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SEMECO gehört zu den Gewinnern der zweiten Runde des BMBF Clusters4Future-Wettbewerbs. Der Cluster will Innovationen der Medizintechnik durch sichere und hochintegrierte cybermedizinische Mikrosysteme schneller zum Patienten bringen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit bis zu 45 Mio. EUR. Dazu entwickeln die Clustermitglieder neue Ansätze für Systemlösungen, um traditionelle Zulassungsprozesse für smarte medizinische Instrumente und Implantate zu optimieren.

SEMECO: Regulatorik durch KI revolutionieren

„Gemeinsam wollen wir ein Ökosystem schaffen, welches das Innovations- und Zukunftspotenzial der Halbleiter- und Mikrosystemtechnikindustrie für die Medizintechnik hebt, die berechtigten Regulatorik- und Sicherheitsanforderungen in Einklang bringt und dabei beschleunigt Anwendungen für den Markt zum Wohle der Patientinnen und Patienten entwickelt“, sagte Prof. Gerhard Fettweis, Professor für Mobile Nachrichtensysteme an der TU Dresden und wissenschaftlicher Koordinator des SEMECO-Projekts.

Der Innovationszyklus für Medizintechnik dauert zunehmend länger, aufgrund immer anspruchsvollerer Zulassungsprozesse einerseits und immer komplexerer Systeme andererseits. Die Vision von SEMECO ist es, die Innovationszyklen in der Medizintechnik zu beschleunigen und die traditionelle medizinische Regulatorik durch Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) zu revolutionieren. Durch das Zusammenspiel von Messtechnik, Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung sollen smarte medizinische Instrumente und Implantate schneller entwickelt und zugelassen werden. Ein neuer Plattform-Ansatz soll, so die Verantwortlichen, für sichere und hochintegrierte cybermedizinische Mikrosysteme sorgen.

Regionale Bündelung wissenschaftlicher Exzellenz

SEMECO ist eines von sieben Clustern aus ganz Deutschland, das in der zweiten Runde des Clusters4Future-Wettbewerbs des BMBF aus 117 Bewerbungen ausgewählt wurde. Jedes der sieben Cluster erhält bis zu 15 Mio. EUR für eine dreijährige Förderperiode, die auf bis zu neun Jahre verlängert werden kann. Die Zusammenarbeit des Zukunftsclusters mit der Technischen Universität Dresden, bietet gemeinsam mit dem Else Kröner Fresenius Zentrum für Digitale Gesundheit, dem 5G++Lab Germany sowie dem Barkhausen Institut soll ideale Voraussetzungen für eine innovative und nachhaltige Zusammenarbeit an einem der führenden Standorte für Mikroelektronik, Nachrichtentechnik und erklärbare KI schaffen.

Innovatives Ökosystem für Medizintechnik

„Die medizinische Elektronik und Kommunikationstechnik bleibt oft viele Jahre hinter dem Stand der Technik zurück, hier müssen wir deutlich intensiver am Innovationstempo arbeiten“, so Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden.

Ein Beispiel für die oft veraltete Elektronik und Kommunikationstechnik sei die ausschließlich kabelgebundene Überwachung kritisch kranker Patienten. Solche komplexen Systeme, einmal zugelassen, behindern Flexibilität und Innovation. „Die Herausforderung besteht darin, eine Brücke zu schlagen zwischen neuesten Möglichkeiten der Technologie und ihrer praktischen Anwendung in der Medizin. Hier will SEMECO Plattformtechnologien schaffen, die Einsatzmöglichkeiten in der gesamten Medizin haben und weit über ein einzelnes Krankheitsbild hinausgehen“, sagt Prof. Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden.

Ziel sei es, ein industrielles Ökosystem zu etablieren, das die Innovationszyklen cybermedizinischer Mikro- und Kommunikationssysteme durch neue Sicherheitsarchitekturen und eine automatisierbare Zertifizierung mittels erklärbarer Künstlicher Intelligenz drastisch verkürzt. Durch die interdisziplinäre Verknüpfung von Mikroelektronik, Kommunikationstechnologie, Nanotechnologie, KI-gestützten Wissenssystemen und sicheren Laufzeitumgebungen würden so in einem Umfeld mit klaren und fortgeschrittenen klinischen Anwendungsszenarien neue revolutionäre Funktionalitäten ermöglicht. Dies erhöhe das Innovationstempo und smarte medizinische Instrumente und Implantate könnten so schneller in der Patientenversorgung ankommen.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.