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AFYREN, zuletzt im Rahmen eines EU-Flaggschiffprojekts auf GoingPublic porträtiert, geht den nächsten Schritt: Mit einer staatlichen Förderung und einer neuen Investitionsstrategie nimmt die erste industrielle Anlage des Unternehmens Kurs auf Profitabilität. Was genau geplant ist – und warum der Zeitpunkt entscheidend ist. Von Urs Moesenfechtel
AFYREN (Euronext Growth Paris, ALAFY, ISIN: FR0014005AC9, Market Cap: 64,10 Mio. EUR), ein französisches Greentech-Unternehmen mit Fokus auf kohlenstoffarme, biobasierte Carbonsäuren, hat für seine industrielle Erstanlage AFYREN NEOXY einen weiteren Zuschuss in Höhe von 4 Mio. EUR erhalten. Die Fördermittel stammen aus dem französischen Investitionsprogramm „France Relance“ von Bpifrance zur Unterstützung strategischer Investitionen in systemrelevanten Wirtschaftszweigen. Die ausgezahlten Mittel sind die zweite Tranche eines Förderpakets in Höhe von insgesamt 8 Mio. EUR, aus dem AFYREN NEOXY bereits bei Beginn des Programms im Juni 2021 2 Mio. EUR erhalten hatte.
Staatliche Förderung in strategisch entscheidender Phase
Die nun erfolgte Zahlung kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt: Die in der Region Grand-Est angesiedelte Bioraffinerie befindet sich in der industriellen Hochlaufphase. Noch im zweiten Halbjahr 2025 laut Unternehmen sollen mehrere hundert Tonnen nachhaltiger Produkte produziert und vermarktet werden. Die Finanzmittel sollen in die Konsolidierung der bisherigen Fortschritte fließen und unter anderem laufende Anpassungen im Rahmen des Zuverlässigkeitsprogramms untersützen – ein Maßnahmenpaket zur technischen und betrieblichen Stabilisierung der neuen Industrieanlage.
Investitionsstrategie: Mehr Leistung, höhere Rentabilität
Parallel zur Auszahlung des Zuschusses initiiert AFYREN eine leistungsorientierte Investitionsstrategie, mit der die Produktionskapazität der Anlage um 20 % auf 20.000 Tonnen pro Jahr gesteigert werden soll. Gleichzeitig soll das prognostizierte EBITDA auf 14 Mio. EUR anwachsen – ein Plus von 40 % im Vergleich zur bisherigen Prognose von 9 Mio. EUR. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 20 Mio. EUR.
Das Unternehmen greift hierfür auf eigene liquide Mittel in Höhe von etwa 27 Mio. EUR zurück (Stand: Ende Juni 2025), prüft aber auch ergänzende Finanzierungsoptionen, um eine nachhaltige Finanzstruktur zu sichern. Ziel der Strategie ist es, mit AFYREN NEOXY die Gewinnschwelle zu erreichen – ein zentraler Schritt, um den jährlichen Barmittelverbrauch der Holding künftig zu decken.
CEO Nicolas Sordet bewertet die öffentliche Förderung als „Rückenwind für ein zukunftsweisendes Industriemodell“, das sowohl ökologischen Wandel als auch wirtschaftliche Souveränität adressiert. Die Investitionsstrategie zielt laut Sordet auf eine deutliche Steigerung der Leistungsfähigkeit und soll die Profitabilität der Gruppe entscheidend beschleunigen.
Mit der Kombination aus öffentlicher Förderung, Eigenmitteln und operativem Hochlauf tritt AFYREN nun in eine kritische Phase der Skalierung. Die nächsten Quartale dürften zeigen, ob das Geschäftsmodell unter realen Marktbedingungen trägt – und ob das Unternehmen damit als Pionier eines neuen Industriestandards im Bereich biobasierter Chemie bestehen kann.
Weiterführender Kontext:
GoingPublic berichtete Anfang Juli 2025 über den Abschluss des von der EU geförderten Flagshipprojekts, in dessen Rahmen AFYREN seine Technologie im industriellen Maßstab erfolgreich validieren konnte. Die aktuelle Meldung knüpft direkt an diese Entwicklung an: Zum Artikel: AFYREN – Wie eine Bioraffinerie die grüne Chemie industrialisiert
Autor/Autorin
Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.