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Die Mainzer BioNTech SE und das britische Start-up InstaDeep haben heute den Abschluss einer Vereinbarung bekanntgegeben, im Rahmen derer BioNTech InstaDeep übernehmen wird. InstaDeep ist ein Technologieunternehmen im Bereich der künstlichen Intelligenz und maschinellem Lernen. Die Transaktion umfasst nach offiziellen Angaben eine Vorauszahlung von rund 362 Millionen britischen Pfund in bar und BioNTech-Aktien, um 100% der verbleibenden Anteile an InstaDeep zu erwerben, mit Ausnahme der Unternehmensanteile, die BioNTech bereits hält. Darüber hinaus haben Anteilseigner von InstaDeep Anspruch auf zusätzliche erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen von bis zu rund 200 Millionen britischen Pfund. Die Transaktion folgt auf die erste Kapitalbeteiligung von BioNTech im Rahmen der Serie-B-Finanzierungsrunde von InstaDeep im Januar 2022.

BioNTech: Entwicklung neuartiger KI- und ML-Technologielösungen

Die Übernahme ist Teil von BioNTechs Strategie, „weltweit führende Kapazitäten in der KI-gesteuerten Arzneimittelforschung und der Entwicklung von Immuntherapien und Impfstoffen der nächsten Generation aufzubauen“, um Krankheiten mit hohem medizinischem Bedarf zu adressieren. Die Transaktion soll die Belegschaft von BioNTech voraussichtlich um rund 240 Fachkräfte erweitern, darunter Teams in den Bereichen KI, ML, Bioengineering, Data Science und Softwareentwicklung. Durch die Übernahme will BioNTech sein Netzwerk globaler Forschungskooperationen in diesem Bereich ausbauen und seine Präsenz an wichtigen Standorten in den Vereinigten Staaten, Europa, Afrika und dem Nahen Osten erweitern.

Mit der Übernahme von InstaDeep sollen validierte und von BioNTech trainierte KI- und ML-basierte Modelle in die Forschungsplattformen von BioNTech eingebunden und mithilfe von InstaDeeps DeepChain-Plattform mit einer integrierten automatisierten Laborinfrastruktur verbunden werden. Darüber hinaus plant die Mainzer Biotech-Schmiede, neuartige KI- und ML-Technologielösungen zu entwickeln und in wichtigen strategischen und operativen Funktionen einzusetzen.

Die Übernahme baut auf der seit 2019 bestehenden Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen auf: Im November 2020 gaben die Unternehmen eine mehrjährige strategische Kollaboration sowie Gründung eines gemeinsamen AI Innovation Lab bekannt, bei der die neuesten Erkenntnisse der KI- und ML-Technologie zur Entwicklung innovativer Medikamente für eine Reihe von Krebsarten und Infektionskrankheiten eingesetzt werden. Die Unternehmen haben gemeinsam mehrere KI-basierte End-to-End-Anwendungen entwickelt, die auf Basis öffentlicher und unternehmenseigener Datensätze in verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen trainiert wurden. Dazu gehören Projekte zur Auswahl von Neoantigenen, zur Optimierung ribologischer Sequenzen für die RiboCytokine- und RiboMab-Plattformen von BioNTech sowie die Entwicklung eines Frühwarnsystems zur Erkennung und Überwachung besorgniserregender SARS-CoV-2-Varianten auf der Grundlage ihrer Fähigkeit, den Immunschutz zu umgehen, sowie ihres Übertragungspotenzials, die als Fitness definiert wurde. Das Frühwarnsystem wurde Januar 2022 erstmals vorgestellt.

Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Halbjahr 2023 erwartet, vorbehaltlich üblicher Vollzugsbedingungen sowie behördlicher Genehmigungen. Nach Abschluss der Transaktion soll InstaDeep als global operierende Tochtergesellschaft von BioNTech mit Sitz im Vereinigten Königreich agieren. Neben den Projekten für die Mainzer soll InstraDeep weiterhin Dienstleistungen für Kunden in verschiedenen Branchen auf der ganzen Welt erbringen, unter anderem in den Bereichen Technologie, Transport und Logistik, Industrie und Finanzdienstleistungen.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.