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Plattform Life Sciences: Herr Eckstein, Sie gründeten vor einem Jahr Risk Partners, was macht Ihr Unternehmen und was hat Sie zur Gründung bewogen?

Eckstein: Risk Partners ist ein unabhängiger, spezialisierter Versicherungsmakler und Risikomanagementberater für Life-Sciences-Unternehmen.

Ich durfte in der Vergangenheit bereits mit vielen spannenden Life Sciences Unternehmen arbeiten und dort bei der Absicherung der Manager- und Prospekthaftung und einem (US-) Börsengang oder einer Kapitalerhöhung mit passenden Versicherungslösungen beraten. Das hat viel Spaß gemacht und mir auch im engen Dialog mit einigen Vorständen geholfen, den Bedarf und die Besonderheiten der Branche besser zu verstehen.
Mit Risk Partners wollen wir nun eine ganzheitlichere Dienstleistung speziell für Life Sciences-Unternehmen anbieten, um den Bedarf an Risiko- und Versicherungslösungen auch im Bereich von Probandenversicherung, sowie Haftungsrisiken rund um Cyber, Intellectual Property und als pharmazeutischer Unternehmer nach AMG abzudecken. Wir begleiten hierbei junge Unternehmen aus Biotech und Medizintechnik von ersten klinischen Studien bis hin zur Zulassung von Arzneimitteln und Medizinprodukten genauso wie diese Unternehmen bei frühen Finanzierungsrunden bis zum IPO.

Uns treibt an, dass wir der Forschung und Wissenschaft und dem ohnehin inhärent risikoreichen Geschäftsmodellen unserer Mandanten so die notwendige „Rückendeckung“ geben können.

Wodurch heben Sie sich von anderen Versicherungsmaklern ab?

Wir haben ein sehr erfahrenes Team aus Juristen, Risikomanagern und Versicherungsexperten und bringen daher neben verschiedenen Perspektiven auf die Risiken unserer Mandanten auch langjährige Branchenerfahrung mit. Wir haben uns zudem mit dem versierten Team der Atrialis GmbH – experts in clinical trial insurance, als etablierten Spezialversicherungsmakler rund um Probandenversicherung und internationale klinische Studien verstärkt und zusammengeschlossen. Dort haben wir auch einen Mediziner im Team, dessen unabhängige Perspektive und Expertise unsere Mandanten auch in der Vermarktung des Probandenrisikos sehr schätzen.

Florian Eckstein, Risk Partners.

Wir können mit unserer Erfahrung also bereits präventiv beraten worauf Life-Sciences-Unternehmen achten sollten und so bestenfalls Schäden und Risiken vor einem Eintreten mitigieren. Manche Restrisiken lassen sich jedoch auch nicht operativ managen, sodass wir dann mit passenden Versicherungslösungen auch im Schadenfall helfen können. Für uns bedeutet das, dass Versicherungen nur ein Teil der Lösung sind, es hierbei jedoch genau auf die Expertise eines Spezialmaklers ankommt.

Auch international haben wir Partner, mit denen wir auch kreative Lösungen in ausländischen Märkten wie London oder USA platzieren können, sofern dies notwendig ist. Dies reicht von multinationalen klinischen Studien bis zu Börsengängen etwa auch an der NASDAQ in den USA. Wir haben durch unser aufgebautes Branchen-Kow-how auch eigene Versicherungskonzepte speziell für Life-Sciences-Unternehmen entwickelt, von welchen unsere Mandanten profitieren, weil diese im Schadenfall auch genau zu ihrem Geschäftsmodell passen und greifen.

Nach einem Jahr Geschäftstätigkeit, was war das größte Risiko, das Sie durch Ihr Engagement bei einem Life-Sciences-Unternehmen abfangen konnten?

Bei einem unserer Biotech-Mandanten kam es zu einem Schwelbrand in einem Laborgerät innerhalb des sensiblen Bereichs deren S1-Labors. Es gab in der Folge auch eine größere Verrußung der umliegenden Geräte, sodass eine aufwendige und längere Reinigung der Räumlichkeiten und Geräte durch teure Spezialsanierer notwendig war und das Labor mehrere Wochen nicht genutzt werden konnte. Über diesen Zeitraum musste also auch die Forschung unterbrochen werden, während Kosten für Personal, Miete etc. weiterliefen. Herkömmliche Industrieversicherungen sichern zwar eine Betriebsunterbrechung ab, jedoch muss dafür in der Regel ein Umsatzausfall nachgewiesen werden. Da das Biotech bisher noch keine Umsätze hatte, sondern auf Forschungsgelder und Fremdfinanzierung angewiesen ist, wäre dies üblicherweise ein nicht versichertes Risiko. In unserem Branchenkonzept zur Sachversicherung sind jedoch auch Forschungsgelder und fortlaufende Kosten ohne Umsatznachweis abgesichert, sodass dem Biotech nicht nur die Anschaffung neuer Gerätschaften und die Sanierungs- und Reinigungskosten, sondern auch die fortlaufenden Kosten aus der Betriebsunterbrechung erstattet werden konnten und so im wahrsten Sinne des Wortes keine Forschungsgelder unnötig „verbrannt“ wurden.

Doch um mal den Blick auch auf etwas Positiveres zu lenken, so können Versicherungen nicht nur Risiken fernhalten, sondern auch zur Wertschöpfung bei Life Sciences beitragen. So wird z.B. eine Probandenversicherung von den Ethikkommissionen der jeweiligen Studienländer verpflichtend vorgeschrieben, um eine Studie durchführen zu dürfen. Wir sind also ein nicht ganz unwichtiger Teil in der Zulassung eines Ethikantrags und freuen uns, unsere Mandanten hierbei kompetent begleiten zu können.

Was begeistert Sie persönlich an der Branche?

Mir gefällt der Innovationsdrang und die Offenheit der Branche. Oft gibt es bei neuen Forschungsgebieten noch keine Standardlösung am Markt, sodass uns dies anspornt gemeinsam eine kreative Lösung zu finden. Der Austausch mit unseren Mandanten ist dabei von Vertrauen und Lösungsorientiertheit geprägt und macht in der Zusammenarbeit viel Spaß. Da wir häufig auch bereits in einer frühen Phase mit Biotechs die Zusammenarbeit beginnen, ist es schön zu sehen, wie sich auch die Unternehmen weiterentwickeln und wir diese in den Herausforderungen auf dem weiteren Entwicklungsweg mit unseren passenden Risiko- und Versicherungslösungen bestmöglich begleiten können.

Wie sehen Sie den IPO-Markt für Life-Sciences-Unternehmen in 2024?

Ich bin grundsätzlich ein optimistischer Mensch und glaube spätestens in der zweiten Jahreshälfte an ein starkes IPO-Comeback in 2024.

Voraussetzung dafür wären allerdings eine tatsächliche Zinssenkung, wie von der US-Notenbank angekündigt, sowie es zu keinen neuen geopolitischen Spannungen kommt und die Inflationsraten in Folge auch wieder etwas abflachen. Die Aktienmärkte haben sich an die neuen Herausforderungen zuletzt besser angepasst und Volatilität ist etwas zurückgegangen in den vergangenen Monaten, sodass sich auch einige Biotech-Aktien in diesem Umfeld wieder erholen konnten. Es gibt eine Reihe spannender Unternehmen, deren Forschung und nächste Schritte einen größeren Finanzierungsbedarf haben, sodass der Kapitalmarkt hier sicher ein Thema ist und man aktuell auf ein passendes „Börsen-Fenster“ wartet. Auch Kapitalerhöhungen bereits notierter Unternehmen sind bei attraktiveren Bewertungen sicher wieder interessanter.

Wir freuen uns daher auch in diesem Bereich als Spezialmakler für IPOs und Kapitalmarkthaftung Unternehmen beim Sprung an die Börse und bei Kapitalerhöhungen und Anleiheplatzierungen begleiten zu dürfen, am liebsten natürlich Life-Sciences-Unternehmen. Wir sind zudem auch international entsprechend aufgestellt, um auch bei einem US-IPO oder einem Listing an der Euronext helfen zu können. Wir empfehlen den Unternehmen, die sich mit dem Kapitalmarkt als Option befassen auch frühzeitig Gedanken zur D&O-Versicherung zu machen und welche Anpassungen an Bedingungen und Prämien sie hierbei erwartet. Wir haben insbesondere dafür ein innovatives Konzept namens „Public Flip“ entwickelt, um die Transition „von private to public“ auch in der D&O (Anm. d. Red.: „Directors & Officers“ – diese Versicherung sichert persönliche Haftungsrisiken der Geschäftsleitung ab) bereits abzudecken, um so persönliche Haftungsrisiken von den Managerinnen und Managern fernzuhalten.

Herr Eckstein, haben Sie herzlichen Dank für das Interessante Gespräch!

Das Interview führte Holger Garbs

 

ZUM INTERVIEWPARTNER

Florian Eckstein ist Geschäftsführender Gesellschafter der Risk Partners GmbH, einem Spezialversicherungsmakler für Life-Sciences-Unternehmen, Venture Capital Fonds, komplexe Fragen der D&O-Versicherung und Absicherungen bei Börsengängen. Neben einem Masterabschluss zum Betriebswirt verfügt Florian Eckstein auch über einen Abschluss als Enterprise Risk Manager (Univ.) der Universität Würzburg. Er leitete zuletzt den Bereich IPOs und Kapitalmarkthaftung bei einem Spezialmakler und war auch bereits als Inhouse Experte für Riskmanagement und das globale Versicherungsmanagement eines DAX40-Unternehmens zuständig.