich auf zwei Ebenen: zum einen als Eventlocation und zum anderen als technischer Dienstleister. Vor der Pandemie kam es eher selten vor, dass wir eine Aktiengesellschaft bei der Hauptversammlung als reiner Technikanbieter begleitet haben. Das hat sich spürbar geändert, denn Corona hat den hybriden und virtuellen Events einen kräftigen Schub geben.

HV Magazin: Während der Coronazeit ging es praktisch nur um virtuelle Aktionärsversammlungen. Nun sind für 2023 voraussichtlich auch klassische Präsenz-HVs wieder ohne Beschränkungen möglich. Positionieren Sie sich hier auch weiterhin – und wenn ja, wie?

Grünebaum: Unser Potenzial liegt darin, dass wir gerade auch mit unserer neuen Location „the burrow“ ein Höchstmaß an Flexibilität ermöglichen. Ob hybrid, virtuell oder Präsenzveranstaltung – für sämtliche Formate schaffen wir den passenden Rahmen. Hinzu kommen unsere langjährige Erfahrung und unser Angebot als Full-Service-Agentur im Bereich Veranstaltungstechnik.

HV Magazin: Können Sie einen Trend absehen, welche Art von HV bei Ihnen am meisten nachgefragt wird?

Grünebaum: Wir haben Anfragen für beide Arten der Umsetzung. Bei uns genießt der Kunde den Vorteil, dass er sich nicht sofort für eine virtuelle oder analoge Realisierung entscheiden muss, denn wir sind – bis zu einer gewissen Größenordnung – für alle Anforderungen bestens ausgestattet und können daher individuelle Möglichkeiten bieten.

HV Magazin: Wie viel Vorlaufzeit brauchen Sie, um Kunden bei einer HV optimal unterstützen zu können?

Grünebaum: Ob HV oder klassisches Meeting: Wir haben den Anspruch, innerhalb von wenigen Tagen – je nach Format sogar nur Stunden – die passenden Bedingungen vorzubereiten. Schließlich verfügen wir über vollausgestattete Locations mit Event- und Cateringbereichen, ergänzenden Meetingräumen und einem zusätzlichen kleinen Studio. Auch technisch ist alles so vorbereitet, dass unsere Kunden sofort streamen oder ihr Meeting starten können. Am meisten Zeit braucht wohl der kulinarische Part!

HV Magazin: Welche wichtigen Eckdaten benötigen Sie vorab vom Unternehmen?

Grünebaum: Zur optimalen Planung benötigen wir ein paar Fakten, die über Datum, Uhrzeit, Zahl der Teilnehmenden und Akteur*innen vor und hinter der Kamera sowie der Bühne hinausgehen. Deshalb haben wir spezielle Fragenstraßen entwickelt, um die Kundenbedürfnisse effizient und umfassend einholen zu können. Einen Überblick findet man auf unserer Homepage.

HV Magazin: Viele Großversammlungen, gleich für welchen Zweck, sind heute auch Technikevents. Die Veränderungen kamen zuletzt in ganz kurzer Zeit. Wird das so weitergehen oder werden wir eher bald eine Retrowelle erleben?

Grünebaum: Ich glaube, dass man da ganz deutlich unterscheiden kann und muss zwischen Großversammlungen und denen kleiner Aktiengesellschaften. Im Vordergrund steht die Informationspflicht und dann kommt neben dem eigenen Anspruch auch die Frage nach dem Budget. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz ein Umdenken stattfinden könnte.

HV Magazin: Konkret gefragt: Wie sieht eine HV in zehn oder 20 Jahren aus?

Grünebaum: Ich denke, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen den Emittenten die Freiheit geben, individuell zu entscheiden, wie sie in Zukunft ihre HV durchführen möchten. Da gibt es eben die kleineren, mit ihren Aktionären verwurzelten Unternehmen, die den direkten Austausch gezielt wünschen. Andere hingegen sehen in einem hybriden oder virtuellen Format die klaren Vorteile von Reichweite, Teilhabe und Nachhaltigkeit und möchten dies fördern. Zudem gibt es noch jene, die ihre HV ohne große Reibungspunkte abhalten möchten. Aus diesen Gründen gehe ich davon aus, dass Vielfalt und individuelle Präferenzen die Zukunft ausmachen werden. Und genau für diese Anforderungen ist unser Unternehmen bestens aufgestellt!

HV Magazin: Dann wünschen wir weiterhin viel Erfolg. Besten Dank für das informative Gespräch!

www.einfallsreich-berlin.de

Das Interview führte Simone Boehringer.

Autor/Autorin

Simone Boehringer

Simone Boehringer ist die Redaktionsleiterin "Kapitalmarktmedien" der GoingPublic Media AG.