Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie hat im Rahmen des Gründer-Events BioEntrepreneurship Summit 2019 die fünf Gewinner des diesjährigen Vorgründungswettbewerbs m4 Award bekanntgegeben. Jedes Siegerteam erhält bis zu 500.000 EUR für zwei Jahre.

Von den ausgewählten Forschergruppen entwickeln drei Teams neuartige Therapien gegen unterschiedliche Krebsformen, um eine zielgerichtete, effektive und dabei gut verträgliche Behandlung zu erreichen. Zwei der Forschergruppen adressieren mit ihren Projekten den dringenden medizinischen Bedarf im Bereich Antibiotikaresistenzen. Alle Gewinnerteams forschen in München, vier an der Technischen Universität München sowie eine Gruppe an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Die Gewinner des m4 Award 2019

PD Dr. Jennifer Altomonte, Teresa Krabbe, Klinikum rechts der Isar der TU München: Kommerzialisierung onkolytischer Viren

Onkolytische Viren (OVs) beanspruchen einen stetig wachsenden Marktanteil im Bereich der Krebstherapeutika. Diese Viren bieten einen eleganten und multimodalen Wirkmechanismus, welcher einen langlebigen systemischen Therapieerfolg ermöglicht. Trotz großer Fortschritte stehen onkolytische Viren dennoch vor Hindernissen bei aggressiven soliden Tumoren sowie durch mangelndes Erreichen des Tumors bei intravenöser Applikation. Diese und weitere Probleme adressiert FUSIX Biotech durch eine proprietäre Hybrid-Virus-Technologie. Basierend auf Zell-Zell-Fusionsreaktionen wird sowohl die Infektion gesunder Zellen als auch die Freisetzung von neuen Viruspartikeln aus infizierten Zellen in das umgebende Gewebe vermindert, was zu einem besonderen Sicherheitsprofil führt.

Dr. Benjamin Kick, Dr. Klaus Wagenbauer, Dr. Jonas Funke, Technische Universität München: Entwicklung eines Nanoschalters für Antikörper

Antikörper-basierte Immuntherapien haben großes Potenzial für die Behandlung von Tumorerkrankungen. Allerdings kann eine Überstimulation des Immunsystems zu Nebenwirkungen führen, aufgrund derer man die Therapie abbrechen muss. Diese Überstimulation hat zwei Ursachen: Zum einen sind die Zielantigene oft sowohl auf dem Tumorgewebe, als auch auf dem gesunden Gewebe vorhanden. Zum anderen sind die Antikörper im ganzen Körper aktiv und nicht nur lokal am Tumor. Um diese Probleme zu lösen, hat das Team einen „An/Aus-Knopf“ für Antikörper-Immuntherapien entwickelt. Dabei handelt es sich um einen ultra-miniaturisierten, aus DNA produzierten Nanoschalter. Der Nanoschalter kann spezifisch Tumorzellen erkennen und körpereigene Immunzellen zur Bekämpfung dieser Zellen rekrutieren. Damit kann das Immunsystem zielgerichtet und gewissermaßen „on demand“ Tumorzellen bekämpfen. Dies führt zu einer geringeren Aktivität auf gesundem Gewebe und damit zu weniger Nebenwirkungen. Mittelfristig sollen mittels der LOGIBODY-Plattform in Kooperation mit Pharmaunternehmen Therapeutika gegen verschiedene Tumorerkrankungen entwickelt werden. Bei erfolgreicher Validierung der Technologie sind langfristig eigene LOGIBODY-Therapien geplant.

Prof. Dr. Stefan Endres, Klinikum der Universität München: Entwicklung einer T-Zelltherapieplattform um chimäre Antigenrezeptor (CAR) T-Zellen und andere zelltherapeutische Verfahren vor Suppression zu schützen und regulatorische Mechanismen zur Funktionsverstärkung einzusetzen

Der Einsatz von chimäre Antigenrezeptor (CAR) T-Zellen konnte in der Therapie einiger Leukämien und Lymphome etabliert werden. Im Gegensatz dazu wirken CAR-T-Zellen bei soliden Tumoren bislang jedoch nicht aufgrund der Tumor-assoziierten Immunsuppression und des unzureichenden Zugangs der T-Zellen zu Tumorzellen. Das Forscherteam um Dr. Sebastian Kobold entwickelte deshalb die Plattform CARMOUFLAGE, um den Zugang von CAR-T-Zellen zum Tumorgewebe zu ermöglichen. Gleichzeitig steigert ein vor Immunsuppression schützender Rezeptor die zytotoxische Aktivität von CAR-T-Zellen.

Dr. Hannelore Meyer, Julia Krämer, Dr. Grzegorz Popowicz, Dr. Krzysztof Zak, Technische Universität München: Entwicklung neuartiger Antibiotika zur Behandlung von Infektionen mit multiresistenten Gram-negativen Bakterien

Infektionen mit multiresistenten bakteriellen Erregern stellen in Zukunft eine der größten medizinischen Herausforderungen dar. Über eine eigene Screeningplattform konnte das Forscherteam zwei neuartige Fragmentklassen als Inhibitoren von bakteriellen Resistenzen gegen die wichtigsten Antibiotikaklasse, den β-Lactamen, identifizieren. Die Kombination aus aktiver Hemmung aller β-Lactamase-Klassen und einer eigenständigen antibakteriellen Wirkung eröffnet die Möglichkeit, einen Wirkstoff mit einem doppelten mode-of-action zu entwickeln und somit neue Resistenzentwicklung erheblich zu erschweren.

Prof. Dr. Stephan Sieber, Dr. Franziska Mandl, Dr. Mathias W. Hackl, Dr. Christian Fetzer, Technische Universität München: Präklinische Entwicklung eines resistenzfreien Antibiotikums für die Therapie tödlicher Infektionskrankheiten

Bakterielle Infektionskrankheiten, hervorgerufen durch multiresistente Keime wie z.B. multiresistente Staphylococcus aureus (MRSA), stellen eine der größten Gefahren für die Gesundheit dar. Das Projektteam um Prof. Dr. Stephan Sieber hat ein neues Antibiotikum entdeckt, welches effektiv gegen gram-positive, multiresistente Bakterienstämme wirkt und keinerlei Resistenzentwicklung aufweist. Der neue Wirkmechanismus unterscheidet sich hierbei grundsätzlich von dem aller bisher zugelassenen Antibiotika. Das primäre Ziel des Projekts aBACTER ist die Entwicklung eines neuen Antibiotikums gegen Endokarditis, einer schon jetzt sehr schwer behandelbaren Entzündung der Herzinnenhaut.

Über 30 Bewerbungen aus bayerischen Forschungseinrichtungen

Die über 30 Bewerbungen gingen aus Forschungseinrichtungen ganz Bayerns ein. Mit einem Preisgeld von bis zu 500.000 EUR für zwei Jahre unterstützt der Wettbewerb die Weiterentwicklung und Validierung der jeweiligen Projektidee, um eine Ausgründung vorzubereiten. Dabei erhalten die Wissenschaftler nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch eine aktive Begleitung durch BioM und weitere Partner sowie Branchenexperten.

Mit dem 2011 von BioM, der Netzwerkorganisation der Biotechnologiebranche in München und Bayern, initiierten m4 Award fördert der Freistaat Produkte, Technologien oder Dienstleistungen junger Unternehmen, welche die Weiterentwicklung der Medizin der Zukunft entscheidend vorantreiben.