Der weltweite IPO-Markt hat laut einer aktuellen Analyse von EY nach einem schwachen ersten Halbjahr im dritten Quartal wieder deutlich aufgeholt: Die Zahl der Börsengänge stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21% auf 252 Transaktionen. Das weltweite erlöste Emissionsvolumen wuchs noch erheblich stärker: Und zwar um 84% von 19,3 auf 35,4 Mrd. USD.

Mega-IPO in China
Besonders der chinesische IPO-Markt legte deutlich zu: Nachdem im Vorjahresquartal gerade einmal 30 Unternehmen in China und Hong Kong den Schritt aufs Parkett gewagt hatten, verzeichneten die dortigen Börsenplätze in den vergangenen drei Monaten insgesamt 102 IPOs – ein satter Anstieg um 240%. Das Emissionsvolumen hat sich sogar mehr als verfünffacht: von 3,7 auf 19,3 Mrd. USD.

Das größte Börsendebüt legte dabei die Postal Savings Bank of China hin, das 7,8 Mrd. USD einbrachte und zugleich der größte Börsengang weltweit seit dem Alibaba-IPO im September 2014 war

Auch in den USA gewann der Markt leicht an Fahrt – wenngleich auf nach wie vor relativ niedrigem Niveau: Die Zahl der Börsengänge an den US-Börsen stieg von 33 auf 35 – die Erlöse legten um 13% von 5,7 auf 6,4 Mrd. USD zu.

Weltweite IPO Aktiivität. Quelle: EY
Weltweite IPO Aktiivität. Quelle: EY

Brexit bremst Europa aus
Nachdem Europa im ersten Halbjahr noch die weltweit führende IPO-Region war,  gingen die Börsenaktivitäten bedingt durch das Brexit-Votum und den daraus resultierenden Unsicherheiten deutlich zurück:  So sank die Zahl der IPOs um gut ein Drittel von 32 auf 20. Das Emissionsvolumen ging um 19% auf 3,6 Mrd. USD zurück.

Besonders Großbritannien selbst traf es besonders hart: Nachdem dort im ersten Halbjahr noch 33 Börsengänge im Gesamtvolumen von 3,8 Mrd. USD gezählt worden waren, wagten im dritten Quartal nur sieben Unternehmen in Großbritannien den Schritt aufs Parkett und erlösten dabei 377 Mio. USD.

„Das Brexit-Votum führte vorübergehend zu erheblicher Verunsicherung und heftigen Marktschwankungen – insbesondere auf dem europäischen Kapitalmarkt“, erklärt Dr. Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY. „Zahlreiche Unternehmen zogen es in diesem Umfeld vor, ihre Pläne für einen Börsengang vorerst zu verschieben und auf einen besseren Zeitpunkt zu warten.“

Das europaweit höchste Emissionsvolumen verzeichnete im dritten Quartal die Kopenhagener Börse – dank des Nets-Börsengangs –, gefolgt  von der italienischen Börse (vier IPOs, 929 Mio. USD).

IPO-Fenster offen
Seitdem habe sich die Situation allerdings spürbar entspannt, so Steinbach weiter: „Die Volatilität hat in den vergangenen Wochen deutlich abgenommen und liegt aktuell auf relativ niedrigem Niveau – bei gleichzeitig wieder hohen Bewertungsniveaus an den Aktienmärkten.“ Obendrein sorge die vergleichsweise gute Kurs-Performance von IPOs im aktuellen Niedrigzinsumfeld für gute Rahmenbedingungen. Das IPO-Fenster sei also wieder geöffnet, so der IPO-Experte Steinbach.

In Deutschland gab es nach der Sommerpause im dritten Quartal mit der Erstnotiz der E.on-Abspaltung Uniper ein Börsenlisting. Im bisherigen Jahresverlauf wurden in Deutschland damit fünf  Börsengänge mit einem Emissionsvolumen von 321 Mio. EUR und einer MarktetCap von knapp 8,3 Mrd. EUR durchgeführt (zum Zeitpunkt des Börsengangs).

Für den weiteren Jahresverlauf ist Steinbach optimistisch: „In den vergangenen Wochen haben mehrere Unternehmen ihre Börsenpläne publik gemacht, weitere stehen in den Startlöchern.“ Zum Jahresende hin dürfte der IPO-Markt somit wieder kräftig an Dynamik gewinnen – sowohl in Deutschland als auch europaweit, so Steinbach: „Nach wie vor sind 10 Börsengänge in Deutschland in diesem Jahr möglich.“

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