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Neuropsychiatrische Krankheiten gehören zu den komplexesten Herausforderungen für das Gesundheitswesen. Neu aufkommende, personalisierte Therapiemethoden bieten nun das Potenzial, die Behandlung psychischer Krankheiten nachhaltig zu verbessern.
Unzureichender Erfolg bei Behandlung von psychiatrischen Krankheiten
Dieser Ansatz funktioniert in der Depressionsbehandlung jedoch nur unzureichend. Weltweit leiden mehr als 320 Millionen Menschen an Depressionen, etwa 100 Millionen gelten als therapieresistent. Diese große Zahl an Patienten führt zu einer enormen individuellen und sozioökonomischen Krankheitslast. Studien zufolge werden mentale Krankheiten die Weltwirtschaft bis zum Jahr 2030 satte 6 Bio. USD pro Jahr kosten – auch bedingt durch das langwierige und ineffiziente Versuch-und-Irrtum-Verfahren bei der Suche nach wirksamen Therapien für einzelne Patienten. Die COVID-19-Pandemie wirkt dabei als zusätzlicher „Brandbeschleuniger“, denn die Krise stellt für Menschen auf der ganzen Weilt eine enorme Stresssituation dar, die im schlimmsten Fall die Entstehung mentaler Krankheiten begünstigen kann.
Stressregulierung als möglicher Auslöser für Depressionserkrankungen
Dem Beispiel der Onkologie folgend zeichnet sich aktuell auch in der Psychiatrie ein Konsens dahin gehend ab, dass Patienten zwar dieselbe Diagnose erhalten können, dass aber nicht immer derselbe krankheitsverursachende Mechanismus vorliegen muss. So scheint bei etwa 30% aller Depressionspatienten eine Fehlfunktion im menschlichen Stresssystem vorzuliegen – ein Krankheitsmechanismus, der im Hinblick auf eine Gesellschaft, in der dauerhafter Stress ein zunehmendes Problem darstellt, besonders brisant wird: Die Produktion des menschlichen Stresshormons Cortisol wird durch das Gehirn streng kontrolliert, indem es über die sogenannte Stressachse Signale vom Hypothalamus an die Hypophyse bis hin zu den Nebennieren sendet. Bei einigen Patienten mit depressiven Störungen scheint die Stressache dauerhaft aktiv zu sein, sodass im Körper chronischer Stress vorliegt, was die Erkrankung bei diesen Personen auslöst. Folglich ist hier eine andere Therapieform erforderlich als für Patienten, bei denen ein anderer Mechanismus die Krankheit auslöst.
Künstliche Intelligenz und neue Wirkstoffe als Wegweiser für personalisierte Therapien
HMNC Brain Health will mit Precision Psychiatry einen Wandel von „one-size-fits-all“ zu personalisierten Therapiemethoden in der Depressionsbehandlung herbeiführen. Der Grundstein für diesen Ansatz, der auf mehr als 30 Jahren wissenschaftlicher Forschung am Max-Planck-Institut für Psychiatrie beruht, wurde durch den Firmengründer Prof. Dr. Florian Holsboer gelegt, der als einer der Pioniere der personalisierten Depressionstherapie gilt.
Der Grundgedanke des Precision-Psychiatry-Ansatzes besteht darin, Wirkstoffe Hand in Hand mit begleitenden Biomarkertests zu entwickeln, um diejenigen Patientengruppen zu erkennen, bei denen die Medikamente auch wirken. Künstliche Intelligenz (KI) ist dabei essenziell für das Trainieren des Klassifizierungsalgorithmus, der diese Patienten identifiziert.
Im Rahmen der Nelivabon- und Cortibon-Programme entwickelt HMNC Brain Health antidepressive Medikamente, die in Verbindung mit Begleitdiagnostika Dysfunktionen der Stressachse behandeln. Für die Biomarkertests wurden genetische und klinische Daten mehrerer Hundert Patienten mithilfe von KI analysiert und so der den Begleitdiagnostika zugrunde liegende Algorithmus entwickelt. Dabei nutzt das Unternehmen Next-Generation-Sequencing – eine moderne Analysemethode aus der Genetik. Die Tests sollen zukünftig noch vor Therapiebeginn anzeigen, ob bei dem jeweiligen Patienten eine Fehlfunktion der Stressachse vorliegt. So werden unnötige Behandlungen vermieden und idealerweise die Leidensdauer verkürzt. Im Rahmen regelmäßiger Updates, bei denen nach und nach weitere Patientendaten einfließen, sollen die Algorithmen weiterentwickelt und dadurch die Vorhersagen der Tests noch präziser werden.
Neben den beiden Programmen zur Behandlung von Fehlfunktionen im menschlichen Stresssystem umfasst das Portfolio von HMNC Brain Health das Ketabon-Programm – eine orale retardierte Formulierung von Ketamin mit stark reduzierten dissoziativen Nebenwirkungen, für das derzeit ebenfalls ein begleitendes Diagnostikum entwickelt wird. Langfristig ist es das Ziel von HMNC, all diese Tests innerhalb einer Plattform zusammenzufassen und dadurch mit nur einem diagnostischen Test für alle firmeneigenen Medikamente die bestmögliche Therapiemethode für Patienten zu identifizieren.